Der Markt für Private-Equity-Secondaries erlebt seit einigen Jahren einen rasanten Aufstieg. 2024 erreichte das globale Transaktionsvolumen laut Daten der Investmentbank Evercore mit rund 160 Milliarden US-Dollar ein neues Rekordniveau. Dieses Volumen ist etwa dreieinhalb Mal so hoch wie zehn Jahre zuvor.
Makroökonomische Unsicherheit
Auch wenn das Secondary-Volumen im Verhältnis zum gesamten Private Equity-Markt noch relativ klein ist – der Datenanbieter Preqin schätzt das Private-Equity-Buyout-Transaktionsvolumen im Jahr 2024 auf etwa 1,3 Billionen US-Dollar, ist das Wachstum bemerkenswert. Die Entwicklung zeigt, dass Secondaries nicht mehr nur als Nischenprodukt verstanden werden, sondern zunehmend als strategisches Instrument im Portfolioaufbau und -management.
Der Boom im Secondary-Markt ist nicht zuletzt eine Folge der makroökonomischen Unsicherheiten. In Zeiten von hoher Volatilität und schwachen Exit-Märkten, in denen klassische Veräußerungswege wie Verkäufe an Strategen oder Finanzinvestoren und auch Börsengänge schwieriger werden, bleibt Kapital länger gebunden. Viele Fonds verkauften daher in den vergangenen Jahren vergleichsweise weniger Unternehmen über die klassischen Exitwege.
171 Milliarden Euro Secondary-Dry-Powder
Das setzt sowohl General Partner („GPs“) als auch Limited Partner („LPs“) unter Druck, Liquidität anderweitig zu generieren – ein Umfeld, das Secondary-Angebote befeuert. Parallel zum steigenden Angebot wächst auch das zur Verfügung stehende Kapital, getrieben durch eine steigende Investorennachfrage. Laut Evercore lag das Secondary-Dry-Powder im Juni 2025 bei rund 171 Milliarden US-Dollar. Dazu trägt auch die immer größere Anzahl von Secondary-Fonds mit Volumina von über 10 Milliarden US-Dollar bei. Und schließlich positionieren sich zunehmend neue Marktteilnehmer, was das Kapitalangebot ebenfalls weiter erhöht.
Innerhalb des Secondary-Marktes verschob sich die Aufteilung zwischen Limited Partner- geführten („LP-led“) und General Partner-geführten („GP-led“) Transaktionen in den vergangenen Jahren deutlich. Während früher LP-led-Transaktionen, also der Verkauf von Fondsanteilen durch die Investoren des Private Equity Fonds, dominierten, machen GP-led-Transaktionen, also der Verkauf initiiert und durchgeführt durch die Private Equity Manager, inzwischen fast die Hälfte des Marktes aus.
Laut Evercore waren es 2024 etwa 44 Prozent des gesamten Secondary-Marktes, verglichen mit 19 Prozent im Jahr 2014. Insbesondere die sogenannten Continuation Vehikel („CVs“) gewinnen an Bedeutung. Es handelt sich um neu gegründete und von dem jeweiligen Private Equity Manager weiterhin verwaltete Vehikel, in die er ausgewählte Unternehmen aus seinem bestehenden Portfolio überführt und gleichzeitig frisches Kapital von neuen Investoren aufnimmt.
Ob es sich dabei im engeren Sinne noch um Secondaries handelt, ist allerdings diskussionswürdig, vor allem bei Single-Asset-CVs, die – bezogen auf das Rendite-/Risiko-Profil und auch die Gebührenstruktur – eher einem Co-Investment als einer klassischen Secondary-Transaktion gleichen.
Differenziertes Erwartungsmanagement ist wichtig
Die Investoren von Secondaries erwarten typischerweise einen schnelleren Portfolioaufbau, zügigere Rückflüsse und eine breitere Diversifizierung. Doch nicht alle diese Erwartungen erfüllen sich automatisch oder in vollem Umfang. Ein schneller Portfolioaufbau ist in der Tat möglich – allerdings primär bei direkten Secondary-Transaktionen, das heißt wenn der Investor die Sekundärmarktanteile direkt erwirbt, und nicht über einen Secondary-Fonds.
