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Investieren in schwierigen Zeiten „Qualität zahlt sich langfristig aus“

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Marcus Ratz, Fondsmanager des Lupus Alpha Dividend Champions Foto: Lupus Alpha

Herr Ratz, Sie gingen vor 22 Jahren bei Lupus Alpha an Bord und haben somit dramatische Zeiten wie etwa die Finanzkrise aus Investorensicht miterlebt. Beim Fonds Lupus Alpha Dividend Champions stehen Sie seit Auflegung vor rund zehn Jahren am Steuer. Wie ordnen Sie die aktuelle Situation im Vergleich zu früheren Krisen ein?

Ratz: Ich bin tatsächlich schon lange dabei und krisenerprobt. Doch die aktuelle Lage ist anders als das, was ich bisher gesehen habe: Wir kämpfen mit einer hohen Inflation und vor unserer Haustür tobt eine schwere geopolitische Krise. Doch es gibt gerade im Small- und Mid-Cap-Bereich Unternehmen, die selbst in konjunkturell schwierigen Fahrwassern hervorragend aufgestellt sind und krisenresistente Geschäftsmodelle haben. Es gibt immer Gewinner und Verlierer, und die gut aufgestellten Unternehmen setzen sich langfristig durch.

Wie sieht der Depotstand eines Anlegers aus, der seit Auflegung des Fonds dabei ist? Der Fonds feiert demnächst sein zehnjähriges Jubiläum – sollte er schon einmal den Sekt kaltstellen? Sprich: Wie hat sich der Fonds im Vergleich zum Stoxx Europe TMI Small Return und zum großen Bruder Stoxx Europe 50 Return entwickelt?

Ratz: Auch wenn wir momentan einen allgemeinen Abwärtstrend durchleben, langfristig konnten wir seit Auflage am 5. Dezember 2012 zum Stichtag 30. September 2022 10,4 Prozent Rendite jährlich erwirtschaften, 2,8 Prozentpunkte per anno mehr als der Small-Cap-Vergleichsindex. Europäische Large Caps konnten im gleichen Zeitraum mit 5,2 Prozent jährlich nur die Hälfte der Rendite erwirtschaften. Eigentlich wäre das schon ein Grund zu feiern, aber ich denke, wir sollten uns in der jetzigen Situation eher auf die Unternehmensauswahl fokussieren.

Charakteristisch für Lupus Alpha ist die Bottom-Up-Anlagestrategie, Makrodaten spielen also eigentlich eine bestenfalls untergeordnete Rolle. Wie gehen Sie mit den aktuellen Makrodaten um?

Ratz: In schwierigen Märkten überspielen Makrodaten den wahren Wert eines Unternehmens. Wenn nicht die Qualität, sondern Makrodaten den Kurs eines Unternehmens bestimmen, kann das für uns als Bottom-Up-Investor frustrierend sein. Auch wenn pauschal abverkauft wird, hat sich an den Daten unserer ausgewählten Qualitätsunternehmen ja nicht viel geändert. Aber solche Phasen sind uns bekannt und wir sind überzeugt, dass sich Qualität langfristig auszahlt.

Auch wenn der Fonds das Stichwort Dividenden im Namen trägt, bezeichnen Sie ihn nicht als klassischen Dividendenfonds. Was machen Sie mit dem Lupus Alpha Dividend Champions anders?

Ratz: Bei unserem Fonds Lupus Alpha Dividend Champions sind die Dividenden nur ein erstes Merkmal für die Auswahl von Qualitätsunternehmen. Dabei steht nicht die Höhe der Dividenden im Vordergrund, sondern die Kontinuität der Ausschüttungen. Diese sollen auf laufenden Erträgen von Unternehmen mit soliden Bilanzen beruhen.

Sie setzen mit dem Fonds gezielt auf Qualitätsunternehmen, die „Krise können“ – so bringt es Ihr Haus griffig auf den Punkt. Woran machen Sie fest, ob ein Unternehmen das Rüstzeug dafür mitbringt?

