ANZEIGE

Rally an den US-Märkten Von Trumps Twitter-Tiraden nicht verunsichern lassen

Seite 3 / 4

Der Welthandel verlangsamt sich

Aber wie kann ein starker US-Arbeitsmarkt das aufkommende Problem der Verlangsamung des Welthandels wegstecken? Die Stimmung kann sich schnell drehen, und dies könnte im Laufe der Zeit auch die Fundamentaldaten beeinflussen.

Die Aktienmärkte, die wir für den Frühindikator par excellence halten, könnten das relativ schwächere Wachstum relativ schnell einpreisen, vor allem, wenn sich die Daten im Welthandel verschlechtern. Erste Berichte zeigen bei Ein- und Ausfuhren bereits eine Verlangsamung. Der internationale Handel ist für Europa und die Schwellenländer besonders wichtig, nicht nur für das allgemeine Wirtschaftswachstum, sondern auch für die Unternehmensgewinne.

Nach unserer Auffassung dürfte Trump politische Vorteile gegen die wirtschaftlichen Nachteile abwägen. Auf den ersten Blick sind die möglichen Kosten eines Handelskrieges mit China deutlich höher als mit Europa, da die Integration der Lieferketten zwischen den USA und China sehr weit reicht.

Leistungsbilanz zwischen den USA und der EU ist ausgeglichen

Beim Handel mit Europa geht es in höherem Maße um Endprodukte, und insbesondere um Automobile. Die Leistungsbilanz zwischen den USA und der EU ist jedoch ausgeglichen. Während die Handelsbilanz bei Waren negativ ist, da die EU einen Überschuss von 153 Milliarden US-Dollar gegenüber den USA erzielte, hatten die USA bei den Dienstleistungen einen Überschuss von 51 Milliarden US-Dollar, hat das US-Handelsministerium im Juli 2018 berechnet.

Überdies erzielten die USA beim sogenannten Primäreinkommen, das hauptsächlich aus den Unternehmensgewinnen der Tochtergesellschaften von US-Unternehmen in der EU besteht, laut US-Handelsministerium einen Überschuss von 106 Milliarden US-Dollar. Dies könnte den vergleichsweise versöhnlichen Ton erklären, den Trump nach dem Treffen mit Jean-Claude Juncker, dem Präsidenten der Europäischen Kommission, am 25. Juli anschlug.

US-Leistungsbilanzdefizit gegenüber China bleibt unausgewogen

Dagegen ist das US-Leistungsbilanzdefizit gegenüber China mit einem Gesamtbetrag von 358 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 in der Tat unausgewogen. Bedingt ist dies dadurch, dass China Investitionen durch ausländische Unternehmen nach Angaben des US-Handelsministeriums schon vor langem beschränkte. Nach unserer Erwartung wird sich die Rhetorik gegenüber China nach den US-Wahlen im November daher etwas abschwächen – insbesondere, wenn die Republikaner gut abschneiden.

Der Druck auf die europäischen Verbündeten ist nach dem Treffen von Trump und Juncker scheinbar bereits schwächer geworden. Es könnte zu Verhandlungen mit der EU über niedrigere Zölle kommen. Auf diese Weise könnte Trump seiner Wählerschaft zeigen, dass er etwas erreicht.