Rückblick auf das Branchentreffen Die Super Return 2025 – und die Suche nach dem Exit

Julien Zornig von Astorius, Lucas Fischer von Palladio Partners und Thomas Weinmann von Reia Capital  (v.l.).

Julien Zornig von Astorius, Lucas Fischer von Palladio Partners und Thomas Weinmann von Reia Capital (v.l.). Foto: Asorius / Palladio Partners / Reia Capital

Julien Zornig Managing Partner bei Astorius

Die Zeiten der Entschleunigung seit der Zinserhöhung und der Verunsicherung aufgrund der von Trump initiierten neuen Handelsordnung halten an. Doch die Super Return entzieht sich diesen Trends und wächst stetig weiter. In diesem Jahr nahmen mehr als 5.000 Branchenvertreter der globalen Private-Equity-Industrie bei besten Wetterbedingungen wieder weite Teile der Budapester Straße rund um das Hotel InterConti in Beschlag.

Rollende Eisstände und gar ein ganzer Bus, innovative „Tiny Houses“ als mobile Besprechungszimmer auf der Straße… auch 2025 dehnte sich die inoffizielle Konferenzfläche weit über die formelle hinaus aus. Die Tiny Houses wuchsen von einem vor drei Jahren auf jetzt mehr als dreißig an.

ESG-Standards werden überprüft und verfeinert

Meetings in angrenzenden Hotels und Gastronomien, immer mehr spezielle Lounge-Bereiche, Speed-Networking-Sessions und Dinner-Veranstaltungen geben den Teilnehmern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Partnerschaften zu schmieden und neue Geschäftsmöglichkeiten zu entdecken. Durch das wachsende Angebot entsteht auch hier eine konkurrierende Aufmerksamkeitsökonomie, die wichtigen und richtigen Gäste an den eigenen Stand oder zu der eigenen Veranstaltung zu lotsen.

 

Die Atmosphäre des Wachstums setzt sich in den Gesprächen mit den Managern fort. Themen wie KI und Quantencomputing sorgen für frische Phantasie, ESG-Standards werden überprüft und verfeinert, und trotz geopolitischer Regenwolken am Himmel arbeitet die Branche voller Kreativität an Liquiditätsoptionen für ihre Portfoliounternehmen.

Wenn man die standardisierte Optimismusautomatik abzieht, sehen viele Manager in den aktuellen Entwicklungen doch mehr Chancen als Risiken. Dabei spielt auch das Potential der neuen Eltif-Strukturen eine Rolle, die den bisher weitgehend ungenutzten Investorenkreis der Retailkunden erschließbar machen.

Ein Nebeneffekt dieser Entwicklung ist die Aufmerksamkeit der Kritiker. Das Bündnis „Finanzwende“ demonstrierte unter dem Motto „Unser Leben, ihr Profit“ im Rahmen der Konferenz. Die Verantwortung, die mit der steigenden Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit einhergeht, wird von der Private-Equity-Branche allerdings konstruktiver angenommen, als einige Kritiker das wohl vermuten würden.

US-Investoren blicken verstärkt nach Europa 

Neben der Anwesenheit von PR-Prominenz Serena Williams und Nico Rosberg wurden von den Fachleiten vor allem folgende Themen im Detail thematisiert:

  • Nachhaltigkeit und Impact Investing: Wie können Fonds nachhaltige Investitionen in Zukunftstechnologien, erneuerbare Energien und soziale Innovationen vorantreiben? Welche ESG-Standards sind relevant, und wie lassen sich nachhaltige Renditen erzielen?
  • Technologische Innovationen: Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Biotechnologie und andere disruptive Technologien verändern die Investitionslandschaft. Wie können Investoren diese Trends frühzeitig erkennen und nutzen?
  • Neue Finanzierungsmodelle: Welche Rolle spielen neben klassischen Buyouts und Venture Capital alternative Finanzierungsformen wie Spacs, Tokenisierung und Crowdinvesting?
  • Geopolitische Einflüsse: Welche Auswirkungen haben globale politische Entwicklungen auf Investitionen in Europa, Asien und Nordamerika? Besonders im Fokus: Die Rollen Chinas, der USA und Europas im internationalen Private Equity-Geschäft.
  • Krisenmanagement und Risikobewertung: Welche Strategien zur Risikominderung und Krisenbewältigung bieten sich angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten?

Bemerkenswert ist der Eindruck, den man von US-Investoren erhält. Investitionen in Europa und vor allem Deutschland wurden längere Zeit eher untergewichtet. Durch die jüngsten Entwicklungen – vor allem seit dem so genannten „Liberation Day“ Anfang April – ist das Interesse an Investitionen in Europa und insbesondere in Deutschland stark angestiegen. Es ist also keine Phrase, dass man in jeder Verwerfung auch immer wieder Chancen entdecken kann.