Ratz: Für die quantitative Vorauswahl aus den rund 1.000 europäischen Mittelstandsunternehmen haben wir konkrete Kriterien aufgestellt. Wir analysieren über einen längeren Zeitraum Umsatz- und Bilanzkennzahlen sowie die Eigenkapitalquote. Die Unternehmen müssen jedes Jahr Gewinn machen – auch in Krisen. Bei der Kontinuität der Dividenden muss mindestens über fünf Jahre jedes Jahr eine zumindest gleichbleibende Dividende gezahlt worden sein, bei längerem Track-Record sogar zehn Jahre! Diese quantitative erste Prozessstufe reduziert das große Anlageuniversum um rund 85 Prozent. Die verbleibenden rund 130 bis 150 Unternehmen schauen wir uns ganz detailliert im Team an und setzen gezielt auf gut aufgestellte Unternehmen mit krisenresistenten Geschäftsmodellen. Nur die besten 30 bis 35 Unternehmen schaffen es in unser konzentriertes Portfolio. Kern unseres qualitativen Prozesses sind die mehr als 1.500 persönlichen Unternehmensgespräche unseres Small- und Mid-Cap-Teams pro Jahr. Hier können wir uns von der Qualität und Strategie des Managements überzeugen, ein wichtiger Faktor gerade bei kleineren Unternehmen.

Welche Unternehmen im Portfolio verfügen über ein Resilienz-Gen und lassen sich beispielhaft für Krisenkönner nennen?

Ratz: Ein Beispiel ist D'Ieteren. Das belgische Unternehmen mit einer Holdingstruktur aus fünf Bereichen ist strukturell sehr gut aufgestellt. Der wichtigste Geschäftsbereich ist Belron, der Weltmarktführer für Reparatur und Austausch von Autoglas und in Deutschland unter der Marke Carglass bekannt. Der Charme dieses Geschäfts liegt vor allem darin, dass immer mehr Fahrzeuge mit Assistenzsystemen wie Radar- oder Abstandssensoren verkauft werden, die sich in der Frontscheibe befinden. Bei einem Austausch der Scheibe müssen die Sensoren rekalibriert werden. Das bedeutet für Carglass, dass durch die Sensoren der Preis für den Austausch der Scheibe deutlich steigt und gleichzeitig die hochmargige Rekalibrierung hinzukommt. Das ist ein krisenresistentes Geschäft: Autos fahren auch in schwierigen Zeiten und Glasscheiben gehen auch in Rezessionen kaputt.

Ein anderes Beispiel ist das finnische Unternehmen Huhtamäki, es ist im Bereich der nachhaltigen Lebensmittel-Verpackungslösungen global tätig, also auch in den Emerging Markets. Durch die Fokussierung auf Nachhaltigkeit kann das Unternehmen vom strukturellen Trend der nachhaltigen Verpackungen bestens profitieren und weist einen sehr guten Cashflow auf. Hinzu kommt: Die Lebensmittelbranche ist ein eher defensiver Sektor, die Nachfrage ist insgesamt wenig zyklisch.

Derzeit schauen Anleger eher ungern auf den Kursverlauf ihrer Depotbestände. Wie blicken Sie auf das kommende Jahr – eher optimistisch oder abwartend? Was erwarten Sie 2023 vom Portfoliobaustein Lupus Alpha Dividend Champions?

Ratz: Leider kann ich die Zukunft nicht vorhersagen. Aber gerade in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser wird es umso wichtiger sein, dass man mit der Dividendenkontinuität auf solide Qualitätstitel setzt, die langfristig besser performen als der Markt. Möchte man den jetzigen Kursrückgang zum Einstieg nutzen, würde ich empfehlen, nicht alles auf einmal zu investieren, sondern sukzessive verteilt über mehrere Monate und Quartale kontinuierlich Geld anzulegen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Small und Mid Caps dank ihrer Flexibilität eine Krise zumeist deutlich schneller hinter sich lassen können als Großkonzerne. Dann können Investoren das Potenzial dieser Anlageklasse voll nutzen.

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