Im Jahr 2025 werden rund 60 Prozent aller privaten Vermögenswerte in Großbritannien von Frauen kontrolliert, sagen Untersuchungen voraus. Der Grund: Vermögen wird innerhalb der Babyboomer-Generation übertragen. In der Regel geht das Vermögen dabei von männlichen Unternehmern an ihre Ehefrauen oder Lebenspartnerinnen über. Aufgrund der ähnlichen Demografie beider Länder dürfte in Deutschland ein ähnlicher Prozess zu beobachten sein.
Vor dem Hintergrund der Nextgen-Initiativen einiger Privatbanken muss also festgehalten werden: Der Großteil des Vermögens geht erst auf die Ehefrauen über, die an die Bank gebunden werden müssen – seltener direkt an die Kunden der Generation Z. Eine vom britischen Asset Manager Schroders durchgeführte Umfrage wirft jedoch kein gutes Licht auf die Beziehungen von Banken zu ihren Kundinnen.
Hohe Wechselbereitschaft und Unzufriedenheit bei Kundinnen
Vier Wahrnehmungsdiskrepanzen zwischen Beratern und ihren Kundinnen hat Schroders festgestellt. Zum einen gaben in der Befragung von 200 Frauen nur 34 Prozent an, dass sie nach dem Tod des Ehepartners oder im Fall einer Scheidung bei ihrem angestammten Bankberater bleiben würden. Die Bankberater ihrerseits erwarteten jedoch, dass 62 Prozent dieser Frauen Kundinnen bleiben würden.
Angesichts der hohen Wechselbereitschaft überrascht es nicht, dass die befragten Frauen sich zu großen Teilen nicht mit der Dienstleistung der Bank zufrieden zeigten. Die Wahrnehmung der Berater, wie zufrieden ihre Kundinnen mit den verschiedenen Dienstleistungen der Finanzinstitute sind, weicht jedoch stark von dem tatsächlichen Zufriedenheitsgrad der Kundinnen ab. Während beispielsweise 75 Prozent der Kundinnen unzufrieden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis ihrer Bank sind, schätzen die Berater den Anteil unzufriedener Kundinnen nur auf 24 Prozent.
Frauen oftmals von Finanzplanung ausgeschlossen
Frühere Untersuchungen haben bemängelt, dass Frauen vor ihrer Verwitwung oftmals nicht in die Finanzplanung eingebunden werden. Die Schroders-Studie stützt diese Aussage. So gaben 45 Prozent der Berater gaben an, dass sie hauptsächlich mit dem männlichen Partner in Kontakt stehen. Lediglich 22 Prozent sagten, dass immer beide Partner bei den Sitzungen anwesend sind. Und weniger als die Hälfte der Berater gaben an, dass ihre berufliche Beziehung zu beiden Partnern gleichwertig ist. 66 Prozent der Berater sagten zudem, dass es bis zu einem gewissen Grad schwierig sei, mit beiden Partnern gleichwertig zu arbeiten.
Warum fällt es vielen Beratern schwieriger, beide Partner in die Finanzplanung und Vermögensverwaltung einzubeziehen? Das könne laut Schroders, das derzeit in Deutschland sein Wealth-Management-Geschäft aufbaut, an unterschiedlichen finanziellen Bedürfnissen liegen. So fühlten sich nur 46 Prozent der Frauen ausreichend für den Krankheitsfall abgesichert, während mehr als 60 Prozent der Bankberater ihre weiblichen Kunden für ausreichend abgesichert hielten. Interessanterweise fühlten sich 82 Prozent der Frauen auf den Todesfall vorbereitet, aber nur 57 Prozent der Berater stimmten dem zu. Die Berater sollten demnach erwägen, die Partner individuell anzusprechen, je nach ihren spezifischen Planungsbedürfnissen.
Einige der befragten Frauen gaben Ratschläge, was sie von einem Wechsel abhalten könnte. Sie wünschten sich, dass ihre Berater sie „besser verstehen“, „proaktiv kommunizieren“ und „mehr zuhören“ würde. Erwähnenswert ist zudem, dass mehr als drei Viertel der Kundinnen (76 Prozent) angab, dass das Geschlecht ihres Beraters für sie keine Rolle spiele.