Potential des japanischen Aktienmarktes „Es gibt Reformen in Japan“

William Davies, Leiter globale Aktien bei Threadneedle, arbeitet für die britische Fondsgesellschaft seit deren Gründung 1994.

William Davies, Leiter globale Aktien bei Threadneedle, arbeitet für die britische Fondsgesellschaft seit deren Gründung 1994.

Wir gewichten japanische Aktien in unseren Portfolios höher als üblich. Das mag auf den ersten Blick vielleicht überraschen, denn immer wieder taucht die Frage auf: Wo bleiben die Strukturreformen, die Premierminister Shinzo Abe angekündigt hat? Eine ganze Reihe von Entwicklungen aber macht den Markt aus unserer Sicht attraktiv.

Abe zielt mit den drei Pfeilen Geldpolitik, Fiskalpolitik und Strukturreformen darauf ab, Japans Konjunktur anzufachen. Im Vergleich zu den geldpolitischen und fiskalpolitischen Pfeilen, die Japan abschießt, erweisen sich die Strukturreformen bislang als Akupunktur mit vielen kleinen Stichen. Aber auch wenn die Reformen eher klein sind, sind sie sichtbar. Dazu gehört die Deregulierung ebenso wie das Vorhaben, die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

Die Reformen gehen aber nicht nur von oben aus. Viele Unternehmen ergreifen selbst die Initiative, um sich zukunftsfähiger aufzustellen. Zum Beispiel finden wir inzwischen viele japanische Unternehmen, die zugunsten der Aktionäre und nicht mehr nur für ihre Mitarbeiter wirtschaften. In dieser Hinsicht erscheint es durchaus angebracht, von einem Paradigmenwechsel zu sprechen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Maschinenbauer Amada. Das Unternehmen hat das Ziel, in den japanischen Aktienindex Nikkei 400 aufgenommen zu werden, den es seit 2014 gibt. Das lohnt sich, um noch besseren Zugang zum Kapitalmarkt zu erhalten. Denn beispielsweise der Pensionsfonds GPIF, einer der größten japanischen Investoren, orientiert sich bei seinen Anlage-Entscheidungen an diesem Index.

Im ersten Anlauf hat Amada es nicht geschafft, die Indexkriterien zu erfüllen. Daher hat Mitsuo Okamoto, Präsident und Vorstandsvorsitzender von Amada, beschlossen, in den kommenden zwei Jahren die Hälfte der Gewinne als Dividende auszuschütten und für die andere Hälfte Aktien zurückzukaufen. Das soll die Eigenkapitalrendite steigern, die Bilanz verkürzen und Amada schließlich dazu verhelfen, Mitglied des Nikkei 400 zu werden. Solche Entwicklungen meinen wir, wenn wir von einem Paradigmenwechsel bei japanischen Unternehmen sprechen. Und es sind diese Fortschritte, die weiteres Potenzial bei japanischen Aktien eröffnen.

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