Private Equity Jetzt bloß nicht die Balance verlieren

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Die Tech-Branche musste jüngst allerdings empfindliche Rückschläge hinnehmen. Meta-Chef Mark Zuckerberg verlor an nur einem Tag 29 Milliarden US-Dollar. Das ist allerdings eine Ausnahme – Amazon, Apple, Microsoft und Alphabet haben im vorigen Jahr zusammengenommen einen
Nettogewinn von umgerechnet mehr als 230 Milliarden Euro eingefahren. Das ist etwa doppelt so viel wie die Profite aller 40 Unternehmen im Deutschen Aktienindex.

Dry Powder

Eine weitere Unsicherheit für die Assetklasse Private Equity: Ende des vergangenen Jahres verfügten Fonds bereits über 3,4 Billionen US-Dollar nicht-investiertes Kapital, sogenanntes Dry Powder. Das sind rund 300 Milliarden US-Dollar mehr als im Jahr 2020 und annähernd doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Der Anlagedruck steigt also. Lindauer von der Allianz hat aber keine Sorge, dass die gesunde Balance zwischen angelegtem Kapital und Dry Powder gefährdet sein könnte, weil der Markt mitwachse.

„Dry Powder steigt, das ist richtig. Wenn ich es aber ins Verhältnis zu der jährlichen Investment-Tätigkeit setze, dann sinkt es sogar.“ Wo es früher bis zum Kapitalabruf auch mal fünf Jahre dauerte, seien es heute im Schnitt nur noch drei Jahre. Die Frage für Lindauer ist vielmehr, ob zu viel investiert wurde, also die Grundgesamtheit an interessanten Investmentmöglichkeiten wirklich so stark angewachsen ist wie das investierte Geld: „Wir denken, ja, sehen dementsprechend keine Blasenbildung“, so Lindauer.

Er gibt jedoch auch zu bedenken: „Mit Sicherheit gibt es Bereiche, in denen derzeit zu viel Geld investiert ist. Das muss spezifisch für einzelne Marktsegmente bis runter zu den einzelnen Fonds bewertet werden.“ Lindauer investiert je Transaktion zwischen 40 bis 200 Millionen Euro in Fonds „innerhalb derer der Manager die Flexibilität hat, auch mal drei Monate nicht zu investieren“.

Und was ist mit ESG?

Ein weiterer Vorteil ist für ihn das Mitspracherecht, welches die Assetklasse mit sich bringt. Ähnlich sieht es sein Kollege Andreas Ott, Leiter Anlagestrategie bei Allianz Leben/Allianz Private Krankenversicherung. Vor knapp zehn Jahren investierten sein Team und er unter 2 Prozent des Kapitals in Private Equity, mittlerweile sind es rund 4 Prozent. „Das klingt wenig, bei einem Gesamtportfolio von über 300 Milliarden Euro zum Jahresende 2021 reden wir aber über gut 12 Milliarden Euro“, so Ott.


Das Management der Private-Equity-Fonds und des Unternehmens haben in seinen Augen ein Ziel: sich weiterzuentwickeln, Wachstum zu generieren und Expertise für
neue Märkte einzubringen. „Das ist der fundamentale Unterschied zu einem einfachen Aktienfonds, bei dem diese Möglichkeiten sehr begrenzt sind.“ Auch sei eine Private-Equity-Firma wöchentlich, in heißen Phasen sogar täglich mit ihrem Portfoliomanager im Kontakt, weiß Lindauer. Dazu kommt die Unabhängigkeit von der Verpflichtung zur öffentlichen Berichterstattung der Quartalsergebnisse, was zusätzlichen Druck rausnimmt.