Lucas Fischer von Palladio Partners

Die Super Return in Berlin zeigte einmal mehr, wie wichtig sie insbesondere für den Investmentstandort Deutschland ist. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet auch der German Private Equity Summit, der am zweiten Konferenztag stattfand. In Paneldiskussionen tauschten sich institutionelle Investoren über das aktuelle Investmentklima in Deutschland aus.

Spezialisierung gewinnt weiter an Bedeutung 

Nach den durchwachsenen Jahren 2023 und 2024 macht sich nun unter den Teilnehmern vorsichtiger Optimismus breit. Dazu tragen nicht zuletzt zahlreiche Erfolgsgeschichten kleiner, spezialisierter Private-Equity-Manager bei, die trotz eines herausfordernden makroökonomischen Umfelds weiterhin eine Wertentwicklung erzielen. Sektorspezialisierung sowie eine konsequente Fokussierung auf echte operative Verbesserungsmaßnahmen gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Exits und Liquidität bleiben problematisch 

Digitalisierung, Infrastruktur und Verteidigung gelten derzeit als besonders priorisierte Investmentsektoren in Deutschland – ein Trend, der sich unter vielen Marktteilnehmern abzeichnet.

Im Gesamtmarkt bleiben Exits und Liquidität problematisch – insbesondere im Large-Cap-Segment. Die anhaltende Illiquidität spiegelt sich auch in einem schwierigen Fundraising-Umfeld wider. Auch bei der diesjährigen Super Return wurde hinter vorgehaltener Hand bereits vermutet, dass auch 2025 insgesamt kein deutlich besseres Jahr werden dürfte. Strategische Käufer agieren weiterhin sehr selektiv, vor allem bei größeren Transaktionen. Börsengänge bleiben schwierig – eine Entwicklung, die zwangsläufig zu noch längeren Haltedauern führen wird.

 

Continuation-Fonds übernehmen mittlerweile eine bedeutende Rolle in der Exit-Strategie institutioneller Investoren. Vor zehn Jahren noch stark kritisiert – insbesondere wegen potenzieller Interessenkonflikte – sind sie inzwischen weitgehend akzeptiert. Nicht zuletzt deshalb, weil sie dringend benötigte Liquidität in einem herausfordernden Exit-Markt bereitstellen. Entscheidend ist dabei ein transparenter Preisfindungsprozess, der unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder erfolgt. Die zentrale Frage bleibt jedoch: Wie nachhaltig ist der Verkauf an einen Continuation Fund – und wie sieht der spätere Exit aus? Kleinere Unternehmen dürften hier mehr Optionen haben als ihre Pendants im Large-Cap-Segment.

Ein Lichtblick sind gute Einstiegsbewertungen, insbesondere bei kleineren Unternehmen. Selbst große Private-Equity-Fonds sehen sich zunehmend in diesem Segment nach attraktiven Investmentmöglichkeiten um – vor wenigen Jahren noch undenkbar. Um jedoch auch künftig ambitionierte Performanceziele zu erreichen, müssen Private-Equity-Manager den Weg der Spezialisierung weiterhin konsequent verfolgen. Gelingt dies, könnten die nächsten Vintage-Jahre sehr gute Performancechancen bieten.

Thomas Weinmann, Gründer und Partner von Reia Capital

Vor dem Hintergrund volatiler Kapitalmärkte, geopolitischer Unsicherheiten und rasanter technologischer Umbrüche stand die diesjährige Super Return ganz im Zeichen der Neuausrichtung. Die Stimmung: verhalten optimistisch – getragen von nüchternem Realismus.

Exits werden zum Prüfstein

Die Branche kämpft mit einem zunehmenden Exitdruck. Laut Preqin verwalten Private-Equity-Fonds aktuell rund 3,6 Billionen US-Dollar an nicht realisierten Vermögenswerten. In den Portfolios befinden sich weltweit über 29.000 Unternehmen, viele davon bereits seit mehr als fünf Jahren. Nach einem kurzen Aufschwung im zweiten Halbjahr 2024 ist die Exit-Aktivität erneut eingebrochen. Vor allem Börsengänge bleiben im aktuellen Marktumfeld weitgehend aus. Die Fähigkeit, zeitnah Exits zu realisieren, entwickelt sich daher zum entscheidenden Kriterium bei der Fondsmanagerauswahl durch Limited Partners.

