Alternative Investments sind aus der Investitionslandschaft in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Immobilien waren immer schon ein fester Bestandteil der institutionellen Anlage, aber auch der privaten Kapitalanlage – egal ob man diese nun zu den Alternative Investments zählt oder nicht.
Das institutionelle Investmentuniversum hat sich im Zeitverlauf deutlich verbreitert und Alternative Investments wie Private Equity, Private Debt und Infrastruktur spielen heute eine zentrale Rolle. Die fokussierte Betrachtung und Analyse der Subassetklassen gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung wurde weiterhin durch den graduellen Abbau von Zugangshürden sowie der Rolle von Deutschland als Investitionsstandort zunehmend prägnanter. Gleichzeitig haben institutionelle Investoren und Family Offices intern gezielt Wissen aufgebaut um durch Fondsinvestments oder, bei entsprechender Größe, auch Direktinvestments Zugang zur Anlageklasse zu erhalten.
Betrachtet man die Beteiligungsquoten der Investoren in Deutschland im Zeitverlauf, beispielsweise beim jährlich erscheinendenInvestor Survey des Bundesverbandes für Alternative Investments (BAI), fällt auf, dass der Anteil innerhalb der alternativen Anlageklassen Schritt für Schritt ansteigt und auch trotz Zinswende im Jahr 2024 weiter ausgebaut werden soll.
Fachkräftemangel und Demografischer Wandel
Insbesondere Private Debt und Infrastruktur konnten sich in den vergangenen Jahren etablieren und zu den weiteren Anlageklassen aufschließen. Betrachtet man den Anteil von Private Markets innerhalb der Portfolioallokation der institutionellen Investoren, ist festzustellen, dass nicht nur die Beteiligungsquote an den entsprechenden Anlageklassen wächst, sondern ebenfalls das Gewicht in den Portfolien.
In 2023 liegt das durchschnittliche Portfoliogewicht der Private-Markets-Anlagen bei 22,5 Prozent und soll um weitere 3,1 Prozent ausgebaut werden. Die Portfolios von vermögenden und hochvermögenden Personen sind im Schnitt deutlich heterogener als die institutioneller Investoren. Zu beobachten ist im Vergleich zu Pensionsfonds und anderen instutionellen Anlegern häufig keine oder eine Unter-Allokation in Private-Markets-Anlageklassen, oftmals mit Über-Allokation in Real Estate. Insbesondere die (in der Vergangenheit) teils hohen Zugangshürden für Privatpersonen tragen hierzu bei.
Co-Investments, Secondaries oder GP-Investments sind die neuen Themen der Stunde. Stetiger Umbruch und Anpassungen an sich änderndes Umfeld sind Kernbestandteil der Alternative Investments. Mit der weiteren Professionalisierung der Branche verändern sich ebenfalls Rollenbilder, die sich entlang der Industrie weiterentwickeln werden. Nichtsdestotrotz muss sich auch die Alternative-Investments-Branche mit den Themen Fachkräftemangel und Demografischer Wandel auseinandersetzen.
„Obwohl die Branche sich auch in Zukunft mit einem Fachkräftemangel auseinandersetzen muss, befinden wir uns aktuell in einer Phase, in der man deutlich den Aufstieg der nächsten Generation wahrnehmen kann“, berichtet Britta Bene, Expertin der Personalvermittlung innerhalb der Industrie und im BAI-Vorstand für Personal- und Nachwuchsthemen zuständig.
