Private Banking und Wealth Management ist für Cornelia Klingler nicht nur ein Job, sondern eine Passion. Und diese beschäftigt sie bereits ein Großteil ihres Lebens. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit sechs Jahren auf dem Schoß von meinem Vater saß und er mir von Aktien erzählt hat“, sagt Klingler. Seitdem hat das Aktien-Thema sie nicht mehr losgelassen.
Daher ist es kaum verwunderlich, dass der berufliche Werdegang von Klingler sie in das Private Banking und Wealth Management führte. Bei Stationen wie der Hypovereinsbank und Donner & Reuschel sammelte Klingler Erfahrung – merkte aber auch, dass ihr nicht alles passte. „Insbesondere das eingeengte Produktspektrum hat mich gestört. Da gibt es feste Vorgaben, an die man sich halten muss“, erzählt Klingler im Gespräch mit dem private banking magazin. Daher reifte der Entschluss, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Im Januar 2022 ist es dann soweit: Die Cornelia Klingler Finance entsteht unter dem Haftungsdach von Finum Private Finance.
Bereut Klingler zwei Jahre später den Schritt? „Auf keinen Fall. Selbst bei einem sehr großzügigen Gehaltscheck würde ich nicht zurückgehen.“ Als selbstständige Beraterin böten sich ganz andere Möglichkeiten, Kunden zu betreuen. Vor allem, wenn es um Flexibilität, Zeitaufwand und die Intensität gehe. So komme es schon mal vor, dass die Termine frühmorgens oder spätabends liegen. Dafür kann Klingler mittags in ihrer Freizeit zum Sport oder sich um ihre anderen Engagements kümmern, wie der Hamburger Stadtpolitik.
Alle Teile der Serie „Raus aus der Bank“ im Überblick:
- Teil 10: „Rückblickend hätte ich früher den Mut fassen sollen“
- Teil 9: Duo wechselt aus der Apobank in die Selbstständigkeit
- Teil 8: Ehemalige Private Banker der Hypovereinsbank beraten in Flensburg
- Teil 7: Langjährige Wealth Manager wechseln aus der Commerzbank in die Selbstständigkeit
- Teil 6: Langjähriger Private Banker der Apobank wählt unternehmerischen Weg
- Teil 5: „Gefunden, wonach ich schon immer gesucht hatte“
- Teil 4: „Bis heute erläutere ich in Erstgesprächen genau diese Punkte“
- Teil 3: „Wir verstehen uns als externer Partner außerhalb der Bank“
- Teil 2: „Wir wollen die Finanzanwälte unserer Kunden sein“
- Teil 1: „Kunden sollen ein Verständnis für ihr modernes Portfolio bekommen“
Rund 30 Kunden betreut Klingler aktuell. Eine Zahl, die im Vergleich zu einer Festanstellung wesentlich geringer ist – mit der sie aber gut leben kann. Dennoch war die große Frage am Anfang, ob überhaupt Klienten zu ihr wechseln. Das ist laut Klingler eine der großen Unsicherheiten und Risiken, die mit dem Schritt in die Selbstständigkeit verbunden sind. Auch finanziell betrachtet schwinge ein höheres Risiko mit, wenn man auf ein festes Einkommen verzichte und nicht genau wisse, ob die Unternehmung erfolgreich verlaufen wird.
Wie also diese Unsicherheit ausmerzen? „Die eigene Reputation ist enorm wichtig“, sagt Klingler. Ihr Kundenstamm beruht mit auf den Empfehlungen von denjenigen, die ihr zu Beginn das Vertrauen ausgesprochen haben. Wenn man dann einen Dankesbrief erhalte, sei das eine Auszeichnung und Bestätigung der geleisteten Arbeit.
Ohne Haftungsdach ist Selbstständigkeit quasi unmöglich
Um den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, ist die Zusammenarbeit mit einem Haftungsdach laut Klingler nahezu unerlässlich. Denn nur so habe man angesichts der Regulatorik eine Absicherung, der es bedarf, um effektiv arbeiten zu können. Ihrer Einschätzung: Viele Angestellte im deutschen Private Banking kennen diese Option kaum.
In der Bundesrepublik gibt es eine überschaubare Zahl an Haftungsdächern. Klingler hat sich für Finum entschieden. Ihre Auswahl traf sie pragmatisch: Nachdem sie die unterschiedlichen Haftungsdächer getestet hatte, erhielt Finum die beste Bewertung bei den Kriterien, die ihr wichtig waren. Folglich fiel die Wahl auf das Unternehmen mit Sitz in Berlin.
Wunsch nach mehr Frauen als Beraterin
Dass es im Private Banking und Wealth Management einen geringen Frauenanteil gibt, ist kein Geheimnis. Klingler wünscht sich, dass sich dies in Zukunft ändert. Deshalb engagiert sie sich unter anderem bei Zonta, einem Netzwerk berufstätiger Frauen in verantwortungsvollen Positionen.
Insgesamt dürfe die Finanzbranche ruhig etwas diverser sein. Dies führe schließlich auch dazu, dass unterschiedliche Sichtweisen mehr Beachtung finden. Klingler hofft, dass sie einen Teil dazu beitragen kann und mehr Frauen den Weg ins Private Banking finden.
Ans Aufhören noch keine Gedanken verschwendet
Dass sie sich in nächster Zeit zur Ruhe setzt, kommt für Klingler nicht infrage. Denn ihre Arbeit sieht sie als Erfüllung an – zudem rege es den Geist an. „Solange ich mich fit genug fühle, möchte ich weiter arbeiten“, verrät Klingler. Da komme die Selbstständigkeit ihr entgegen, da es einfacher ist, das eigene Arbeitspensum zu wählen. Und wenn es nach Klingler geht, wird sie noch viele Jahre als selbstständige Beraterin tätig sein.