Aktien haben Anleihen als wichtigste Anlageklasse staatlicher Investoren verdrängt. Das geht aus einer Studie hervor, die jetzt von der US-Fondsgesellschaft Invesco veröffentlicht wurde. Jährlich wird darin das Anlageverhalten globaler Staatsfonds und Zentralbanken analysiert. Demnach gilt das Vorziehen von Aktien gegenüber Anleihen sowohl für aktive und passive als auch für faktorbasierte Strategien.
Für die sechste Ausgabe der Studie Global Sovereign Asset Management wurden 64 Staatsinvestoren und 62 Manager von Zentralbanken aus aller Welt befragt. Sie verwalten zusammen ein Vermögen von insgesamt 17 Billionen US-Dollar. Ihre durchschnittliche Aktienquote ist der Studie zufolge gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozentpunkte auf aktuell 33 Prozent gestiegen.
Als wichtigen Grund für diese Entwicklung nennen die Autoren der Invesco-Studie unter anderem den langfristigen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten. Die Befragten haben mit ihren Aktien-Investments eine durchschnittliche Rendite von 8,7 Prozent erwirtschaftet. Das habe auch einen bedeutenden Beitrag zu den guten Anlageergebnissen auf Portfolioebene geleistet.
Aktien werden übergewichtet
Durch den Anstieg der Aktienengagements in den vergangenen fünf Jahren sind inzwischen fast 50 Prozent der Staatsinvestoren in Aktien leicht oder deutlich übergewichtet. Während viele der Befragten diese Übergewichtung weiterhin für richtig halten, fühlen sich einige damit inzwischen weniger wohl: 35 Prozent der Befragten wollen ihre Aktienquoten mittelfristig zurückführen.
Als wichtigsten Grund nennen viele das ihrer Ansicht nach inzwischen hohe Bewertungsniveau von Aktien. Zudem äußern sie die Angst, dass die Börsen aufgrund geopolitischer Ereignisse oder konjunktureller Faktoren einbrechen könnten. Als potenziell belastend für Aktien nennen die Umfrageteilnehmer unter anderem einen möglichen Handelskrieg oder steigende Inflationsraten.
Weniger aktives Management
Wie die diesjährige Studie zeigt, sind die höheren Aktienquoten in den Portfolios mit veränderten Investmentstilen verbunden. So nutzen die staatlichen Investoren inzwischen deutlich häufiger passive Anlagestrategien und Faktoransätze. In den vergangenen drei Jahren haben 45 Prozent der Staatsinvestoren vom aktiven Management in passive und faktorbasierte Strategien umgeschichtet.
Als Folge dieses Trends werden inzwischen weniger als die Hälfte der Aktienportfolios aktiv gemanagt. Besonders ausgeprägt ist das bei den Staatsinvestoren der westlichen Industrieländer. Die größten Verfechter des aktiven Managements bleiben die staatlichen Investoren aus dem Nahen Osten, wo im Durchschnitt 65 Prozent der Portfolios aktiv verwaltet werden.
Tendenz hin zu Faktoransätzen
An der allgemeinen Tendenz hin zu Faktoransätzen in den Aktienportfolios scheint sich bis auf weiteres nichts zu ändern, prognostizieren die Invesco-Ökonomen. In den vorherigen drei Jahren hatten 53 Prozent der Staatsinvestoren ihre Engagements in Faktorstrategien erhöht. 56 Prozent wollen dies auch in den nächsten drei Jahren tun.
In der Region Asien-Pazifik gewinnt das Factor Investing ebenfalls an Bedeutung. Mit 6 Prozent ist der Anteil der Aktienportfolios, die diesen Ansatz nutzen, aber noch immer deutlich geringer als in den westlichen Ländern und dem Nahen Osten, wo 14 beziehungsweise 10 Prozent der Aktienportfolios Faktorstrategien nutzen. Obwohl sich auch passive Anlagestrategien weiter durchsetzen dürften, plant mehr als ein Drittel der Staatsinvestoren eine stärkere Nutzung von Faktorstrategien oder zielgerichteten aktiven Managementansätzen auf Kosten ihrer passiven Allokationen.
Aufstieg der alternativen Anlagen
Auch das durchschnittliche Engagement in alternativen Investments hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt und 2017 mit 20 Prozent einen historischen Höchststand erreicht. Laut Invesco entdeckten die Staatsinvestoren zunehmend die Vorteile eines breiteren Spektrums von Anlageklassen. An erster Stelle stehen hier weiter Immobilienanlagen und Private Equity. Zuletzt waren aber auch Infrastrukturanlagen zunehmend gefragt.