10.000 Unternehmen Private Growth Equity – Eine 5-Billionen-Dollar-Investitionschance

Brian Kelly von Baillie Gifford.

Brian Kelly von Baillie Gifford: „Im Allgemeinen unterschätzt das menschliche Gehirn die Kraft des exponentiellen Wachstums. Wenn man ein Blatt Papier 42-mal falten könnte, wäre es dick genug, um den Mond zu erreichen.“ Foto: Baillie Gifford

Es hat eine strukturelle Verschiebung auf den Märkten stattgefunden. Für lange Zeit gingen Unternehmen an die Börse, wenn sie eine Bewertung von etwa 500 Millionen Dollar erreicht hatten. So konnten Anleger noch 2014 an der nächsten Wachstumsphase eines Unternehmens teilhaben, wenn es im Schnitt nach sieben Jahren VC-Finanzierung an die Börse ging.

Heute sehen wir, dass Unternehmen viel länger im Privatbesitz bleiben – im Schnitt laut hauseignenen Erhebungen knapp elf Jahre – und damit ein wesentlicher Teil ihres Wachstumskurses den Investoren auf dem öffentlichen Markt entgeht. So ist zum Beispiel das 2008 gegründete Online-Portal Airbnb erst 2020 mit einer Bewertung von 6,4 Milliarden Dollar an die Börse gegangen. Der US-Zahlungsabwickler Stripe hat sogar eine Bewertung von über 8 Milliarden Dollar – und ist immer noch nicht gelistet. 

Dieser Paradigmenwechsel hat einen riesigen und wachsenden Markt aussergewöhnlicher privater Unternehmen geschaffen, der inzwischen laut unseren eigenen Erhebungen über 10.000 Unternehmen mit einem Marktwert von über 5 Billionen Dollar umfasst. Es entsteht eine neue Anlageklasse – Private Growth Equity, übersetzt private Wachstumsunternehmen.

Private Equity Growth übertrifft Private Debt

Während Private Equity-Investoren typischerweise auf Venture Capital oder Buyout schauen, übersehen sie die Chancen im Mittelfeld und verpassen möglicherweise künftige Marktführer und aufstrebende Monopolisten. Diese Unternehmen können ihren Umsatz in den nächsten 5 bis 10 Jahren um das 5 bis 10-fache oder mehr steigern, mit einem exponentiellen Wachstum, das dem von Venture Capital ähnelt, aber mit weniger als der Hälfte des Risikos. „Growth Equity” ist eine Anlageklasse, die nach Daten von Pitchbook (Stand März 2024) seit 2010 mit 15,7 Prozent Venture Capital (12,9 Prozent) und Private Debt (9,4 Prozent) übertroffen hat.

 

Investoren übersehen oft die Möglichkeit, dass exponentielles Wachstum noch lange anhalten kann, nachdem Unternehmen grösser und weniger riskant geworden sind. Im Allgemeinen unterschätzt das menschliche Gehirn die Kraft des exponentiellen Wachstums. Wenn man ein Blatt Papier 42-mal falten könnte, wäre es dick genug, um den Mond zu erreichen. Privatunternehmen, die ihren Umsatz kontinuierlich um 30  Prozent pro Jahr steigern, profitieren vom selben Effekt.

Im Jahr 2004 hatte das größte Unternehmen der Welt – General Electric –  einen Marktwert von 380 Milliarden Dollar. Ende 2024 hatte das größte Unternehmen der Welt – Apple – einen Marktwert von 3,5 Billionen Dollar, und zehn Unternehmen wurden mit über einer Billion Dollar bewertet. Künftige Marktführer könnten noch wertvoller sein.

Die Investmentchance liegt darin, den Sweet Spot zwischen den Bedürfnissen eines Unternehmens in seiner frühen Wachstumsphase und seines IPO zu finden. Bis ein Start-up zu einem reiferen «Growth Equity»-unternehmen wird, hat es drei grosse Hürden zu überwinden:

  1. die Marktfähigkeit des Produkts
  2. das richtige Team
  3. das Annähern an die Rentabilität.

Zwei von drei VC finanzierten Unternehmen scheitern daran. Zu diesem Ergebnis kommt Shikhar Ghosh von der Harvard Business School. Seine Erkenntnisse beruhen auf einer Untersuchung von gut 2.000 wagniskapitalfinanzierten Unternehmen, die zwischen 2004 und 2010 mindestens eine Million US-Dollar aufgenommen haben.

 

Die Unternehmen, die wir suchen, stehen an einem Punkt, an dem sie diese Hürden schon überwunden haben und auch kein Problem hätten, neues Kapital aufzunehmen. Sie suchen aber Hilfe, um die nötigen Strukturen für das weitere Wachstum zu schaffen und sich durch die passende Governance auf den Börsengang vorzubereiten.

Space X ist ein gutes Beispiel für Equity Growth

Sie können ihre Partner für die nächste Finanzierungsrunde, die den nötigen Zeithorizont für die nächste Dekade mitbringen, sorgfältig aussuchen. Mit gleichgesinnten Aktionären kann das Management mutigere, längerfristige Investitionen in ihre Geschäfte tätigen. So können sie beispielsweise leichter auf kurzfristige Einnahmen verzichten, um sich auf etwas Grösseres zu konzentrieren. Ein gutes Beispiel dafür aus unserem Portfolio ist Space X, das Raketen nur mit seinen eigenen Starlink-Satelliten belädt, anstatt Startanlagen für konkurrierende Satellitenunternehmen anzubieten. Der Zugang zu diesen Unternehmen ist hier entscheidend.

Über den Autor

Brian Kelly ist seit Juli 2024 in leitender Funktion bei Baillie Gifford tätig. Vorherige Karrierestationen waren bei der New Yorker Invetmentbank Allen und Company und Morgan Stanley.

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