Nach über 40 Jahren Berufsleben freuen die meisten Menschen sich auf ihren Ruhestand. Nicht so Gerhard Loser. Denn nach seinen letzten Stationen als Marktbereichsleiter bei der Südwestbank und Bereichsleiter Private Banking bei der VR Bank Ravensburg-Weingarten ist Loser den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen. Jedoch nicht aus finanziellen Motiven, wie Loser im Gespräch mit dem private banking magazin erzählt: „Ich habe meine Familienplanung abgeschlossen und bin glücklicherweise wirtschaftlich so situiert, dass ich nicht mehr an der Gewinnmaximierung arbeiten muss.“
Aus dieser Situation will Loser sich rein auf die Freude an der Arbeit fokussieren, allem voran das Beraten. Das ein oder andere Ärgernis, welches Loser aus seinen Führungsaufgaben kennt, falle nun weg. Damit gehe eine große Freiheit einher. Kompromisse aufgrund der Richtlinien eines Arbeitgebers will er jetzt nicht mehr eingehen. Der Begriff Leidenschaft sei schon öfters in Gesprächen mit Kunden gefallen, erzählt Loser. Die Arbeit ist für ihn erfüllend und macht ihm Spaß, was der Gegenüber ebenfalls spüren kann.
Geistige Anregung im Alter wichtig
Loser ist überzeugt, dass es wichtig ist, im höheren Alter eine geistige Anregung zu haben. Nur so könne man fit bleiben. „Ich arbeite nicht mehr 60 Stunden die Woche wie früher, damit ergeben sich Freiräume, die ich nutze“, sagt Loser. Ungeachtet dessen habe er das Gefühl, mittlerweile mit noch höherer Kompetenz arbeiten zu können. Dies liege daran, dass er sich nicht mehr um Interna bei einem Arbeitgeber kümmern muss.
Loser muss sich natürlich nach wie vor an alle Regularien halten – ein Punkt, den er sehr wichtig findet, erst kürzlich hat er eine Compliance-Weiterbildung absolviert. Doch die unabhängige Arbeit biete dann doch deutlich mehr Freiräume.
Alle Teile der Serie „Raus aus der Bank“ im Überblick:
- Teil 11: Ex-Private-Wealth-Beraterin: „Selbstständig arbeiten, so lange wie ich kann“
- Teil 10: „Rückblickend hätte ich früher den Mut fassen sollen“
- Teil 9: Duo wechselt aus der Apobank in die Selbstständigkeit
- Teil 8: Ehemalige Private Banker der Hypovereinsbank beraten in Flensburg
- Teil 7: Langjährige Wealth Manager wechseln aus der Commerzbank in die Selbstständigkeit
- Teil 6: Langjähriger Private Banker der Apobank wählt unternehmerischen Weg
- Teil 5: „Gefunden, wonach ich schon immer gesucht hatte“
- Teil 4: „Bis heute erläutere ich in Erstgesprächen genau diese Punkte“
- Teil 3: „Wir verstehen uns als externer Partner außerhalb der Bank“
- Teil 2: „Wir wollen die Finanzanwälte unserer Kunden sein“
- Teil 1: „Kunden sollen ein Verständnis für ihr modernes Portfolio bekommen“
Das schließt auch die Auswahl der Kunden ein. Einen Stamm von 300, 400 oder 500 Klienten möchte Loser nicht mehr betreuen – seine Zielsetzung liegt bei 30 bis 50. Zudem berät er erst ab einer sechsstelligen Summe. Freiheiten, die er vorher nicht so hatte. Dazu zählt Flexibilität: Wenn ein Kunde morgens um 6 Uhr einen Termin wünscht, ist das für ihn genauso möglich wie abends um 22 Uhr.
Beratung über das reine Anlegen hinaus
Durch den kleineren Kundenstamm hat Loser mehr Zeit, um nicht nur Anlageberatung anzubieten. „Das geht darüber hinaus, Lebens- und Familienberatung, Nachfolgeplanung, Vollmachten und hat dadurch einen ordentlichen Umfang“, sagt Loser. Wenn die Kunden es wünschen, wird ihnen so ein Gesamtpaket geboten. Das führt zu einer intensiveren Zusammenarbeit, da man die Kunden nicht mehr nur einmal im Jahr sieht. Dadurch entsteht die Vertrauensbasis, um über intimere oder heiklere Themen zu sprechen.
Unabhängigkeitserklärung entscheidendes Merkmal für Haftungsdach
Um abgesichert zu sein, arbeitet Loser unter dem Haftungsdach von Finum. „Glücklicherweise habe ich Laufe meines Berufslebens viele Kontakte knüpfen können. Drei ehemalige Kollegen haben bereits dort gearbeitet“, sagt Loser. Die explizite Unabhängigkeitserklärung war bei der Auswahl ein wichtiges Kriterium, zudem gibt es eine qualifizierte Vertretungsregelung. Diese greift, sollte Loser mal ausfallen oder sich dazu entschließen, aufzuhören.
Dass Finum mit zwei bankunabhängigen Vermögensberatern kooperiert, war ebenfalls ein wichtiges Argument für die Zusammenarbeit. Wie bei anderen Haftungsdächern auch gibt es zudem Spezialisten für unterschiedliche Bereiche wie Immobilien oder Rechtsfragen, auf deren Expertise Berater wie Loser zurückgreifen können. Dadurch falle die Rundumversorgung wesentlich leichter aus. Für seine Kunden ist jedoch angenehm, dass es nicht fünf verschiedene Ansprechpartner gibt. „Ich bin sozusagen das Drehkreuz, über das alles läuft.“