Private-Equity-Vertrieb gestern, heute und morgen Privatanleger und Private Equity – und es geht doch

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Wie stellt sich die Fondslandschaft für Private Equity im Nachgang zu dieser ersten Welle heute dar, in der etablierte Fondshäuser mehrheitlich lediglich als Vertriebsplattform für Private Equity gedient haben?

In einem Satz – es hat sich viel getan, aber es hat sich nicht alles zum Positiven geändert. Aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse vieler Private-Equity-Investments für Privatanleger ist die Nachfrage in den vergangenen sieben Jahren regelrecht eingebrochen. Große Fondshäuser wie KGAL und Hannover Leasing bieten diese Asset-Klasse nicht mehr an, ebenso wie auch HCI und MPC, die noch vor 15 Jahren zu den Pionieren der Branche gehörten.

Wie auch zum Ende der 90er Jahre kann man auch heute zwei grobe Richtungen beobachten: Zum einen die Gruppe, die Ihr Geschäftsmodell unverändert lassen und auf starke bankinterne Vertriebe setzen, wie zum Beispiel Deutsche Bank und HVB. Beide agieren auch heute noch nach dem Motto „was nichts kostet, kann auch nichts sein“.

Diesem Motto haben sich auch einige andere, neugegründete Emissionshäuser angeschlossen, die noch heute propagieren, dass allein die Auswahl der richtigen Zielfonds der Weg zur risikoadäquaten Rendite ist. Ob hier eine Analyse der tatsächlichen Wertvernichter in der Kette der verschiedenen Kostenpositionen sorgfältig analysiert wurde, darf zumindest bezweifelt werden.

Daneben gibt es einige neuere Teams mit jahrzehntelanger Erfahrung der Gründer, die sich insbesondere durch folgende Punkte abgrenzen:

  • Große Investments in wenige Private-Equity-Manager statt kleine Investments in viele Teams – dies fördert die Disziplin bei der Auswahl und erhöht den Einfluss beim Fondsmanager.

  • (Weitgehender) Verzicht auf eine feste Vorab- und laufende Vergütung für den Initiator – Interessenidentität beim Kunden, dem Initiator und dem Vertrieb, der auch nur im Erfolgsfall vergütet wird.

  • Nicht externe Experten, die nur über ein Fixum kompensiert werden, zeichnen für die Fondsauswahl verantwortlich, sondern die Anbieter des Anlagekonzeptes selbst.

Ausblick – Wo wird sich Private Equity einreihen?

Auf der einen Seite sind die Renditen für Unternehmenstransaktionen in einem maturierten Markt seit mehr als zwanzig Jahren rückläufig – allerdings ausgehend von einem sehr hohen Niveau, so dass nach wie vor attraktive und risikoadäquate Ergebnisse erzielt werden können.

Andererseits ist die Zahl der sehr erfolgreichen Private-Equity-Fonds ausreichend groß. Wenn also der Zugang glückt und der Initiator am Erfolg des gemeinsamen Investments interessiert und angemessen incentiviert ist und nicht an der frühen, erfolgsunabhängigen Gebührenmaximierung, sollten Unternehmensbeteiligungen ein fester Bestandteil in den Portfolios vieler Privatkunden bleiben oder werden.

 

Über den Autor:
Alexander Binz ist Gründungspartner und Geschäftsführer der Private-Equity-Boutique Circle Eleven. Zuvor war der 48-Jährige Partner und operativer Geschäftsführer bei Braun & Schreiber Private Equity Partners (2008 bis 2012). Des Weiteren war er Geschäftsführer der Blue Capital Gruppe, einer Unicredit-Tochter, bei der er Investments in Private Equity und andere alternative Anlageklassen verantwortete.

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