Die „Make or Buy“-Frage Family Offices stellen die Vertrauensfrage

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Die anderen indes lehnen es strikt ab, selber als Portfoliomanager tätig zu werden. Über dieses unterschiedliche Vorgehen ist ein regelrechter Philosophiestreit in der Branche entbrannt. Im Grunde ist es eine Frage des Vertrauens. Gerechtfertigt ist das Vertrauen ins eigene Portfoliomanagement, wenn es sich in gelebter Verantwortung ausdrückt.

Diese lässt sich an Werten wie Integrität, Exzellenz und Kompetenz messen. Regel- mäßig muss geprüft werden, ob streng nach dem Handlungsprinzip „Vorrang dem Familieninteresse“ verfahren wird. Ohne das Vertrauen in die Integrität und die Kompetenz des Family Officers endet der Sinn und beginnt der Unsinn eines hauseigenen Portfoliomanagements im Family Office.

Vorrang dem Familieninteresse

Von dieser Grundregel des Vertrauens ist der Autor überzeugt. Vertrauen war auch die Bedingung für die Gründer des Martagon Family Office, neben ihrer Vermögensverwaltung gleichzeitig die Aufgabe des Family Office anzunehmen – ein Wunsch, der von langjährigen Kunden an das Family Office herangetragen wurde.

Dank dieses Vertrauens und bewährter Ergebnisse werden heute das Family Office und Teile des Portfoliomanagements aus einer Hand erbracht. Die Mandantenseite sieht keinen Interessenkonflikt in diesem Weg, im Gegenteil.

Das Portfoliomanagement ist im Falle seiner eigenen Family-Office-Mandanten eine Frage des „Make and Buy“: Andere Verwalter haben andere Stärken und können die Ergebnisse im Gesamtvermögen bereichern. Der Anteil an fremden Vermögensverwaltern dürfte mit Zunahme der Mandantengröße sowie der Globalisierung oder Spezialisierung der Anlagemandate steigen.

Es ist nachvollziehbar, dass jedes Family Office die Entscheidung fürs Selbermachen und/oder Fremdvergeben in Hinblick auf die persönliche Ausgangslage trifft. Der eigene Weg ist gegen Kritik wehrhaft, wenn er Erfolge zeigt und besondere Vorzüge mit sich bringt. Ein Vorteil eines Family Office mit eigenem Portfoliomanagement ist sein Werkstatt-Verständnis.

Kniffe und Fallstricke

Das Family Office profitiert von der Expertise seines Vermögensverwalters und erkennt die üblichen Fallstricke sowie Kniffe aus Sicht des Produzenten. Es erlangt wertvolle Einblicke in die Arbeit anderer Asset Manager sowie operative Hinweise für Aufgaben wie Managerselektion und Asset-Allocation-Beratung.

Durchaus Gewicht hat übrigens ein ökonomischer Unterschied zwischen beiden Geschäftsmodellen: Mit der meist besseren Skalierbarkeit und höheren Profitabilität des Portfoliomanagements sind im margenarmen Family-Office-Geschäft Investitionen in Qualität und Personal leichter zu finanzieren.

Denn auch im Family Office gilt trotz seiner langfristigen Ausrichtung: Stillstand ist Rückschritt. All das deutet an, dass ein Family Office mit eigenem Portfoliomanagement mannigfaltige Vorteile aufweist. Und das sowohl für Mandant als auch Family Office.


Über den Autor:
Cyrus Moriabadi ist Gründungsvorstand des Martagon Family Office, eines bankenunabhängigen Vermögensverwalters. Das Unternehmen führt zudem für einen kleinen Kreis privater Familien deren Family Office, betreibt also ebenso Vermögensverwaltung im weiteren Sinne auf der Gesamtvermögensebene mit Buchhaltung, Reporting, Controlling, Managerselektion und strategischem Consulting.

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