Halbjahresbilanz Private Equity-Branche auf Rekordkurs – aber Risiken steigen

Alexander Schmitz von Bain und Company

Alexander Schmitz von Bain und Company: Der Manager geht davon aus, dass sich der Private Equity-Bereich weiterhin gut entwickeln wird, benennt aber auch Risiken für Investoren. Foto: Bain & Company

Es sieht stark danach aus, als würde 2021 für die Private-Equity-(PE-)-Branche zum besten Jahr ihrer bisherigen Geschichte werden. Darauf deuten die weltweiten Branchendaten hin, die die internationale Unternehmensberatung Bain und Company im Rahmen ihrer Studie „Private Equity’s Wild First-Half Ride“ ausgewertet hat.

Sollte sich die Entwicklung der ersten sechs Monate in der zweiten Jahreshälfte annähernd fortsetzen, sind jeweils rund 1 Billion US-Dollar oder mehr bei Investitionen, Exits von Buy-out-Fonds und dem Fundraising möglich – und damit neue Rekordwerte. Auch wäre die globale PE-Branche dann dreimal so groß wie vor zehn Jahren. „Die aktuelle Entwicklung im Private-Equity-Sektor ist außergewöhnlich“, sagt Alexander Schmitz, Partner von Bain und Company, der die PE-Praxisgruppe in der DACH-Region leitet. Und dieser Trend könnte sich fortsetzen. Zum 30. Juni 2021 verfügten PE-Fonds mit 3,3 Billionen US-Dollar über so viel nicht-investiertes Kapital wie noch nie.

Einin Drittel aller Deals im Technologiesektor
Darüber hinaus realisieren immer größere Fonds immer größere Transaktionen. Im ersten Halbjahr 2021 lag das durchschnittliche Dealvolumen bei 1,1 Milliarden US-Dollar, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Plus von 48 Prozent entspricht. Buy-out-Fonds investierten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt bereits 539 Milliarden US-Dollar in Portfoliounternehmen. Das ist fast so viel wie zuletzt in einem ganzen Jahr (siehe Abbildung).

Jeder dritte Deal wurde im Technologiesektor abgewickelt, wobei insbesondere Softwarefirmen im Fokus des Interesses standen. Angesichts der vielerorts beschleunigten Digitalisierung sieht Schmitz unverändert Potenzial: „Das weltweit stark wachsende Technologiesegment wird weiterhin viel Kapital anziehen.“

Schärfere Regulierung beendet Höhenflug der SPACs
Bei neuen Beteiligungen nutzte die PE-Branche zuletzt vor allem in Nordamerika häufig Mantelgesellschaften, die Kapital über einen Börsengang einsammelt, um dieses in einem zweiten Schritt in die Übernahme eines Unternehmens zu investieren – sogenannte Special Purpose Acquisition Companies (SPACs). Doch im April 2021 verschärfte die US-Börsenaufsicht die Regulierung und setzte dem Höhenflug der SPACs so zumindest vorläufig ein Ende. Nichtsdestotrotz hielten zum 30. Juni dieses Jahres 419 SPACs insgesamt 133 Milliarden US-Dollar Kapital, für das sie geeignete Zielunternehmen suchen.

Für den PE-Sektor ist dies sowohl Herausforderung als auch Chance. „SPACs nutzen bei Übernahmen neben eigenen Mitteln üblicherweise noch andere Kapitalquellen“, erklärt Bain-Partnerin Silvia Bergmann. „Ihre Finanzkraft ist also um ein Vielfaches höher als ihr eingesammeltes Kapital, was den Wettbewerb um potenzielle Übernahmekandidaten noch einmal verschärft.“ Zugleich würden sich für PE-Fonds dadurch aber noch mehr Möglichkeiten ergeben, Portfoliounternehmen ohne große Vorlaufzeiten zu attraktiven Bewertungen über die Börse zu verkaufen.

Hohe Verkaufserlöse schaffen noch mehr Anreiz.
Der positive Einfluss der SPACs auf das Exit-Geschehen zeigte sich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres vor allem in Nordamerika. Auf sie entfiel dort knapp ein Viertel des gesamten Volumens von Beteiligungsverkäufen. Weltweit summierten sich die Verkaufserlöse der Buy-out-Fonds zur Halbzeit 2021 auf 488 Milliarden US-Dollar und lagen damit bereits 10 Prozent über dem Wert des Gesamtjahrs 2020. „Durch hohe Verkaufserlöse und damit hohe Mittelrückflüsse an Investoren gewinnt die PE-Branche für Kapitalanleger weiter an Attraktivität“, betont Bergmann. Dies zeigt auch eine aktuelle Erhebung des Datenanalysten Preqin: 90 Prozent der befragten institutionellen Anleger planen, in den kommenden zwölf Monaten gleich viel oder sogar mehr Kapital als bisher in PE-Fonds zu investieren.


Angesichts des starken Interesses von Kapitelanlegern gerät 2021 auch ein neuer Rekord beim Fundraising von mehr als 1,2 Billionen US-Dollar in Reichweite. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres warben PE-Fonds bereits 631 Milliarden US-Dollar ein. Im Fundraising besonders erfolgreich waren neue Buy-out-, Growth- und Venture-Capital-Fonds, allen voran über fünf Milliarden US-Dollar schwere Megafonds. Neun Buy-out-Riesen schlossen im ersten Halbjahr Fonds mit einem Volumen von insgesamt 120,4 Milliarden US-Dollar.

Harter Wettbewerb und Digitalisierung sind Herausforderung
Aus dem bisherigen Geschäftsverlauf 2021 ergeben sich mehrere Konsequenzen. Der PE-Sektor muss sich auf einen noch härteren Wettbewerb einstellen, was selbst für die zuletzt im Schatten stehenden kleineren Deals gilt. Zu hoch ist die Summe an nicht-investiertem Kapital und noch vergleichsweise gering die Zahl neuer Transaktionen. Darüber hinaus gilt es dem digitalen Wandel konsequent Rechnung zu tragen. „PE-Fonds müssen ihre technologische Kompetenz ausbauen“, so Schmitz. „Nur so können sie Chancen und Risiken neuer Beteiligungen richtig einschätzen und ihr Portfolio bestmöglich unterstützen.“

Ungeachtet dessen dürfte sich die positive Entwicklung im PE-Sektor fortsetzen. Dafür spricht aktuell eine ganze Reihe von Faktoren. Der robuste Aufschwung in vielen Ländern und die anhaltende Niedrigzinspolitik der Zentralbanken zählen dazu ebenso wie die aufnahmebereiten Kapitalmärkte. „Derzeit stehen die Zeichen gut, dass 2021 tatsächlich zum neuen Rekordjahr für die Private-Equity-Branche wird“, konstatiert Schmitz.

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