Social Media und Privatbanken: Bergos „Experten unserer Bank zu positionieren, ist für uns wichtig“

Aurelia Rauch von der Privatbank Bergos

Aurelia Rauch von der Privatbank Bergos: „Wir haben uns seit der Lösung von unserer früheren Muttergesellschaft nicht nur mit einem neuen Namen etabliert, sondern auch eine eigene Identität aufgebaut.“ Foto: Bergos

private banking magazin: Wie ist die Haltung des Unternehmens zum Thema Social Media?

Aurelia Rauch: Als Privatbank, die erst vor zwei Jahren aus einem der traditionsreichsten Bankhäuser der Welt hervorgegangen ist, halten wir – mit einem Augenzwinkern natürlich – eine einmalige Position: Wir sind zugleich eine der ältesten und der jüngsten Banken der Welt. Wir haben uns seit der Lösung von unserer früheren Muttergesellschaft nicht nur mit einem neuen Namen etabliert, sondern auch eine eigene Identität aufgebaut. Social Media, im Besonderen Linkedin, war dabei ein wichtiger Baustein für unsere Positionierung.

 

Die Möglichkeit, nicht nur als Unternehmen hier eine Stimme zu haben, sondern auch die Experten unserer Bank zu positionieren, ist für uns wichtig. Der LinkedIn-Auftritt unseres Investmentchefs, Till Christian Budelmann, erfreut sich großer Beliebtheit und ist ein gutes Beispiel. Die Plattform eignet sich ideal, um kurze, prägnante Beobachtungen bzw. Einschätzungen zu teilen. Unser Ansatz ist „Human Private Banking“ – Social Media eignet sich besonders gut, um die Menschen von Bergos zu zeigen. 

Gibt es eine Strategie im Hause und wenn ja welche?

Rauch: Wir sind derzeit auf zwei Social-Media-Kanälen aktiv: Instagram und Linkedin. Wir sehen diese Kanäle als „the head and the heart“. Was bedeutet das? Bei Linkedin posten wir insbesondere Fakten, unsere aktuellen Publikationen, News oder Updates – „the head“. Instagram ist die optische Komponente, spricht Emotionen an, also „the heart“. Wenn ich unseren Ansatz zusammenfassen müsste, dann wäre es: Mehrwert kreieren.

 

Unsere Posts sollen interessant sein und inspirieren. Besonders viel positives Feedback bekommen wir zu unserer Werbung. Wir posten die neuesten Anzeigen immer auch auf Social Media und haben so einen direkten Feedback-Kanal. Daher wissen wir zum Beispiel, dass unsere Anzeigen unsere Follower oft zum Schmunzeln bringen und sympathisch wirken. 

Welche Plattformen decken Sie ab und welche Formate nutzen Sie? 

Rauch: Wir konzentrieren uns derzeit auf Linkedin und Instagram. Wir haben zudem eine neue, eigens für die Next Generation geschaffene Webseite, die spezielle Inhalte in einer ganz eigenen Architektur und Optik präsentiert: www.bergosnext.ch. Darüber hinaus setzen wir auch intensiv Podcasts ein. Wir haben vor nun fast drei Jahren Bergos Now ins Leben gerufen, unseren wöchentlichen Podcast zu einer Vielzahl von Themen rund um Kapitalmärkte, Investments, Volkswirtschaft, Politik, Kunst aber auch außergewöhnliche Karrieren – meist unter dem Titel Bergos Passion. Für jüngere Investoren haben wir zudem Bergos Ed (Education) kreiert. Dieser Podcast erklärt Grundlagen, Begriffe, Themen und Prinzipien der Finanzmärkte. 

Passt Social Media in die Welt der Privatbanken?

Rauch: Ja unbedingt! Besonders dürfen die Stimmen der Experten nicht unterschätzt werden. In Zeiten von AI und Robo Advisor ist die menschliche Stimme noch wichtiger.

 

Was sind die Vorteile oder aber auch die Nachteile? 

Rauch: Als Privatbank haben wir ja sowieso einen sehr engen und persönlichen Kontakt zu unseren Kunden und sind intensiv im Austausch. Zu potenziellen Kunden und anderen Stakeholdern erleichtert Social Media den Kontakt und man kann seine Bekanntheit steigern und Interesse wecken.

Gibt es auch Strategien für Sondersituation wie Shitstorms?

Rauch: Hierzu kann ich vielleicht eine Anekdote erzählen, die zeigt, dass Geschwindigkeit und Humor wahrscheinlich die beste Strategie für Social Media sind.

In unserer Heimatstadt Zürich findet im Sommer die Street Parade statt, einer der größten Raves Europas, wenn nicht der größte. Unsere Bank liegt im schönen Seefeld und damit nah an der Route des Umzugs. Im vergangenen Jahr erreichte uns über mehrere Wege ein Foto, das eine Reihe Männer prominent unter unserem Logo stehend und sich offenbar Erleichterung verschaffend zeigte. Potenziell eine Blamage? So war jedenfalls die Befürchtung mehrerer Kollegen.

 

Ich habe mich Sonntagmorgen via Whatsapp mit unserem Geschäftsführer abgestimmt und wir haben sofort reagiert: Wir haben das Foto auf Linkedin gepostet – mit der Überschrift „BERGOS – your strong wall when you REALLY need one! Glad to ‘support’! We feel we were an important part of Zurich’s Streetparade 2022 – one of our hometown’s favourite events.“ Die Reaktionen waren formidabel! Mit hunderten Likes, Reposts und vielen Kommentaren, die zum Teil eigene, super clevere Headlines besteuerten. Sogar die Presse hat es aufgenommen und unseren guten Humor kommentiert. Ein voller Erfolg!

Wo ist Tradition wichtiger als Trend und Technik?

Rauch: Wir sind der Überzeugung, Menschen sind wichtiger als Trend und Technik. Solange es im Kern um menschliche Werte, offenen Austausch und ehrliche Kommunikation geht, sind Trends und Technik das richtige Werkzeug, um den Berater, den Banker, die Bank noch stärker zu machen.

 

Haben Sie Tipps für Social Media im Private Banking?

Rauch: Man sollte besonders in einem Umfeld von schier unendlichem Content und vielen, vielen Möglichkeiten darauf achten, Mehrwert zu kreieren. Mein Tipp: Haltet Euch kurz, menschlich, authentisch und humorvoll.  

Über die Interviewte:
Aurelia Rauch ist Kreativdirektorin bei Bergos und verantwortet auch die Kommunikation der Schweizer Privatbank, die eine Ausgründung der Berenberg Bank ist. Rauch wechselte 2018 zur Privatbank und war zuvor als Kreativdirektorin und in der Kommunikation verschiedener Unternehmen tätig.

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