PWC-Studie zu digitalen Angeboten Kunden trauen eher Banken als Fintechs

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Das liegt daran, dass PSD2 den Banken vorschreibt, die Kontodaten ihrer Kunden sogenannten Drittanbietern zur Verfügung zu stellen – vorausgesetzt, die Kunden stimmen zu. Bei dem Drittanbieter kann es sich beispielsweise um einen Online-Bezahldienst handeln, der den Zugang zum Girokonto nutzt, um Zahlungen auszuführen.

Ein anderes Beispiel sind Apps, die dem Kunden einen Überblick über seine komplette Finanzsituation bieten – zu diesem Zweck jedoch nicht nur aufs Girokonto, sondern gleich auch auf Sparkonten, Wertpapierdepots oder gar Versicherungsverträge zugreifen.

„In vielen Fällen bieten Fintechs solche Dienstleistungen bereits an. Dabei agieren sie allerdings in einer Grauzone. Erst durch PSD2 wird das Auslesen der Konten eindeutig geregelt“, sagt Kleinschmidt. „Dabei zwingt die Politik die Banken, es den Drittanbietern möglichst einfach zu machen. Das geht so weit, dass sie ihre IT-Schnittstellen offenlegen sollen, damit der Zugriff auf die Konten möglichst reibungslos funktioniert. Unterm Strich läuft PSD2 also darauf hinaus, dass die Banken der neuen Konkurrenz ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen – ähnlich wie das bei der Liberalisierung des Energiemarkts mit den Stromnetzen der Fall war.“

Das alles bedeutet allerdings nicht, dass die etablierte Finanzindustrie zwingend zum Verlierer von PSD2 werden muss. Denn durch PSD2 ergibt sich die Möglichkeit, gezielte Kooperationen mit Fintechs einzugehen. Das entsprechende Schlagwort heiße Open Banking, sagt Kleinschmidt. „Banken öffnen sich für digitale Partnerschaften, um letzten Endes die zentrale Anlaufstelle für den Kunden zu bleiben.“

Dafür, dass das Kooperations-Modell von den Kunden bevorzugt würde, sprechen auch die Ergebnisse der PWC-Umfrage. Nur 19 Prozent der Kunden möchten die neuen Finanz-Services direkt von einem Fintech beziehen – während der Rest im Zweifel eher der eigenen Bank vertraut. „Für die Banken liegt hier die ganz große Chance, zum Verbindungsstück zwischen Endkunde und Finanz-Startup zu werden“, sagt Kleinschmidt. „Instituten, denen es gelingt, eine entsprechende Open-Banking-Strategie umzusetzen, könnten zum ganz großen Gewinner von PSD2 werden.“


Über die Studie:
Im Juni 2017 wurden in einer für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Umfrage 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren im Auftrag von PWC zum Thema PSD2 befragt.

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