Bene ergänzt: „Diese Entwicklung ist erfreulich und von strategischer Bedeutung für die Private Markets in der DACH-Region. Auf der LP-Seite ist eine klare „Verjüngung“ in vielen Kapitalanlagenteams zu sehen. Wo vor einigen Jahren der Altersdurchschnitt zwischen 43 und 55 lag, sehen wir heute immer mehr Investment Manager zwischen Ende 20 und Ende 30, die in prominenten Positionen zu Investmententscheidungen beitragen. Es ist interessant festzustellen, dass die Mehrheit dieser jüngeren Kollegen aus den eigenen Reihen stammt und ihren Einstieg oft als Werkstudenten, Praktikanten oder Analysten nach dem Erhalt ihres Universitätsabschlusses gefunden hat. Die Trends bei traditionellen Asset Managern spiegeln ähnliche Entwicklungen wider. Auch hier wird kontinuierlich in den Ausbau der Junior-Ränge investiert.“
Der BAI hat sich kürzlich mit jungen Branchenexperten innerhalb der Private-Markets-Anlageklassen zusammengeschlossen, um die Themen Nachwuchsförderung und die Vernetzung zwischen den Gestaltern der Branche von Morgen zu forcieren. Die Nextgen Initiative wurde ins Leben gerufen und aktiv an den BAI herangetragen, um insbesondere ein neutrales Forum zum Austausch zu schaffen. Hierzu setzt der Bundesverband einen Rat, den Nextgen Council ein, was die Tätigkeiten der Initiative bündelt und koordiniert, in enger Absprache mit der Geschäftsstelle und dem BAI-Vorstand.
„Für den BAI sind Nachwuchsthemen schon seit über einem Jahrzehnt wesentlicher Bestandteil der Verbandsarbeit. Die Kooperation mit dem Nextgen-Council ist ein weiterer wichtiger Schritt und wir hoffen, dass sich viele motivierte junge Berufsträger dieser Initiative anschließen“, kommentiert BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer die Kooperation.
Die institutionelle Kapitalanlage ist Ihre Leidenschaft?
Bei der Zusammenstellung des Rats wurde neben der Expertise in verschiedenen Anlageklassen und den unterschiedlichen Rollen auch auf das Thema Diversität in verschiedenen Dimensionen geachtet. Das Nextgen Council wird derzeit besetzt von Hanna Kunzmann (Associate Direktinvestments Infrastruktur, KKR), Sven Gralla (Dachfondsmanager Private Debt, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank), Marin Miletic (Portfoliomanager Private Equity und Private Debt, KZVK Köln), Anna Richter (Vice President Client Solutions, Altamar Cam Partners) und Lukas Neubauer (Managing Director, Campbell Lutyens).
Hierbei stehen weniger die Organisationen im Vordergrund, sondern vielmehr die Diversität, die jeweiligen Blickwinkel und die entsprechenden Netzwerke. „Wir sind an den BAI herangetreten, um insbesondere die Integrität der Initiative zu sichern. Neutralität ist für uns extrem wichtig, da wir sämtliche Vertriebsinitiativen ganz klar von der Nextgen-Initiative abschotten wollen. Es zählt für uns nicht ob die Teilnehmer unserer Veranstaltungen LPs oder GPs sind. Solche Überlegungen sind viel zu kurzfristig, wir haben vielmehr die langfristige Vernetzung der Initiative im Fokus“, erklären Kunzmann und Gralla gegenüber dem private banking magazin.
Forum soll nicht als „Vertriebsveranstaltung“ missbraucht werden
Der Rat tritt ein für die Interessen der zukünftiger Gestalter in der Alternative Investmentbranche und wirkt als Schnittstelle des NextGen-Netzwerks, dem BAI als zentrale Interessensvertretung, Hochschulen und weiteren Initiativen. Hierbei verfolgt der rat die folgenden Kernziele:
Vernetzung der nächsten Generation
Der Rat wird regelmäßig Veranstaltungen organisieren, um die Vernetzung zwischen jungen Branchenexperten in verschiedenen Bereichen – von LPs über GPs bis hin zu Beratern, Anwälten und Placement Agents - zu fördern. Dies soll eine Plattform für zukünftige Führungspersönlichkeiten bieten, um sich kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Alle Veranstaltungen finden auf Selbstkostenbasis statt, um die Integrität und Unabhängigkeit des Netzwerkes zu wahren. Insbesondere legt der Rat Wert darauf, dass der persönliche und fachliche Austausch im Mittelpunkt steht und keinesfalls dieses Forum als eine „Vertriebsveranstaltung“ missbraucht wird. Die Einladung zu den Veranstaltungen kommt über den Rat.
