Studie der Stiftung Familienunternehmen „Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren“

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Studie der Stiftung Familienunternehmen
„Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren“
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Das Cover der Studie

Das Cover der Studie: Die Stiftung Familienunternehmen hat die Studie seit 2006 zum neunten Mal in Auftrag gegeben, Deutschland rutschte seitdem immer weiter nach hinten. Foto: Stiftung Familienunternehmen / ZEW / Calculus Consult

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Deutschland kann mit Standorten in Nordamerika, Westeuropa und Skandinavien kaum noch mithalten. Während andere Staaten in Infrastruktur investieren oder ihr Steuersystem reformieren, kommt Deutschland nicht voran. Auf der Habenseite ist lediglich die vergleichsweise geringe Verschuldung des Staates und der privaten Haushalte zu verbuchen. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Standortranking des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen.

Der Länderindex als Vergleich von 21 Industriestaaten wurde unter der Leitung von Friedrich Heinemann seit 2006 mittlerweile zum neunten Mal erstellt. Seit dem ersten Ranking ist Deutschland um sechs Plätze abgerutscht.

Die Studienautoren halten es deshalb für wichtig, dass die Verantwortlichen aus der Politik reagieren und gegensteuern. „Die gegenwärtige Krise sollte als Chance zur Umkehr begriffen werden, vor allem zum Abbau lähmender Regulierungslasten, schreiben die Studienautoren. Die steuerlichen Bedingungen müssen sich dringend verbessern. Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist eine echte Wende in der Bildungspolitik nötig. Die Genehmigung und Durchführung öffentlicher Investitionsvorhaben sollte sich in der Breite beschleunigen“, schreiben die Autoren.

 

 

Der Länderindex bewertet die Attraktivität des deutschen Standorts aus der speziellen Perspektive großer Familienunternehmen und stellt die für diese Unternehmen besonders bedeutsamen Standortvoraussetzungen in Deutschland denjenigen wichtiger Wettbewerberländer gegenüber. Die Neuberechnung erfolgt zu einem für die deutsche Wirtschaft kritischen Zeitpunkt. Nachdem die Corona-Pandemie bereits vorübergehend einen tiefen Einschnitt gebracht hatte, ist es mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem Ausfall der russischen Energieimporte für Europa zu einem Angebotsschock
mit langfristiger Wirkung gekommen.

Bei Steuern liegt Deutschland sogar auf dem vorletzten Platz

Dieser Schock ist international stark asymmetrisch und trifft besonders europäische Länder, die wie Deutschland, Österreich oder die osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten stark von russischem Gas abhängig waren. Die aktuelle umfassende Bewertung von Standortfaktoren über viele Dimensionen gibt in dieser Ausgangslage somit auch Auskunft zur Frage, ob sich die Nachteile europäischer Länder im Bereich der Energiepreise möglicherweise durch Standortvorteile auf anderen Gebieten kompensieren lassen. Die Ergebnisse des Länderindex Familienunternehmen 2022 und der Vergleichsrechnung für das Jahr 2020 sind in der nachstehenden Tabelle gegenübergestellt:

Der Länderindex wird als gewogener Durchschnitt von sechs Subindizes errechnet: Steuern, Arbeit, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur und Investitionen, Energie. Er kann Punktwerte zwischen 0 und 100 annehmen. Starke Verbesserungen zeigten Japan und Schweden, große Verluste verzeichneten Österreich und die Niederlande.

Der Bundeshaushalt mit seinen Nebenhaushalten ist nicht mehr transparent genug

In der aktuellen Rangliste befindet sich Deutschland auf Platz 18, vier Plätze schlechter als beim vorhergehenden Länderindex aus dem Jahr 2020. Allerdings liegen die Länder auf den Plätzen 14 bis 19 mit ihren Punktwerten sehr nah beieinander. Es gibt für Deutschland aber keinerlei Anzeichen für eine Aufwärtsbewegung. Nur Ungarn, Spanien und Italien schneiden noch schlechter ab.

Im Zeitverlauf lässt sich ablesen, dass sich Deutschland bei Steuern, Regulierung und Infrastruktur negativ entwickelt hat. Auch das Verhältnis Arbeitskosten und Produktivität zeigt einen ungünstigen Trend im Vergleich zu den Wettbewerbern. Bei der Steuerlast für Familienunternehmen rangiert Deutschland weiterhin auf dem vorletzten Platz; bedingt vor allem durch die Untätigkeit der deutschen Steuerpolitik, wie Heinemann schreibt.

Diese Nachteile waren durch die positive Tendenz beim Indikator Finanzierung nicht auszugleichen. Außerdem muss sie für die Zukunft nicht so gelten. Aktuell sei hier der Sinn für Prioritäten und zielgenaue Hilfen auf der Strecke geblieben, so Heinemann. Der Bundeshaushalt mit seinen Nebenhaushalten ist demnach nicht mehr transparent genug. Luft für Zukunftsaufgaben sei nur zu bekommen, wenn endlich Reformen im Bereich Rente und Gesundheit stattfänden.

 

 

 

„Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren. Gerade die hohen Energiepreise, an denen wir wenig ändern können, müssten doch Anreiz bieten, die übrigen Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern. Im internationalen Vergleich auf den hintersten Plätzen – das ist nicht das Feld, in das wir gehören“, sagt Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.

Die gemeinnützige Stiftung Familienunternehmen ist ein bedeutender Förderer wissenschaftlicher Forschung rund um Familienunternehmen. Sie ist Ansprechpartner für Politik und Medien in wirtschaftspolitischen, rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen. Die 2002 gegründete Stiftung wird mittlerweile getragen von über 500 Firmen aus dem Kreis der größeren deutschen Familienunternehmen.

Die ganz Studie können Sie hier lesen.

 

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