Private-Equity-Vertrieb gestern, heute und morgen Privatanleger und Private Equity – und es geht doch

Gründungspartner der Private-Equity-Boutique Circle Eleven: Alexander Binz

Gründungspartner der Private-Equity-Boutique Circle Eleven: Alexander Binz

Während vor der Jahrtausendwende in Europa wenige große Versicherer den Anlagetrend Private Equity aus den USA seit einigen Jahren über dedizierte Teams umsetzten, gründeten sich damals auch in Deutschland und der Schweiz erste unabhängige Manager, die sich allein dem Thema Private Equity verschrieben. Am Finanzplatz Schweiz entstanden vier namhafte, bankenunabhängige Gesellschaften, die auch heute noch das Angebot für die Asset-Klasse Private Equity in Deutschland mitprägen.

Für die meisten dieser so genannten Fund-of-Funds-Manager stand jedoch von Beginn an institutionellen Anleger im Fokus. Privatanleger spielt seit jeher nur eine geduldete Nebenrolle.

Um die Jahrtausendwende gab es dann die ersten breit angebotenen Produkte nur für Privatanleger. Im Nachgang zu den wenigen Pionieren entwickelten mehr oder weniger alle renommierten Fondsinitiatoren bis zum Jahr 2004 ein Produktangebot in der Anlageklasse Private Equity. Von allen Produktanbietern, die bis 2009 geschlossene Publikumsfonds für Private Equity angeboten haben, sind heute nur noch wenige in dieser Asset-Klasse aktiv.

Was sind die Charakteristika der Anlageklasse Private Equity für Privatanleger?

  • Die Renditen für Private-Equity-Investments haben sich in den 80er und 90er Jahren in den USA im Durchschnitt oberhalb von 20 Prozent interner Zinsfuß (IRR, Internal Rate of Return) bewegt. Bessere Fonds konnten regelmäßig mit Renditen von 30 Prozent IRR und höher aufwarten.

  • Die Zusammensetzung des Portfolios von Unternehmensbeteiligungen ist bei der Zeichnung durch den Privatanleger in der Regel unbekannt. Bei den üblicherweise angebotenen Dachfonds besteht auch hinsichtlich der einzelnen Fondsmanager, welche die Unternehmen akquirieren, ein sogenannter Blindpool.

  • Das in der Zeichnung dokumentierte Zahlungsversprechen muss nicht sofort erbracht, sondern erst mit dem Erwerb der einzelnen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Die Einzahlungen verteilen sich also regelmäßig über fünf und mehr Jahre.

  • Schwache Korrelation zu anderen Anlageklassen: Während dieses Argument heute zu Recht zumindest hinterfragt wird, hatte es bis zu Beginn dieses Jahrtausends durchaus seine Berechtigung. Die Rechnungslegungsvorschriften erlaubten es, Unternehmensbeteiligungen bis zur Veräußerung zum Anschaffungswert zu bilanzieren. Der Gewinn entstand also vermeintlich plötzlich bei dem nicht vorhersehbaren Verkauf. Die schwache Korrelation hatte also mehr mit der Bilanzierung als mit der Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt zu tun.

Vorteile liegen für den Initiator in einer vereinfachten Prospektierung: Da die Investitionsobjekte bei Strukturierung des Produktes in der Regel nicht feststehen, gibt es auch keine Prognoserechnung. Eine Beschreibung der zu erwerbenden Unternehmensbeteiligungen oder der auszuwählenden Private Equity-Fonds ist grundsätzlich nicht möglich. Diese erfolgt regelmäßig sehr abstrakt und mit weitreichenden Öffnungsklauseln.

Dies führt insbesondere in der heutigen Zeit zu weniger Beschwerden und Klagen als in anderen Asset-Klassen üblich. Zum einen weil die Abweichung von einer nicht gemachten Prognose nur schwer greifbar ist, zum anderen aber auch weil ein Kapitalverlust nur recht selten eintritt. Teilweise ist eine abschließende Beurteilung aber auch noch nicht zu machen, die Fonds laufen noch.

Wie haben die Initiatoren das Thema Private Equity konkret in Produkte umgesetzt?

Die Mehrzahl der Initiatoren hat sich auf die Strukturierung und den Vertrieb der Produkte konzentriert und die Auswahl regelmäßig an Fund-of-Funds-Manager ausgelagert. Neu etablierte deutsche Fund-of-Funds-Manager haben sich hier früh engagiert: HCI kooperierte mit Golding Capital, BVT mit Cologne Asset Management (CAM), die KGAL mit der Allianz, et cetera.

Diese Dachfondsmanager waren für die Auswahl der Private-Equity-Fonds verantwortlich und haben dafür de facto eine feste Vergütung erhalten. Eine variable Komponente wurde zwar regelmäßig vereinbart, sie kam aber wegen zu niedriger Performance nicht zur Auszahlung.

Gemeinsam sind sie dem Ansatz der Streuung über viele Fondsmanager und damit über eine Vielzahl von Portfoliogesellschaften gefolgt. Dies führte in der Konsequenz zu mittelbaren Beteiligungen an mehreren hundert Unternehmen. Die Auswahl der Private-Equity-Teams hat mehrere Jahre in Anspruch genommen.

Der Einsatz dieses weiteren Dienstleisters hat die Gebühren für den Kunden deutlich erhöht. Die Einzahlung der Zeichnungssumme erfolgte in der Regel in vier Raten, die sich nur bedingt an dem Kapitalerfordernis der ausgewählten Fonds orientierte. Definitiv konstatieren kann man jedoch heute, dass die Erwartungen der Anleger von diesen Fondsanbietern in Summe enttäuscht wurden. Die Mehrzahl der in den vergangenen 18 Jahren aufgelegten Fonds ist bis heute nicht desinvestiert und hat die an sie gestellten Renditeerwartungen nicht erfüllt.

Entgegen der ersten Vermutung haben jedoch die ausgewählten Private Equity-Zielfonds selbst die Erwartungen weitestgehend erfüllt und Rückflüsse in der erwarteten Höhe generiert. Die Emissionshäuser haben jedoch, bei einer wohlwollenden Betrachtungsweise, die Rahmenbedingungen nicht ganz richtig gesetzt: Gebühren bei vier Partnern, nämlich auf Ebene der ausgewählten Private-Equity- Fonds, des Emissionshauses, des Vertriebspartners wie auch des Dachfondsmanagers hätten Maßhaltung bei der Höhe dieser erfordert, die jedoch nur selten zu beobachten war. Regelmäßig sieht man also sehr zufriedenstellende Bruttokennzahlen und sehr ernüchternde Nettorergebnisse, die häufig nicht viel mehr als den Kapitalerhalt für den Privatanleger darstellen.

Die Fondslaufzeit hat einen stark unterschätzten, extrem ernüchternden Einfluss auf die Nettorückflüsse: Wenn die letzten Beteiligungen an einzelnen Private-Equity-Fonds eines diversifizierten Produktes erst vier Jahre nach dem zum Teil zwei Jahre dauernden Platzierungszeitraum getätigt werden, dann die prognostizierte Laufzeit von zehn Jahren um vier Jahre überschritten wird, ist man bei einer gesamten Anlagelaufzeit von 20 Jahren. Somit werden auch mehrere der eben erwähnten Partner über einen länger als kalkulierten Zeitraum entlohnt.