Der Konjunkturausblick der Privatbanken „Positive Nachrichten nicht per se positiv für die Märkte“
„Derzeitige Rallye kann in der zweiten Jahreshälfte ein schnelles Ende nehmen“
In den Konjunkturprognosen für 2023 wurde noch diskutiert, ob die Wirtschaft hart oder weich landen wird. Derzeit wird ein „no landing“ diskutiert, also gar keine Landung. Vielleicht wächst die Wirtschaft ja weiter. Das ist allerdings nur in einigen Regionen möglich. Deutschland etwa könnte in eine Winterrezession rutschen, wenn das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zum zweiten Mal in Folge sinkt.
Doch auch ein "no landing" ändert nichts am grundsätzlichen Inflationsproblem. Im Gegenteil: Es kann sich sogar noch verschärfen, je länger die Wirtschaft boomt. Dass die Notenbanken bald die Zinsanhebungen beenden, dürfte jedenfalls vom Tisch sein.
Auch wenn sich die Unternehmensgewinne bislang überraschend gut gehalten haben, ist die Kursrallye der letzten Wochen vor diesem Hintergrund schwer nachvollziehbar. Aktuell sorgen nicht Erträge für Kursgewinne, sondern Bewertungen. Das liegt an den Realzinsen.
Es ist gefährlich, zu viel Inflations-, Zins- und Konjunkturoptimismus aus dem Marktverhalten herauszulesen. Die hohe Nachfrage nach Unternehmensanleihen kann nämlich auch bedeuten, dass Investoren mit einem Anlagehorizont von mehr als sechs Monaten Zweifel an der Nachhaltigkeit von Unternehmensgewinnen und Aktienbewertungen hegen. Wir können uns vorstellen, dass die derzeitige Rallye in der zweiten Jahreshälfte ein schnelles Ende nimmt.