Finanzplatz Luxemburg „Private Banker mit Asien-Erfahrung sind gefragt“

Florian Kühnle (links), Partner und Consulting Leader, und François Genaux, Partner und Financial Services Advisory Leader bei PwC Luxembourg.

Florian Kühnle (links), Partner und Consulting Leader, und François Genaux, Partner und Financial Services Advisory Leader bei PwC Luxembourg.

private banking magazin.de: Vor einigen Monaten stimmte Luxemburg einem automatischen Informationsaustausch ab Ende 2014 und damit faktisch dem Ende des Bankgeheimnisses zu.

Florian Kühnle: Nicht ganz. Vom automatischen Informationsaustausch werden nur der Name des Kunden und dessen Erträge erfasst. Detaillierte Konto-Informationen hingegen werden nicht an Behörden weitergegeben.

private banking magazin.de: Trotzdem wird Luxemburg wahrscheinlich seine Attraktivität als Paradies für Steuersünder einbüßen. Ein Problem für den Finanzstandort?

François Genaux: Nein. Die Banken bereiten sich schon seit Monaten auf die Weitergabe der Kundendaten vor, informieren alle Kunden über die neuen gesetzlichen Bestimmungen. Für Kleinkunden, die in Luxemburg nur vom Bankgeheimnis profitieren wollten, verliert der Finanzstandort natürlich seinen Reiz. Sie werden aber zukünftig durch reichere Kunden, sogenannte High Net Worth Individuals und Ultra High Net Worth Individuals, ersetzt.

private banking magazin.de: Wie kommen Sie darauf?

Genaux: Für High Net Worth Individuals kommt die automatische Informationsweitergabe nicht überraschend. Sie hatten genügend Möglichkeiten, sich darauf vorzubereiten. Außerdem gibt es für sie Modelle, mit deren Hilfe sie ganz legal und offiziell ihr Geld investieren, aber auch ihre Steuerlast optimieren können. Dafür brauchen sie kompetente Experten, die sie dabei beraten.

private banking magazin.de: Diese finden sie aber auch in ihren Heimatländern. Warum sollten also die Vermögenden aus dem Ausland ihr Geld nach Luxemburg bringen?

Genaux: Weil sie hier einen besseren Service bekommen. Ein Beispiel: Ein deutscher Kunde will sich ein Haus in Frankreich kaufen. Er geht zu seiner Bank, um einen Kredit für dieses Haus aufzunehmen. Für ein deutsches Finanzinstitut wäre die Finanzierung viel zu kompliziert, da die Mitarbeiter in der Regel nur wenig Erfahrung mit länderübergreifenden Geschäften haben.

Luxemburg hingegen ist schon allein aufgrund seiner Lage und seiner Historie an solche Bedingungen gewohnt. Luxemburger Banker kennen sich hervorragend mit grenzüberschreitenden Transaktionen aus, beherrschen meist mehrere Sprachen und bringen interkulturelle Kompetenz mit.

Kühnle: Aber natürlich müssen Banken in Luxemburg ihrer Konkurrenz im Heimatland des Kunden weit voraus sein. Schließlich ist der Gang nach Luxemburg für den Kunden mit Mehrkosten verbunden. Daher müssen der Service-Vorteil und die Expertise schon groß sein, damit der Kunde diesen Aufwand in Kauf nimmt.

private banking magazin.de: Was müssen Privatbanken potenziellen Kunden konkret bieten, um sie nach Luxemburg locken zu können?

Genaux: Zunächst einmal eine sehr gute Auswahl an strukturierten Produkten. Denn während Kleinkunden sich nach der Finanzkrise mehr und mehr einfacheren Produkten zuwenden, sind anspruchsvolle, komplexe Finanzkonstrukte bei vermögenden Private-Banking-Kunden nach wie vor sehr gefragt. Darüber hinaus müssen Banken in ihre technischen Systeme investieren, um rentabel, effizient und wettbewerbsfähig zu bleiben und bestehende regulatorische Auflagen zu erfüllen.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind natürlich auch die Kundenberater. Sie müssen nicht nur kompetent sein, sondern auch Kultur und Sprache ihrer Kunden aus der ganzen Welt verstehen. So werden in den nächsten Jahren Banker mit Erfahrungen im Umgang mit asiatischen Kunden sehr gefragt sein.

private banking magazin.de: Warum?

Genaux: Das Wachstum in den Schwellenmärkten, vor allem im asiatischen Raum, ist im Vergleich zu Europa und den USA enorm. Die meisten neuen Vermögen entstehen derzeit in Asien – und dort vor allem in China. Asiatische Unternehmer, die mit ihrer Firma reich geworden sind, brauchen aber jemanden, der sie in Sachen Vermögensplanung berät. Und da in China das Private Banking noch nicht so etabliert ist wie die Beratung von Firmenkunden, dürfte Luxemburg für chinesische Millionäre interessant sein.

private banking magazin.de: Wäre Vermögensverwaltung in Luxemburg für ausländische Kunden nicht ein sehr teures Vergnügen? Schließlich dürfen die jüngsten Regulierungsvorschriften den Luxemburger Banken hohe Kosten beschert haben, die nun auf die Kunden umgelegt werden müssen.

Kühnle: Nein. Die Kosten für die Umsetzung der Regulierungsvorgaben betragen in Luxemburg gerade einmal 3 Prozent der Einnahmen. Damit liegen sie unter dem europäischen Durchschnitt von 5 Prozent.

private banking magazin.de: Nehmen Luxemburger Banken die Regulierungsvorschriften etwa nicht ernst?

Kühnle: Ganz im Gegenteil. Gerade weil die Banken in Luxemburg seit Jahren auf Compliance achten, hält sich der finanzielle Aufwand in jüngster Zeit in Grenzen. Außerdem haben nur wenige Banken, die in Luxemburg ansässig sind, ihr Hauptquartier im Großherzogtum. Die Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften ist aber Aufgabe der Zentrale.

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