Digitalisierung und Automatisierung Private Banking braucht einen neuen Ansatz im Kampf gegen Geldwäsche

Charmian Simmons von BAE Systems

Charmian Simmons von BAE Systems: Die Expertin für Finanzkriminalität und Compliance erklärt, warum sich bei Privatbanken im Kampf gegen Geldwäsche etwas tun muss. Foto: BAE Systems

Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte der Geldwäsche jüngst den Kampf an. Noch schneidet Deutschland in der Verfolgung schlecht ab, weshalb der FDP-Politiker nun mit einer neuen Behörde dagegen vorgehen will. 100 Milliarden Euro werden nach einer Schätzung der Universität Halle-Wittenberg jedes Jahr in Deutschland gewaschen – ein Teil davon wohl auch im Private Banking.

Denn die schiere Größe des Private-Banking-Marktes machen ihn zu einem attraktiven Ziel für Geldwäscher. Privatbanken und Vermögensverwalter bieten eine Reihe hochkomplexer Produkte und Dienstleistungen an und Transaktionen von hohem Wert sind an der Tagesordnung. Die Branche ist sich bewusst, dass ihr Sektor für Kriminelle, die Geld von einem Ort zum anderen verschieben, Steuern hinterziehen oder Vermögenswerte liquidieren wollen, von immer größerer Bedeutung ist.

Im aktuellen politischen Klima spüren die Banken, dass Verstöße gegen Anti-Geldwäsche-Bestimmungen und Sanktionen mit immer härteren Maßnahmen der Aufsichtsbehörden geahndet werden. Diese können von Vereinbarungen über einen Aufschub der Strafverfolgung bis hin zu Strafen und Bußgeldern bei Nichteinhaltung der Vorschriften und Maßnahmen reichen, die das Management stärker zur Verantwortung ziehen sollen.

Die wichtigsten Geldwäscherisiken für Privatbanken bestehen in folgenden zehn Bereichen:

  1. Vermögende und mächtige Kunden: Solche Kunden sind unter Umständen nicht bereit oder in der Lage, angemessene Dokumente, Details und Erklärungen zu liefern.
  2. Verheimlichung: Kunden haben Konten in mehr als einer Gerichtsbarkeit, entweder innerhalb desselben Unternehmens oder derselben Gruppe oder bei verschiedenen Unternehmen.
  3. Verschiebung von Geldern: Transaktionen von hohem Wert, die schnelle Überweisungen zwischen Konten in verschiedenen Ländern und Regionen der Welt erfordern.
  4. Vielfältige und komplexe Konten: Kunden haben Konten in mehr als einer Gerichtsbarkeit, entweder innerhalb desselben Unternehmens oder derselben Gruppe oder bei verschiedenen Unternehmen.
  5. Bankgeheimnis der Länder: In bestimmten Ländern, in denen die Vermögensverwaltung angeboten wird, herrscht eine Kultur der Geheimhaltung, die durch lokale Rechtsvorschriften unterstützt wird.
  6. Nutzung von Konzentrationskonten: Sammelkonten für mehrere Kunden oder Omnibuskonten, auf denen Gelder aus verschiedenen Quellen zur Weiterleitung zusammengeführt werden.
  7. Gewerbliche Tätigkeit, die über ein Privatkonto abgewickelt wird: Persönliche Aktivitäten, die über ein Geschäftskonto abgewickelt werden, um die Firma zu täuschen.
  8. Kultur der Vertraulichkeit: Kunden von Vermögensverwaltungen suchen die Gewissheit, dass ihre Geschäfte diskret abgewickelt werden.
  9. Länder mit Korruptionskultur: Länder, in denen Korruption als häufige Quelle von Reichtum bekannt ist oder als solche wahrgenommen wird.
  10. Kredit: Die Gewährung von Krediten an Kunden, die ihre Vermögenswerte als Sicherheiten verwenden, stellt ein Geldwäscherisiko dar.

 

Vor diesem Hintergrund hat BAE Systems Digital Intelligence Beschäftigte im Private Banking nach ihren größten Sorgen im Zusammenhang mit Geldwäsche befragt und sich dabei an der Liste der 22 Vergehen, die in der sechsten EU-Geldwäscherichtlinie (6AMLD) aufgeführt sind, orientiert. Am häufigsten wurde bei der Benennung der Sorgen die Beteiligung an einer organisierten kriminellen Vereinigung und Erpressung (38 Prozent) sowie Betrug (36 Prozent) und Korruption (32 Prozent) genannt.

Kundenbetreuer stehen bei der Aufdeckung von Geldwäsche an vorderster Front

Wie gehen die Privatbanken mit diesen Risiken um? Die Privatkundenberater spielen bei der Aufdeckung von Geldwäsche eine entscheidende Rolle. Sie bauen enge persönliche Beziehungen zu Kunden auf, um deren Geschäfte, Vermögensquellen und Netzwerk zu verstehen. Die Sorgfaltspflicht bei der Überprüfung des Kunden (Customer Due Diligence) sind in diesem Sektor besonders streng. Sie umfasst Besuche in den Geschäftsräumen des Kunden, Referenz- und Reputationsrecherchen. Die Private Banker überwachen ein- und ausgehende Überweisungen und führen detaillierte Überprüfungen der Kontobewegungen durch, wenn diese als verdächtig eingestuft werden.

Aus diesem Grund sind die Prüfungen der Sorgfaltspflicht gegenüber Kunden in diesem Sektor besonders streng – sie umfassen Besuche in den Geschäftsräumen des Kunden, Referenz- und Reputationsrecherchen sowie eine gründliche Überprüfung der persönlichen Daten vor dem Onboarding. Die Kundenbetreuer überwachen auch ein- und ausgehende Überweisungen und führen detaillierte Überprüfungen der Kontobewegungen durch, wenn diese als verdächtig eingestuft werden.

Kurzum: Kundenbetreuer stehen bei der Aufdeckung von Geldwäsche an vorderster Front. Sie brauchen daher Unterstützung durch technische Lösungen, die auf ihre Arbeitsabläufe abgestimmt sind und eine effektive Zusammenarbeit mit den Compliance-Teams ermöglichen.