PwC-Studie Schweizer Private Banking „Private-Banking-Erfolg hängt von der Größe einer Bank ab“

Martin Schilling, Leiter Corporate Finance von PwC Schweiz

Martin Schilling, Leiter Corporate Finance von PwC Schweiz

„Die Schweiz verliert als Private-Banking-Standort an Bedeutung.“ Mit einem Satz weis der Leser der PwC-Studie „Private Banking Switzerland: From Yesterday to the Day after Tomorrow“, welche Stoßrichtung die Analyse der Beratungsgesellschaft nehmen wird. 

Dabei ist nicht alles so düster, wie oft geunkt wird. Der Nettoneugeldabfluss von Kundengeldern bei Vermögensverwaltungen in der Schweiz ins Ausland war in den vergangenen Jahren deutlich geringer als angenommen. Die Rechts-, Prüfungs- und Beratungskosten sowie Bußgelder infolge des US-Programms werden die meisten Vermögensverwaltungsbanken nicht übermäßig belasten. Trotz der verringerten Wertschöpfung im Private Banking senkten die Banken die Mitarbeiterzahlen und die Lohnausgaben nur leicht.

Und doch sind die acht Thesen, zu denen PwC Schweiz im Zuge der Analyse des Private-Banking-Markts der Schweiz kommt, nicht besonders rosig. Im Schweizer Private Banking haben sich Geschäftsmodelle, regulatorische Rahmenbedingungen, Wettbewerb, Kosten, Margen und Anlegerverhalten grundlegend verändert.
 
These 1: Die Schweiz verliert als Private-Banking-Standort an Bedeutung.
These 2: Die Bruttomargen im Schweizer Private Banking sinken.
These 3: Die Personalausgaben pro Mitarbeiter im Schweizer Private Banking sind rückläufig.
These 4: Strafzahlungen im Rahmen des US-Steuerprogramms belasten das Eigenkapital von Schweizer Privatbanken massiv."
These 5: Die Anzahl Banken mit operativen Verlusten steigt.
These 6: Die Größe einer Privatbank gewinnt als Erfolgsfaktor an Gewicht.
These 7: Die Zahl der Banken im Schweizer Private Banking sinkt.
These 8: Die Anzahl Beschäftigte im Schweizer Private Banking ist rückläufig."

Vier Thesen im Fokus:

These 1: Die Schweiz verliert als Private-Banking-Standort an Bedeutung.

Während die weltweit verwalteten Vermögen gestiegen sind, haben die performance- und währungsbereinigten Wertschriftenbestände in Kundendepots bei Schweizer Banken abgenommen. Martin Schilling, Head Corporate Finance, Financial Services von PwC Schweiz, dazu:

„Die bereinigten Daten zeigen, dass die Wertschriftenbestände von institutionellen sowie privaten Kunden aus dem In- und Ausland bis 2008 angestiegen und dann um rund 600 Milliarden Schweizer Frank (knapp 500 Milliarden Euro) zurückgegangen sind. Dabei ist zu beachten, dass die Kunden in den vergangenen Jahren im beträchtlichen Ausmaß eine Umschichtung von Wertschriftenvermögen in Cash vorgenommen haben. Den Nettoabfluss von Kundenvermögen schätzen wir auf rund 350 Milliarden Franken, die primär Privatkunden aus dem Ausland abgezogen haben. Wir gehen davon aus, dass die Kunden die Mittel zu einem bedeutenden Teil für Strafzahlungen im Zusammenhang mit der Legalisierung von bis dahin unversteuerten Kundengeldern eingesetzt haben. Die Banken werden neue Gelder anziehen können, wenn sie versteuerte Vermögen zurück in die Schweiz holen und sich durch ihre hochklassige Dienstleistungsqualität und starke Performance von anderen Anbietern abheben können. Denn Kunden mit einer regelkonformen Steuersituation sind anspruchsvoller als Schwarzgeldkunden. Wenn die Schweizer Politik die Banken zudem aus dem internationalen Kreuzfeuer ziehen und ihnen freien Zugang zum EU-Markt verschaffen kann, wird das Private Banking Schweiz wieder positive Schlagzeilen schreiben."

These 3 und 8: Die Personalausgaben pro Mitarbeiter und die Anzahl der Beschäftigten im Schweizer Private Banking sind rückläufig.

Die Personalausgaben pro Mitarbeiter im Private Banking sind gegenüber dem Spitzenjahr 2007 um etwas mehr als 10 Prozent zurückgegangen. Martin Schilling erklärt:

„Für die nächsten Jahre rechnen wir eher mit einem leichten Lohnanstieg. Gefragt sind in Zukunft hauptsächlich Compliance-Spezialisten und Risikomanager. Die Vermögensverwaltungsbanken in der Schweiz müssen sich auf ein Wettbewerbsumfeld einstellen, das im Rahmen des automatischen Informationsaustauschs und des aufgehobenen Bankgeheimnisses mehr Transparenz verlangt.“

Die Zahl der Mitarbeiter im Private Banking ist seit der Finanzkrise leicht gesunken und wird weiter zurückgehen - allerdings nicht im selben Umfang, wie sich die Anzahl der Banken reduziert. „Bisher waren mehrheitlich ausländische Banken betroffen. Diese Entwicklung geht auf kostenbezogene und operative Optimierungsmaßnahmen sowie auf Auslagerungen zurück, namentlich im Backoffice sowie im IT-Bereich“, sagt Martin Schilling.

These 4: Strafzahlungen im Rahmen des US-Steuerprogramms belasten das Eigenkapital von Schweizer Privatbanken massiv.

Die Rechts-, Prüfungs- und Beratungskosten sowie Bußgelder infolge des US-Steuerprogramms werden die meisten Banken nicht übermäßig belasten. In der Regel sind die Beträge für sogenannte übrige Rückstellungen in Prozent des Eigenkapitals gering.

Allerdings haben die Schweizer Privatbanken ihre Rückstellungen konservativ gebildet, um ein implizites Schuldeingeständnis zu vermeiden. Darum dürfte die tatsächliche Last höher ausfallen, als die Rückstellungen annehmen lassen. Eine Konsolidierung der Branche wird das US-Steuerprogramm jedoch nicht lostreten. Aber bei kleineren Auslandbanken können allfällige Kosten für das US-Steuerprogramm in Millionenhöhe als Zündbeschleuniger für einen Exit aus dem Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft wirken.


Über die Studie: Anhand einer quantitativen Auswertung beurteilte PwC Schweiz, ob sich die acht Thesen mit Fakten stützen lassen. Die Auswertung basiert auf den Geschäftsberichten von rund 100 im Private Banking tätigen Banken unterschiedlichster Größe in der Schweiz. Die Betrachtungen erstrecken sich über den Zeitraum von 2006 bis 2013 und ziehen andere öffentlich zugängliche Daten der Schweizer Nationalbank und des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Basel ein.

Die vollständige Studie gibt es hier.

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