Ende 2021 waren Family Offices noch in Deal-Laune. Und zwar sowohl in Europa als auch global: Fast 500 Milliarden US-Dollar investierten Family Offices laut der PwC Global Family Office Deals Study 2023 im zweiten Semester 2021. Auch die Zahl der Transaktionen lag mit knapp 6.000 auf einem Allzeithoch. Von dieser Euphorie ist nicht viel übrig: An nur noch 2.440 Transaktionen waren Family Offices im ersten Halbjahr 2023 beteiligt – die Zahl der Deals ist damit so gering wie seit der zweiten Hälfte des Jahres 2013 nicht mehr. Auch das Volumen der Transaktionen fiel zuletzt auf nur noch 167 Milliarden Dollar.
Family Offices investierten jahrelang aktiv
Dabei weisen die Studienautoren Peter Englisch und Johannes Rettig von PwC darauf hin, dass das Auftreten von Family Offices bei Deals an den Immobilien-, Start-up- oder Direktinvestmentmärkten in den vergangenen Jahren agiler und aktiver geworden sei. Dass sich nun zumindest mit Blick auf Volumen und Zahl der Transaktionen eine Trendwende eingetreten ist, dürfte auch an der verschärften ökonomischen Situation liegen. Immerhin: Family Offices können mit Eigenkapital trotzdem investieren, wo sich die Fremdkapitalsituation auch durch die Zinsveränderungen verschärft hat.
Die beiden Studienautoren Englisch und Rettig haben für die Studie zu Deals der Family Offices eine globale Datenbank mit mehr als 7.500 von eben solchen analysiert und dabei den Zeitraum von Januar 2013 bis Juni 2023 analysiert. Was dabei als Family Office gilt, haben beide wie folgt definiert: ein Unternehmen, das mit dem Geld eines einzelnen Eigentümers oder einer Eigentümerfamilie gegründet wurde und deren Vermögen gezielt und langfristig anlegt.
Start-up-Investments werden wichtiger, Immobilienanlagen dafür nicht
Und: Offenbar zeichnen sich die Family Offices auch immer dadurch aus, dass Anlagen in Start-ups einen größer werdenden Teil der Transaktionszahl ausmachen – zuletzt lag der Anteil bei 63 Prozent. In der ersten Häfte des Jahres 2013 lag er noch bei 37 Prozent. Die steigende Zahl der Start-up-Transaktionen geht dagegen klar zulasten von Immobilien. Ihr Anteil ist von zwischenzeitlich fast 60 Prozent auf nun nur noch 22 Prozent gesunken.
Auf der anderen Seite machen die Direktinvestments noch immer einen Großteil des Transaktionsvolumens aus: Bei 58 Prozent lag ihr Anteil zuletzt, das der Start-ups dagegen bei nur 26 Prozent. Das heißt: Die Deals im Venture-Capital-Segment weisen deutlich kleinere Volumina auf als bei normalen Direktinvestments. Gleich ist allerdings auch beim Volumen, dass die Bedeutung von Immobilien inzwischen klar abgenommen hat auf nur noch 16 Prozent Anteil am gesamten Volumen.
Family Offices verlieren am Markt für Direktinvestments an Bedeutung
Auch bei den direkten Investments in Unternehmen ist die Zahl und das Volumen von Transaktionen durch Family Offices zuletzt klar gesunken. Die Bedeutung der Family Offices am Gesamtmarkt hat sich damit verringert: Ihr Anteil liegt nach zwischenzeitlich 6 nur noch bei 3 Prozent. Während bis 2021 noch die Zahl von Transaktionen im Wert von über 100 Millionen Dollar immer wichtiger für Family Offices wurden, beteiligten sie sich zuletzt auch wieder eher über kleinere Beträge – und in 60 Prozent der Fälle über Club Deals. Der beliebteste Sektor war sowohl in Sachen Transaktionszahl als auch -volumen Computer-Software und -Dienstleistungen.
Nach einem Rekordjahr in 2021 sind Family Offices auch bei den Immobilienanlagen zurückhaltender geworden. Sowohl Transaktionszahl als auch -volumen sind eingebrochen und machen für den Beobachtungszeitraum seit 2013 einen Tiefpunkt aus. Nur noch knapp 26 Milliarden Dollar gaben die von PwC analysierten Family Offices im ersten Halbjahr 2022 für Immobilien aus. „Derzeit ist eine Pause zu verzeichnen; die Transaktionszahl liegt deutlich unter dem des Vorjahres, da die Kluft zwischen den Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern bestehen bleibt“, erklärt Colin Davis, Direktor von PwC UK, und ergänzt: „Wir gehen jedoch davon aus, dass private Kapitalgeber, darunter auch Single Family Offices, zunehmend aktiv werden, wenn der Markt stärker unter Druck gerät.“
Club Deals stellen bei Immobilien die Ausnahme dar
Die Bedeutung der Family Offices für den Immobilienmarkt hat vielleicht auch deswegen zuletzt leicht zugenommen und beträgt jetzt 5 Prozent, während kleinere Immobilientransaktionen an Bedeutung gewannen und größere Deals strategisch getätigt wurden. Anders als bei den Beteiligungen setzen die Family Offices ihre Deals aber in 93 Prozent der Fälle alleine um. Die drei beliebtesten Städte für Immobilieninvestments sind New York, Shanghai und Paris.
Zwar sind auch bei den Start-up-Investments die Zahl und die Volumina der Transaktionen durch Family Offices zurückgegangen, dafür sind sie aber eine treibende Kraft an den Venture-Capital-Märkten. Trotz jüngster Rückgänge machen die Family Offices 27 Prozent des Marktvolumens aus. „Family Offices bleiben als eine der Hauptfinanzierungsquellen für Start-ups von enormer Bedeutung“, erklärt Enrico Reiche von PwC Deutschland.
Start-up-Investments von Family Offices sind durchschnittlich 9 Millionen Dollar schwer
„Mit ihrem langfristigen Anlagehorizont haben Family Offices nun die Möglichkeit, die derzeitige Zurückhaltung anderer Investoren und die damit verbundenen moderaten Bewertungen stärker zu nutzen, um nachhaltige, renditestarke Venture-Portfolios aufzubauen.“ In zuletzt 85 Prozent der Fälle geschieht das über Club Deals, zuletzt stiegen trotz der schwierigen Marktsituation auch wieder der Medianwert pro Transaktion auf nun 8,9 Millionen Dollar.