Fünf Fragen Wie ein Projektentwickler die Krise am Immobilienmarkt erlebt

Vincent Wege vom Projektentwickler IQ Spaces

Vincent Wege vom Projektentwickler IQ Spaces: „Wer abwartet und auf niedrigere Zinsen hofft, kann ein böses Erwachen erleben.“ Foto: IQ Spaces

private banking magazin: Zinswende, Inflation, unsichere konjunkturelle Lage: Wie schwierig ist die Lage derzeit für Projektentwickler?

Vincent Wege: Zu den genannten Herausforderungen kommen weitere Punkte wie beispielsweise das Thema Dekarbonisierung des Gebäudebestandes. In Summe steht die gesamte Immobilienbranche vor einem vielschichtigen Paradigmenwechsel. Wer abwartet und auf niedrigere Zinsen hofft, kann ein böses Erwachen erleben. Stattdessen sind jetzt aktives Unternehmertum und smarte Entscheidungen im Immobilienportfolio erforderlich. 

Investoren hielten sich an Immobilienmärkten zuletzt zurück. Welche Segmente bleiben am ehesten interessant?

Wege: Nachdem bereits Shopping Center durch den Rückgang des stationären Einzelhandels in der Gunst der Investoren stark gesunken waren, erfolgt zunehmend auch eine stärkere Differenzierung innerhalb des Bürosektors. Hier stehen lediglich Objekte in 1A Lage im Fokus der Investoren. Grundsätzlich sind die Immobiliensektoren begehrt, welche es aufgrund eines Nachfrageüberhangs gestatten, nachhaltig steigende Mieten durchzusetzen. Hierzu gehört beispielsweise der Logistiksektor, aber auch einige weitere Spezialsektoren. 

 

Die Fremdkapitalkosten sind gestiegen. Sind also maximal eigenkapitalstarke Investoren aktiv?

Wege: Im institutionellen Immobilienmarkt hat eine Preisanpassung schon in großen Teilen stattgefunden, sodass die gestiegenen Fremdkapitalkosten in niedrigeren Ankaufspreisen reflektiert sind. Durch die Unsicherheit an den Finanzmärkten ist allerdings die grundsätzliche Verfügbarkeit von Fremdkapital deutlich zurückgegangen, was zur Folge hat, dass allenfalls noch Investoren mit einem ausgewiesenen und langjährigen Track Record auf Banken zurückgreifen können. 

Welche Rolle spielen Nischen wie Life Science Real Estate?

Wege: Wir erleben derzeit eine starke Fokussierung auf Nischensektoren, welche das angesprochene attraktive Angebots-Nachfrageverhältnis aufweisen und so ein Mietwachstum, das mit der hohen Inflation mithalten kann, versprechen. Dazu zählt Life Science Real Estate, das heißt Labor- und Forschungsimmobilien. Durch revolutionäre Entwicklungen in den Naturwissenschaften entwickelt sich die Life Science Branche sehr aktiv. Die steigende Nachfrage trifft auf ein geringes Angebot an modernen Laborflächen. Eine Situation, die uns dazu veranlasst hat, unsere Plattform IQ Spaces ins Leben zu rufen.

Wie blicken Sie in die Zukunft?

Wege: Wir machen uns keine Illusionen hinsichtlich der Herausforderungen für unsere Branche und wissen, dass hier eine ganze Menge Arbeit erforderlich ist. Gleichzeitig freut es uns, dass wir rechtzeitig auf dynamisch wachsende Sektoren gesetzt haben und so optimistisch in die Zukunft blicken können. 


Über den Interviewten:
Vincent Wege verantwortet IQ Spaces und das Investmentgeschäft bei Stone Cap Partners. Während seiner früheren Tätigkeiten bei dem Private Equity Fonds Benson Elliot in London und der Investment­gesellschaft BNS Real Estate Capital in Hamburg begleitete er ein Transaktions­volumen von über 750 Mio. Euro.

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