Social Media und Privatbanken: Donner & Reuschel „Social Media ist das direkteste Medium, das es gibt“

Julia Zemke von der Privatbank Donner & Reuschel:

Julia Zemke von der Privatbank Donner & Reuschel: „Bedingt durch das allgemeine Nutzungsverhalten der Zielgruppen ab 60 Jahren und darüber erreichen wir diese jedoch eher nicht über Social Media.“ Foto: Privatbank Donner & Reuschel

private banking magazin: Wie ist die Haltung des Unternehmens zum Thema Social Media?

Julia Zemke: Wir pflegen unternehmenseigene Social-Media-Profile, ermutigen unsere Mitarbeitenden jedoch auch, ihre privaten Social-Media-Kanäle zu nutzen. Es liegt in der Natur dieses Mediums, dass es persönlich ist, weshalb wir jedes einzelne Engagement begrüßen. Social Media ist ein sehr wichtiges Kommunikationsinstrument, um unsere Marke erlebbar zu machen und einen direkten Dialog zu ermöglichen.

Gibt es eine Strategie im Hause und wenn ja welche?

Zemke: Unser Hauptfokus liegt darauf, unseren Followern die Vielfalt der Themen näherzubringen, die in unserem Bankhaus stattfinden. Sei es die Wissensvermittlung im Zusammenhang mit Kapitalmarktthemen, zum Beispiel in Form von Statements zu volkswirtschaftlichen Einflussfaktoren oder zur technischen Kapitalmarktanalyse. Seien es Projekte und Events, die uns am Herzen liegen und für die wir uns engagieren. Oder auch Inspiration und Denkanstöße mit Beiträgen aus unserem philosophischen Magazin „Purpose“.
Indem wir sowohl über unseren Corporate Account, als auch über die zum Teil sehr etablierten Kanäle von Mitarbeitenden kommunizieren, erzeugen wir ein lebendiges Bild vom Leben und Wirken in unserem Bankhaus.

 

Welche Plattformen decken Sie ab und welche Formate nutzen Sie?

Zemke: Für alle Fach- und Businessthemen nutzen wir Linkedin, etwas illustrer und bunter geht es auf unserem Instagram-Kanal zu und auf Youtube veröffentlichen wir zunehmend eigens produzierte Videoformate.

Nutzen Sie auch die direkte Ansprache über Social Media?

Zemke: Nein, bislang nicht.

Passt Social Media in die Welt der Privatbanken?

Zemke: Auf jeden Fall. Es ist ein Weg, den Dialog und die Bindung zu unseren Kunden, Partnern und zu unserem Netzwerk zu stärken. Als nahbare Marke halten wir es für sehr wichtig, auf Social Media sichtbar zu sein – insbesondere auch für jüngere Kunden und für potenzielle Bewerber.

„Es sind umfangreiche Ressourcen erforderlich, was sicherlich zu den Nachteilen gehört“

Was sind die Vorteile oder aber auch die Nachteile? 

Zemke: Zu den Vorteilen zählen die unmittelbare Sichtbarkeit, die schnelle Handlungs- und Reaktionsfähigkeit sowie die Möglichkeit, unmittelbar mit seiner Community in den Dialog zu treten. Allgemeine Entwicklungen am Markt oder Aktivitäten bei Wettbewerbern können viel direkter wahrgenommen werden. Doch dafür sind auch umfangreiche Ressourcen erforderlich, was sicherlich zu den Nachteilen gehört.

Welche Plattformen funktionieren am besten und warum?

Zemke: Als seriöses Bankhaus ist Linkedin für uns die wichtigste Plattform, weil sie vornehmlich dem Geschäftskontakt dient. Hier findet Fachaustausch und Wissensvermittlung statt, hier werden relevante Formate und Veranstaltungen vorgestellt und Netzwerke gepflegt. Auch für das Recruiting ist Linkedin spannend. Unsere Community wächst hier kontinuierlich. Ergänzt durch das reichweitenstarke und etwas „buntere“ Instagram sowie Youtube mit aktuellen Videos und einem wachsenden Archiv halten wir uns für gut repräsentiert.

 

Welche Zielgruppen haben Sie definiert?

Zemke: Wir richten uns an vermögende Personen mit einem besonderen Interesse an Kapitalmarktthemen. Auf Instagram richten wir uns an Personen, die sich für Luxusmode, Golf, Reitsport, Luxusreisen und Charity-Themen interessieren.

Welche Zielgruppe können Sie über welche Plattform erreichen, welche erreichen Sie nicht?

Zemke: Durch unsere Contentstrategie erreichen wir unsere definierten Zielgruppen sehr genau und können das auch nachmessen. Bedingt durch das allgemeine Nutzungsverhalten der Zielgruppen ab 60 Jahren und darüber erreichen wir diese jedoch eher nicht über Social Media.

„Wir bieten innerhalb des Hauses Schulungen an, in denen wir auch unsere Mitarbeitenden für mögliche Risiken sensibilisieren und sie für den Umgang mit kritischen Äußerungen stärken“

Sind die Zielgruppen und Voraussetzungen bei Social Media besondere? Warum?

Zemke: Der Anspruch der Zielgruppen auf Social Media ist hoch. Die Nutzer sind es gewohnt, schnell informiert zu sein. Es ist deswegen besonders wichtig, schnell und immer aktuell zu sein.

Gibt es beispielsweise auch Strategien für Sondersituation wie Shitstorms?

Zemke: Ja, selbstverständlich. Social Media ist das direkteste Medium, das es gibt, weshalb beispielsweise ein Shitstorm jederzeit eine Kommunikationskrise auslösen kann. Unser Kommunikationsteam ist für solche Fälle geschult. Außerdem bieten wir innerhalb des Hauses Schulungen an, in denen wir auch unsere Mitarbeitenden für mögliche Risiken sensibilisieren und sie für den Umgang mit kritischen Äußerungen stärken.

 

Wo ist Tradition wichtiger als Trend und Technik?

Zemke: Social Media ist für uns nur ein weiteres Mittel, um in den Dialog mit unseren Kunden zu treten. Der wichtigste Weg ist und bleibt aber der direkte Kundenkontakt, den wir durch persönliche Gespräche und viele besondere „Offline“-Formate pflegen. Unser wichtigstes Gut sind die echten Begegnungen mit unseren Kunden, und die schönsten Anlässe, mit unseren Kunden zusammenzukommen, sind immer noch die, die nicht auf Social Media stattfinden.

Haben Sie Tipps?

  • Social Media lebt von den Menschen, die es nutzen. Deshalb sollte das Team voll hinter der Marke stehen und Spaß an der Aufgabe haben. 
  • Ein grundsätzliches Verständnis der einzelnen Kanäle ist essenziell. 
  • Jeder Kanal sollte einem Sinn, einem Ziel folgen und so menschlich wie möglich agieren. 
  • Eine auf die Community abgestimmte und zur Marke passende „Stimme“ sollte kreiert und gelebt werden und dabei immer höflich, positiv und freundlich sein. 
  • Content ist King! Die Zielgruppe muss verstanden und ein auf sie abgestimmter Content gespielt werden. 
  • Eine regelmäßige Datenanalyse und darauf abgestimmte Learnings sind Voraussetzung für den Erfolg.

Über die Interviewte:
Julia Zemke arbeitet seit über 20 Jahren in verschiedenen Positionen für die Privatbank Donner & Reuschel und das Vorgängerinstitut Conrad Hinrich Donner Bank. Sie ist Leiterin des Vorstandsstabs und der strategischen Unternehmensentwicklung und verantwortet auch die Kommunikation der Privatbank.

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