 

Small Caps im Aufwind

In der aktuellen Situation realisieren Investoren den Vorteil von kleineren und mittelgroßen Transaktionen. Deals im Volumen von 10 bis 250 Millionen Euro lassen sich aktuell schneller strukturieren, bergen geringere Bewertungsrisiken und sind für strategische Käufer und Private-Equity-Fonds attraktiver. Investoren erkennen: Gerade in volatilen Marktsituationen lassen sich kleine Unternehmen planbarer wieder verkaufen. Kleinere und mittelgroße Vermögensträger erhöhen deshalb gerade ihre Allokation im Segment des Private Equity Small Cap.

Trump-Zölle und geopolitische Verschiebungen

Ein zentrales Thema auf der Konferenz war die wirtschaftspolitische Neujustierung unter US-Präsident Donald Trump. Die erneuten Zollmaßnahmen führen bei internationalen Investoren zu  Zurückhaltung und forcieren eine Neuausrichtung globaler Liefer- und Produktionsketten in Richtung regionaler Märkte. Parallel dazu beobachten viele Fondsmanager einen strukturellen Trend: Nach Jahren multipler Krisen – Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation, Zinsanstieg, Zollpolitik – wächst die Zahl mittelständischer Unternehmer, die angesichts bevorstehender Generationswechsel über einen Verkauf nachdenken. Private-Equity-Häuser können hier als finanzstarker Problemlöser unterstützen.

Verteidigung und ESG: Vom Widerspruch zur Neudefinition

Bemerkenswert ist auch die sich verändernde Sicht auf sicherheitsrelevante Investitionen. Was früher als ESG-inkompatibel galt, erfährt nun strategische Neubewertung. Der russische Angriffskrieg, das gestiegene Verteidigungsbudget der Nato-Staaten und der Ruf nach europäischer Autonomie führen dazu, dass Rüstungsinvestitionen von vielen Investoren zunehmend als Beitrag zur Resilienz – und nicht mehr als ethischer Zielkonflikt – verstanden werden.

Künstliche Intelligenz verändert Prozesse und Profile

Auch technologisch befindet sich die Branche im Umbruch. Die Digitalisierung hat längst operative Effizienz in den Portfoliounternehmen ermöglicht. Doch nun beginnt die nächste Phase: der breite Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Diese kommt immer häufiger bei kleinen Unternehmen zur Verbesserung der operativen Prozesse zum Einsatz. Selbst Fondsmanager nutzen mittlerweile KI-gestützte Systeme bei der Identifikation von Beteiligungszielen, in der Due Diligence sowie beim Monitoring von Portfolios. Die Vorteile zeigen sich in beschleunigten Prozessen, datenbasierten Entscheidungen und signifikanten Kosteneinsparungen. Damit wird KI nicht nur zum Effizienztreiber, sondern zum strukturellen Transformationsfaktor für die gesamte Branche.

 

Anpassungsfähigkeit als Erfolgsmodell

Die Super Return 2025 hat gezeigt: Die Private-Equity-Branche bleibt anpassungsfähig. In einem Umfeld multipler Herausforderungen gewinnen Agilität, Transaktionsfähigkeit sowie technologische Innovationsbereitschaft an Bedeutung. Die Erfolgsmodelle der Vergangenheit funktionieren nicht mehr im Autopilot – sie müssen neu gedacht und dynamisch justiert werden. Berlin zeigte, dass die Branche sich auch in dieser Krise gerade wieder neu erfindet und gestärkt daraus hervorgehen wird.

 

Julien Zornig ist Managing Partner bei Astorius. Nach seinem Studium leitete er in Zürich für die Berenberg-Gruppe die gesamten Hedge-Fonds-Aktivitäten. Nach dem Wechsel zur M.M. Warburg Gruppe war er im Bereich Private Equity tätig und baute gleichzeitig strategische Beziehungen zu Family Offices und Asset-Management-Gesellschaften auf. 

Lucas Fischer ist seit anfang 2025 verantwortungsvoller Position (Director) bei Palladio Partners tätig. Vor dieser zeit war er gut zehn Jahre bei HQ Capital, zuletzt als Co-Leiter Europäische Investitionen (Co-Head European Investments).

Thomas Weinmann ist Gründer und Partner von Reia Capital. Zuvor hatte er bereits 2012 Astorius mitgegründet, ebenfalls ein Anbieter für Private-Equity- Dachfonds. Vor der Gründung von Astorius war Weinmann 13 Jahre lang für das Beteiligungsunternehmen BC Partners tätig. Zwischen 2011 und 2015 war er Vorstand des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften 

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