Probleme mit dem Prinz-Charles-Prinzip Wenn Töchter die Nachfolge antreten

Haben mit vielen Unternehmensnachfolgerinnen gesprochen: Daniela Jäkel-Wurzer (links) und Kerstin Ott

Haben mit vielen Unternehmensnachfolgerinnen gesprochen: Daniela Jäkel-Wurzer (links) und Kerstin Ott

„Wo bleiben die Frauen?“ Dass Töchternachfolge in Deutschland immer noch ein Thema sein soll, überrascht auf den ersten Blick. Schließlich leben wir in einer Zeit, in der die Gleichstellung von Männern und Frauen selbstverständlich scheint, in der jährlich die Zahl gut qualifizierter Hochschulabsolventinnen steigt und eine Frau das mächtigste Regierungsamt bekleidet.

Doch die Statistik bestätigt: Der Frauenanteil bei Betriebsübernahmen liegt je nach Bundesland nur zwischen 13 und 28 Prozent. Dabei gibt es spannende Erfolgsmodelle.

Weibliche Erfolgsfaktoren

Eine wichtige Erkenntnis unserer Studie ist, dass sich amtierende Nachfolgerinnen nur selten gegen männliche Konkurrenz durchsetzen müssen. Nur knapp 30 Prozent der befragten Unternehmerinnen haben Brüder. Doch auch wenn das Modell „Töchter in der Nachfolge“ immer noch selten ist, so konnten wir doch aufzeigen, dass es ein enormes Erfolgspotenzial birgt.

Ein erster Erfolgsfaktor weiblicher Nachfolge zeigt sich schon zu Beginn der Übernahme, denn Töchter haben es nicht eilig, allein die Verantwortung zu tragen. Ganz im Gegenteil. Oft steigen sie über ein neues Projekt ein und führen eine längere Zeit gemeinsam mit dem Übergeber. Auf diese Weise nutzen sie effektiv das Wissen des Vaters, bauen sich wichtige Netzwerke auf und machen sich mit den Strukturen des Unternehmens vertraut.

Eine Unternehmensübergabe bereitet im Idealfall auch das Unternehmen auf die zukünftigen Herausforderungen vor: Da ist es von Vorteil, sich mit Unternehmen und Mitarbeitern vertraut zu machen und bei geplanten Veränderungen alle mit ins Boot zu holen – Mitarbeiter, Familie, Übergeber.

Dass diese Strategie zum Erfolg führt, zeigt auch das Beispiel einer jungen Hotelchefin aus München. Diese hatte nicht nur das Geschäft des Vaters übernommen und ausgebaut. Ihr Vater führte sie im Zuge der Übernahme auch Schritt für Schritt in seine öffentlichen Ämter und Positionen ein. Auch nach seinem Austritt aus dem Unternehmen unterstützt er seine Tochter und stellt ihr sein Netzwerk zur Verfügung. Eine Win-win-Situation für das Nachfolgeduo und das Unternehmen.

Loslassen ist eine der schwierigsten Hürden

Sich Zeit für den Führungswechsel lassen zu können, das kommt auch bei den Vätern gut an. Loslassen, was Jahrzehnte zentraler Lebensinhalt war, fällt vielen Unternehmern schwer.

Dieser Schritt ist eine emotionale Hürde und braucht viel Zeit und Geduld. Begegnen die Töchter ihren Vätern wertschätzend, erleichtern sie ihnen diesen Übergang. Allerdings geht es auch ohne verlässlichen Austrittstermin nicht. Denn der Erfolg der Nachfolge nimmt mit der Dauer des Tandems eher ab.

Wir erleben es häufig in der Beratung, dass Väter ratlos sind angesichts der Möglichkeiten und Entscheidungen, vor denen sie in der Übergabe stehen. Dazu kommen noch die emotionale Betroffenheit sowie die Tatsache, dass unternehmerische Entscheidungen in die Familienbeziehungen einwirken.

Das wichtigste Instrument in einem Nachfolgeprozess ist die Kommunikation. Man ist immer wieder überrascht, wie wenig in Unternehmerfamilie über diese Themen gesprochen wird, obwohl die Familienmitglieder tagtäglich zusammen arbeiten und zusammen leben.