„Vernetzung der Gestalter der Zukunft funktioniert anders in der Nextgen. Werte wie Integrität, Verantwortungskultur, Diversität und eine übergreifende Neugierde neue Wege zu gehen stehen im Mittelpunkt und nicht die jeweiligen Organisationen. Wir möchten daher ein neutrales Austauschforum schaffen, wo die persönliche Vernetzung und das Thema Peer-Mentorship im Fokus und nicht der Vertrieb im Mittelpunkt steht. Der zunehmende Andrang und die positive Resonanz der Nextgen Mitglieder bestärken uns in dieser Vision“, so Kunzmann und Gralla. Nach einem ersten Kick-off Event mit 30 Teilnehmern in Frankfurt, stieg bei der Jahresauftaktveranstaltung in Köln im Januar bereits die Teilnehmeranzahl an die 50. Hierbei sind ebenfalls gut 30 Unternehmen repräsentiert worden.
Wandel in der Altersstruktur
Die Nachwuchsförderung zieht sich als zentraler Baustein durch die Initiative. Das Ziel ist es, junge Menschen für Alternative Investments zu begeistern. „Wenn wir in das nächste Jahrhundert blicken, werden die Leader diejenigen sein, die andere befähigen“, zitieren Miletic und Neubauer eine Aussage von Bill Gates und ergänzen: „Unsere Branche bietet eine Vielzahl von Karrieremöglichkeiten, sowohl bei GPs, LPs als auch bei Beratungsunternehmen und Dienstleistern. Wir sind überzeugt, dass wir von der Frische, dem Einfallsreichtum und der Energie der nächsten Generation profitieren werden. Um dies zu fördern, möchten wir die Vielfalt und Möglichkeiten im Bereich der Alternative Investments hervorheben. Vorstellbar sind speziell zugeschnittene Mentoring-Programme und die Zusammenarbeit mit Hochschulen.“
Es deutet sich ein Wandel in der Altersstruktur der Finanzbranche an. Besonders auffällig ist dieser Trend bei jüngeren Investmentexperten für institutionelle Investoren, die zunehmend Verantwortung für Investments übernehmen. Diese Verjüngung spiegelt sich auch in anderen beruflichen Rollen wider. International haben Vertreter von Private Equity- und Private Debt-GPs, insbesondere in Deutschland, bemerkt, dass viele Investmentmanager, die langfristige Investitionsentscheidungen treffen, überraschend jung sind.
Dies wurde von einem Placement-Agenten eines Top-Tier-Hauses als erfreuliche Entwicklung hervorgehoben, und fördere auch die langfristige Beziehung. „Schaut man sich allein die Teilnehmer auf den großen Konferenzen der Branche in Deutschland an, so konnte man über die letzten Jahre eine zunehmende Verjüngung der Altersstruktur erkennen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht diese Entwicklung zu unterstützen und möchten sicherstellen, dass die Stimmen, Meinungen, Ideen und Bedenken in der Branche Gehör finden“, ergänzt Richter.
Hochschulvorträge
Mitglieder des erweiterten Nextgen-Netzwerks werden Vorträge an Hochschulen halten, um Studenten die Welt der Alternative Investments näher zu bringen. „Die Förderung dieser jungen Talente geht über die rein strategische Personalplanung hinaus. Unternehmen, die frühzeitig in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter investieren, sehen nicht nur kurzfristige Vorteile in Bezug auf Fachkräfte, sondern schaffen auch eine nachhaltige Kultur der Innovation und Kontinuität“, so Bene. Sie ergänt: . „Diese Investitionen zahlen sich nicht nur in der Gegenwart aus, sondern legen auch den Grundstein für eine stabile Zukunft der Private Markets im DACH-Region.“
Betrachtet man die Wirkungskette zwischen der Kapitalbereitstellung und den Investitionszielen, so ergeben sich die verschiedensten Berufsprofile in der Industrie. Weiterer Personalbedarf zeichnet sich über die gesamte Wirkungskette ab. Derzeit gibt es noch keine verlässlichen Daten zum Generationenübergang in der Industrie. Die Erfassung dieser Daten wäre ebenfalls ein weiterer Entwicklungsschritt, der in der Initiative angesiedelt sein könnte.