QE-freie Pfade beschreiten Werkzeuge gegen schwindende EZB-Liquidität

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QE-freie Pfade beschreiten

Es mag naheliegend erscheinen, aber die Marktbereiche, auf die sich die EZB bei ihren Anleihekäufen konzentriert hat, werden am stärksten betroffen sein, wenn die Zentralbank ihr Unterstützungsprogramm beendet. Den größten Teil der Käufe der EZB machen Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade Bereich und Staatsanleihen aus. Zieht sich der wichtigste Teilnehmer aus dem Markt zurück, könnte die Nachfrage in diesen Segmenten angesichts der derzeitigen Renditeniveaus wegbrechen.

Bei Banken hingegen ist die Relevanz der Zentralbankkäufe bedeutend geringer – und bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen gar nicht vorhanden. In beiden Bereichen sehen wir zurzeit günstige Angebote. Zwar ist der Spread zwischen finanziellen und nichtfinanziellen Anleihen positiv. Jedoch spiegelt er nicht die Qualität der Papiere wider, die sich etwa durch die Bereinigung der Bilanzen europäischer Banken erheblich verbessert hat. Auch hochverzinsliche Anleihen sind relativ günstig: Ihre Renditen liegen um ganze 120 Basispunkte über jenen von BBB-Anleihen, die sie um nur eine Ratingstufe übertreffen.

Die Grenzlinien überwachen

Das Austrocknen des italienischen Anleihenmarkts im letzten Sommer zeigt: Anleihen, die am Rande eines High-Yield-Ratings taumeln, sind besonders anfällig für dramatische Kursschwankungen – und das aus gutem Grund. Sollte sich die Haushaltslage Italiens weiter verschlechtern und die Ratingagenturen die Staatsanleihen herabstufen, würde der Staat in eine Art Niemandsland eintreten: in Investment-Grade-Fonds nicht mehr willkommen, für einen Schwellenmarkt viel zu entwickelt. In einer Marktlage, in der passive Fonds verkaufen müssen, werden italienische Staatsanleihen dann keinen natürlichen Käufer haben.

Anleger, die in Unternehmensanleihen investieren, sollten auch bei einigen BBB-Papieren besondere Vorsicht walten lassen. Denn der globale Kreditzyklus schreitet in den nächsten Jahren voran – und wir gehen davon aus, dass die Ratingagenturen einige Unternehmen mit BBB-Rating herabstufen und sie so in Hochzinsanleihen verwandeln. Dies könnte zu einem Ungleichgewicht im High-Yield-Markt führen. Die Anleger dort sind an kürzere Laufzeiten gewöhnt, als dies bei den meisten Wertpapieren mit Investment-Grade-Rating der Fall ist. Eine mögliche Herabstufung von Investment-Grade-Papieren ist auch ein weiterer guter Grund, Chancen im High-Yield Sektor ins Auge zu fassen: Der Aufschlag, den Anleger für Investment-Grade zahlen, ist in einigen Fällen nicht gerechtfertigt.