Die schwierige Lage an den Kapitalmärkten im vergangenen Jahr hat dafür gesorgt, dass das Gesamtvermögen der Private-Banking- und Wealth-Management-Kunden ist Österreich per Ende 2022 stagnierte. Auf rund 870 Milliarden Euro schätzt die Beratungsgesellschaft Zeb das Volumen in Ihrer aktuellen Studie zum österreichischen Private-Banking-Markt – nahezu exakt auf dem Niveau von 2021. In den Jahren davor ist das verwaltete Kundenvermögen jährlich um rund vier Prozent gewachsen.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll der Wachstumspfad nach Zeb-Prognosen allerdings wieder aufgenommen, das Volumen auf 1,07 Milliarden Euro ansteigen. Primärer Wachstumstreiber dürften dabei Beteiligungen und Immobilien sein. Das liquide Wertpapiervermögen nimmt mit 14 Prozent per Ende 2022 nur eine untergeordnete Rolle ein.
Private-Banking und Wealth-Management-Markt wächst
Wie die Studienautoren in einem Artikel schreiben, machen Private-Banking- und Wealth-Management-Kunden in Österreich nur rund 2 Prozent aller Privatkundenhaushalte aus. Der Markt wachse aber stetig – besonders im Wealth Management bei einer jährlichen Steigerungsrate von 3 und 6 Prozent.
Im österreichischen Private-Banking- und Wealth-Management-Markt ergeben sich bei vollständiger Kapitalisierung Ertragspotenziale von 1,8 Milliarden Euro aus Vermögenswerten. Dieses Potenzial ist gleichmäßig auf Private-Banking- und Wealth-Management-Kunden aufgeteilt. Interessanterweise stammen etwa 50 bis 60 Prozent der Erträge aus traditionellen Vermögensanlagen, während Finanzierung und Immobilien an zweiter Stelle stehen. Das unterstreiche die Wichtigkeit, das Angebot an Produkten und Dienstleistungen um Themen zu erweitern, die über traditionelle Vermögensanlagen hinausgehen und den Bedürfnissen der Kunden entsprechen, schreiben die Studienautoren.
„Das Ertragspotential im Bereich Vermögensanlage ist im Private-Banking-Markt Österreich relativ betrachtet höher als in Deutschland, jedoch ist in Österreich das Ertragspotential im Bereich Immobilien dafür geringer als in Deutschland“, sagt Kathrin Nadenau vom Zeb. Das geringere Ertragspotential im Bereich Immobilien sei darauf zurückzuführen, dass in Österreich – insbesondere in Wien – die Eigentumsquote von Immobilien deutlich höher ist als in Deutschland und entsprechend weniger Mietwohnungen auf dem Markt zur Verfügung stehen.
Margen im Private Banking: Sonderkonditionen als Statussymbol
Das Margenniveau ist in Deutschland und Österreich derweil ähnlich. „Genauso wie in Deutschland konnten in Österreich trotz des steigenden Volumens der Assets under Management die Ertragsmargen nicht gesteigert werden. Insbesondere in Österreich gehört es immer noch zum guten Ton oder ist sogar ein Statussymbol des Private-Banking-Beraters, Sonderkonditionen an den Kunden zu geben, die letztendlich die Margen erodieren“, so Nadenau, Mitautorin der Studie.
Eine Wettbewerbsanalyse des Zeb zeigt, dass nahezu alle Marktteilnehmer in Österreich vermehrt ins Private-Banking-Geschäft investieren und so den Wettbewerbsdruck auf einem bereits dichten Marktplatz weiter erhöhen. Die gestiegene Konkurrenzsituation ist durch die geringere Marktgröße stärker zu spüren als in Deutschland, wo ebenfalls viele Marktteilnehmer ihre Private-Banking-Aktivitäten ausbauen.
Derzeit beschränkt sich der Private-Banking-Markt in Österreich auf rund 83.000 Haushalte (Definition des Segments ab einem liquiden Vermögen von 300 TEUR und mehr), was rund ein Achtel des deutschen Marktes ausmacht. Hinzu kommt, dass sich insbesondere mit Wien und der vergleichbar kleinen Größe Österreichs auch örtlich ein dichter Marktplatz mit einer hohen Konkurrenzsituation zeigt. „Die PB-Anbieter reagieren daraufhin mit günstigen Preisen, was sich in der Margenentwicklung zeigt“, sagt Nadenau.
Die gesamte Private-Banking-Studie für Österreich finden Sie unter diesem Link.