Randolph Kempcke und Alfred Straubinger „Unsere Mandanten erwarten, dass wir Performance-Verantwortung übernehmen“

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Demnach wird es nach dem Ausscheiden von Jens Spudy und seiner Mitnahme von drei Immobilientöchtern für diese kein Ersatz geben.

Straubinger: In unserer jetzigen Aufstellung brauchen wir keine unternehmensinterne Immobilienverwaltung mehr. Das ist ein dezentrales Geschäft, bei dem ich meinen Mandanten eine Dienstleistung vor Ort bieten können muss. Das können wir besser über externe Partner bedienen als intern darzustellen.

Kempcke: Die individuelle Verwaltung von Immobilien, Direktbeteiligungen an Unternehmen oder Sekretariatsaufgaben können von einem Multi Family Office für den Mandanten nicht zufriedenstellend angeboten werden. Generell gilt, dass wir Aufgaben, die man originär einem Single Family Office zuschreiben würde, als Multi Family Office nicht skalieren können. Als Multi Family Office ist es unmöglich, diese Dienstleistungen individuell und professionell anbieten zu können. Und wenn sie es doch tun, schaffen sie sich systematisch von Minute eins an unzufriedene Mandanten.

Kommen wir zur Geschäftslage und zunächst zum Blick in den Rückspiegel. Die bisher veröffentlichten Geschäftsberichte von Spudy & Co. weisen für die Jahre 2012 und 2013 Defizite aus. Hat sich das bereits 2014 oder 2015 geändert?

Straubinger: Operativ haben wir als Unternehmensgruppe Spudy & Co. die vergangenen Jahre immer schwarze Zahlen geschrieben. Was hinzukam, waren einzelne Sonderfaktoren. Das wird sich mit dem kommenden Geschäftsjahr ändern. Unsere Geschäfte verlaufen erfreulich stabil.

Und der Blick nach vorne. Denken Sie bei etwaigen Wachstumsplänen auch über Zukäufe nach?

Kempcke: Das wollen wir nicht ausschließen, aber einen Masterplan für Wachstum durch den Erwerb von anderen Family Offices gibt es nicht. Unser Fokus liegt stattdessen auf dem organischen Wachstum. So haben wir in den vergangenen Monaten viele Initiativbewerbungen bekommen und letztendlich fünf junge Leute eingestellt, die schlichtweg überzeugt haben, weil sie sehr gut ausgebildet sind und zu uns passen.

Straubinger: In den vergangenen drei Jahren haben wir unsere Hausaufgaben erledigt und sind als Auretas dank eines klar ausgerichteten Geschäftsmodells gut aufgestellt. Entsprechend sind wir positiv gestimmt, was unser Wachstum angeht.

Zudem sind wir überzeugt, dass der Markt der unabhängigen Beratung in Deutschland im Kommen ist. Laut Verband der unabhängigen Vermögensverwalter liegt der Marktanteil bei rund 5 Prozent. Da sich die Banken aus dem Geschäft zunehmend zurückziehen, dürfte der Marktanteil der Unabhängigen deutlich steigen und sich den Zahlen von rund 20 Prozent in der Schweiz oder Großbritannien annähern.


Über die Interviewten:
Alfred Straubinger ist geschäftsführender Gesellschafter des Auretas Family Trust. Zuvor hatte der 63-Jährige 1992 zusammen mit Werner Döttinger den Münchner Vermögensverwalter Döttinger/Straubinger gegründet und verantwortete als Partner von 1986 bis 1992 den Family-Office-Bereich der Matuschka-Gruppe.

Randolph Kempcke ist geschäftsführender Gesellschafter des Aurteas Family Trust. In gleicher Position war der 52-Jährige zuvor für das Family Office Spudy & Co. tätig. Von 1998 bis 2009 beriet Kempcke Mandanten bei UBS Deutschland und UBS Sauerborn. Bei Letzteren war er seit 2006 als Partner für ein Family-Office-Team und die Region Nord zuständig.

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