Private Equity, Immobilien und Infrastruktur Institutionelle Anleger gehen in private Märkte

1970 als erste Niederlassung außerhalb der USA eröffnet: Die Filiale von State Street in München

1970 als erste Niederlassung außerhalb der USA eröffnet: Die Filiale von State Street in München Foto: Laura Hoffmann - State Street Bank München

Zwei Whitepaper des US-Finanzdienstleisters State Street Corporation und dem International Forum of Sovereign Wealth Funds (IFSWF) zeigen die Veränderungen in der Vermögensallokation von Staatsfonds innerhalb der letzten drei bis fünf Jahre. Die Veränderungen beinhalten eine deutliche Steigerung bei Anlagen in privaten Märkten, das heißt Private Equity, Immobilien und Infrastruktur sowie in Schwellenmärkten.

Darüber hinaus stellen die Studienautoren eine Verringerung des Engagements der Staatsfonds in börsennotierten Beteiligungen und entwickelten Märkten fest. Die Studie untersucht außerdem, warum Staatsfonds in private Märkte investieren, welche Konzepte sie entwickeln mussten, um erfolgreich zu sein sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse.

Die erste Studie, „Asset Allocation for Short and Long Term“ („Kurz- und mittelfristige Portfoliostruktur“) untersucht, wie Staatsfonds nach der Bankenkrise mit den Finanzmärkten Schritt halten. Darüber hinaus enthält die Studie eine Umfrage bei acht IFSWF-Mitgliedern, die eine breite Palette der existierenden Staatsfonds repräsentieren.

„Wie alle Anleger wägen Staatsfonds im aktuellen Wirtschaftsklima die traditionelle Finanztheorie gegen die Komplexitäten ab, die ihnen in der Realität begegnen“, so Will Kinlaw, Senior Managing Director und Global Head von State Street Associates, dem akademischen Ableger von State Street. „Sie erkennen, dass ihre langfristigen Anlagehorizonte in vielen Fällen einen Vorteil darstellen und sie suchen nach Anlagen, die interessante langfristige Rendite-, Risiko- und Diversifikationseigenschaften bieten. Was aus der Sicht monatlicher Renditen reizvoll sein mag, kann erheblich an Anziehungskraft verlieren, wenn sich die Laufzeit über mehrere Jahre erstreckt.“

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

Keiner der befragten Staatsfonds erhöhte sein Engagement in ausländische Staatsanleihen, hingegen reduzierte die Hälfte das Engagement in solche Staatspapiere.

Keiner der Staatsfonds hat sein Engagement in Schwellenländern reduziert, vielmehr hat die Hälfte ihr Engagement erhöht.

In Summe haben die Staatsfonds, die sich an der Umfrage beteiligten, ihr alternatives, nicht börsennotiertes und privates Anlageportfolio erheblich erweitert - mindestens 30 Prozent der betrachteten Fonds haben mehr investiert, kein Staatsfonds reduzierte sein Engagement.

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist der wachsende Fokus auf private Märkte“, so Kinlaw. „Zugleich sind sich die Staatsfonds jedoch der potenziellen Risiken bewusst, wobei das Thema Illiquidität als höchstes Risiko eingestuft wird. Viele haben jedoch viel Zeit und Ressourcen in die Bewertung dieser Märkte investiert und hier eindeutig sehr gute Chancen identifiziert.“

Zehn Mitglieder des IFSWF haben zum zweiten Whitepaper, „Comparison of Members’ Experiences Investing in Public versus Private Markets“ („Vergleich der Erfahrungen von Mitgliedern bei Anlagen in öffentlichen und privaten Märkten“) beigetragen. Dieses untersucht das Anlagekonzept der Staatsfonds in privaten Märkten.

Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie sind:

Ein häufiger Grund, der Staatsfonds zum Engagement in privaten Märkten veranlasste, war die Langfristigkeit ihrer Verbindlichkeiten. Sie glaubten, dass sie von den Illiquiditätsaufschlägen profitieren könnten, die diese Anlagen bieten. Sie waren außerdem der Auffassung, dass die privaten Märkte weniger effizient sind und daher mehr Renditechancen bieten.

Auch wenn Staatsfonds in privaten Märkten erfolgreich waren, berichteten viele von einer fortdauernden internen Diskussion darüber, ob der Renditeaufschlag eine angemessene Entschädigung für die Risiken ist, die solche Anlagen für das Portfolio darstellen.

Die Staatsfonds nannten eine breite Palette an Faktoren, die zum Erfolg in privaten Märkten führten. Dazu gehörten die Förderung einer langfristigen Investitionskultur, das Gewinnen und Binden qualifizierter Mitarbeiter, die Partnerschaft mit anderen Staatsfonds, die Besetzung multidisziplinärer Due-Diligence-Teams sowie die langsame Vorgehensweise, um mit der Entwicklung interner Fähigkeiten Schritt zu halten.

50 Prozent der für das Whitepaper befragten Staatsfonds gaben an, dass sie ihre Governance-Prozesse anpassen mussten, um schnelle Entscheidungen hinsichtlich interessanter Möglichkeiten im privaten Markt treffen zu können.

„Die Investitionslandschaft hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt und die Staatsfonds mussten mit einem ständig wachsenden Angebot an Investitionsmöglichkeiten auf öffentlichen und privaten Märkten zurechtkommen“, sagt Roberto Marsella von CDP Equity, einem Unternehmen der italienischen Gruppe Cassa Depositi e Prestiti und Leiter des Investment Practice Committee des IFSWF. „Als Reaktion darauf bewerten viele die Methoden zum Aufbau eines Portfolios sowie zum Messen und Bewältigen von Portfoliorisiken neu. Das niedrige Zinsniveau schafft neue Herausforderungen und erfordert eine Neubewertung von Anlagemethoden und fachlichen Kompetenzen.“

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