Branchenprognose 2018 Feri erwartet bei Dienstleistungen größere Zuwächse als in der Industrie

Axel Angermann ist Chefvolkswirt von Feri.

Axel Angermann ist Chefvolkswirt von Feri. Foto: Feri

Die deutsche Wirtschaft wird im Jahr 2018 mit ähnlichem Tempo wachsen wie 2017, so eine aktuelle Prognose von Feri. Die größten Zuwächse seien dabei nicht wie in früheren Zyklen in der Industrie, sondern in Dienstleistungssektoren zu erwarten. Zu den Branchen mit dem höchsten erwarteten Umsatzzuwachs gehört demnach die Leiharbeit.

„Wir rechnen weiterhin mit einem sehr deutlichen Wachstum der unternehmensnahen Dienstleistungen, der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen“, sagt Axel Angermann, Chef-Volkswirt von Feri. Praktisch bestehe in Deutschland Vollbeschäftigung, so Angermann weiter. Daher werde es für die Unternehmen immer schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen

Die Industrieproduktion werde zwar mit einem Plus von knapp 3 Prozent solide zulegen, aber etwas hinter den genannten Bereichen zurückbleiben. Das schwächste Wachstum unter den großen Industriebranchen sei dabei in der Automobilindustrie zu erwarten. Das Produktionsplus in der deutschen Automobilindustrie werde 2018 mit etwa 2 Prozent spürbar hinter den Wachstumsaussichten für andere Industriebranchen zurückbleiben.

Schuld daran seien hauptsächlich die Skandale der jüngeren Vergangenheit. Diese hätten einen gewissen Vertrauensverlust gegenüber deutschen Produzenten bewirkt, der sich inzwischen in steigenden Marktanteilen für ausländische Hersteller niederschlage.

Auch die deutschen Exporte entwickelten sich laut Feri-Prognose zuletzt lediglich moderat. Schließlich bewirken die andauernden Diskussionen um Fahrverbote für Autos mit Dieselmotoren, dass sich Autokäufer trotz entsprechender Anreize der Hersteller beim Kauf neuer Dieselfahrzeuge zurückhalten.

Wachstum in Deutschland nach Sektoren

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 Quelle: Feri

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Bauwirtschaft stößt an Kapazitätsgrenzen

Das deutsche Baugewerbe verbuchte laut Feri ein exzellentes Jahr. Der preisbereinigte Umsatz lag um fast 7 Prozent höher als 2016. Viele Bauunternehmen würden jedoch inzwischen an Kapazitätsgrenzen stoßen.

Von noch größerer Bedeutung seien aber die Schwierigkeiten insbesondere der größeren Kommunen, neues Bauland auszuweisen und damit der weiter steigenden Nachfrage Rechnung zu tragen. Dies zeige sich bereits jetzt in den Daten zu den Baugenehmigungen, die im Laufe des Jahres 2017 um mehr als 10 Prozent zurückgegangen seien.

„2018 werden sich die sinkenden Baugenehmigungen auch in der Bautätigkeit selbst bemerkbar machen“, so Angermann. Für die Branche sagt er ein Umsatzplus von 4 Prozent vorher, also ein solides, aber spürbar geringeres Wachstum als im laufenden Jahr.

Personenbezogene Dienstleistungen mit begrenztem Wachstumspotenzial

Dienstleistungen der Informationstechnologie, zu denen beispielsweise Softwareprogrammierung gehört, würden von der fortschreitenden Digitalisierung profitieren. Diese dürften demnach auch 2018 ein preisbereinigtes Umsatzwachstum von 5 Prozent erwarten.

Das Wachstum für viele personenbezogene Dienstleistungen sei dagegen grundsätzlich begrenzt. Die zu erwartenden Einkommenszuwächse würden Waschsalons, Frisören und Bestattern nur zum kleinen Teil zugutekommen und ließen für diese Bereiche wie auch für das Gastgewerbe nur ein moderates Umsatzplus von etwa einem Prozent erwarten. Besser seien die Aussichten für Reisebüros und Reisevermittler, die trotz der Konkurrenz durch das Internet mit einem Umsatzwachstum von etwa 3,5 Prozent rechnen können.

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