Quant-Methoden im Portfoliomanagement „Man sollte sich mehr auf das stützen, was ökonomisch plausibel ist“

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Hellmich: Die Risikoübernahme ist sicher eine Erklärung. Eine andere ist, dass ein Effekt wie etwa Momentum Ineffizienzen reflektiert. Mir scheinen spieltheoretische Modelle beziehungsweise Population Games für die Erklärung von Faktoren am plausibelsten: Es gibt Agenten mit inhomogenen Erwartungen, die unterschiedliche Strategien zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Markt anwenden. Es gibt Front Runner und solche, die nachziehen. Damit kann man den Momentum-Effekt herauslesen, auch wenn es vielleicht nicht die einzige Erklärungsmöglichkeit ist. Auch eine Blasenbildung lässt sich auf diese Weise gut erklären – allerdings nur erklären, nicht prognostizieren.

Doch was passiert, wenn der Markt sich ändert und alle auf dieselbe Strategie setzen, etwa auf Low Volatility?

Raviol: Wenn in vielen Portfolios die gleichen Aktien zu finden sind, kann das zu einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale führen, wie damals beim sogenannten Quant-Crash. Auch heute sehen Marktbeobachter im Bereich der Low-Volatility-Strategien bereits Anzeichen von Crowding, das durch die großen Mittelzuflüsse begünstigt wird.

Alexander Raviol ist Partner bei Lupus AlphaQuelle: Markus Kirchgessner

Hellmich: Wenn Märkte im Trend sind, dominiert eine Strategie, der Markt befindet sich im temporären Nash-Gleichgewicht, wie man in der Spieltheorie sagt. Die Blase platzt, wenn sich viele Marktteilnehmer von einer bis dato dominanten Strategie abwenden. Allerdings können wir nicht genau erkennen, wann es zu diesem Trendwechsel kommt. Wann fangen die ersten an, ihre Meinung zu ändern? Wann ziehen andere nach? Und wann platzt die Blase? Diese komplexe Situation kurz vor dem Platzen einer Blase zu beschreiben, ist mathematisch schwierig.

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Das Interview stellte die Fondsboutique Lupus Alpha dem private banking magazin freundlicherweise zur Verfügung.

 

Über die Interviewten:
Martin Hellmich hat seit September 2012 die Karl-Friedrich-Hagenmüller-Professur für Financial Risk Management an der Frankfurt School of Finance & Management inne. Bis dahin war er Leiter Fixed Income für die Mainfirst Bank. Davor lagen Stationen bei der Dekabank, bei Cantor Fitzgerald, Barclays Capital, LBBW, Cominvest Asset Management und Allianz. Hellmich ist promovierter Mathematiker und war auch schon vor 2012 als Dozent an der Frankfurt School tätig.

Alexander Raviol ist Partner und Leiter Portfoliomanagement Alternative Solutions bei Lupus Alpha. Vor seinem Wechsel zur Frankfurter Fondsboutique vor elf Jahren war der Diplom-Physiker unter anderem im Asset Management der Dresdner Bank, als Portfoliomanager bei der UBS und der HSH Nordbank tätig.

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