Wie in den 1920er Jahren Das Endspiel um die Inflation

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Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Perioden der Deflation, einer sich verstärkenden Techno-Globalisierung und einem aufkommenden blinden Zukunftsglauben, der wiederum einen massiven Schuldenaufbau und Finanzmarktblasen nach sich zieht. Hauptgrund für diese fatale Abfolge ist jedoch nicht die Globalisierung an sich, sondern das zusätzliche Einwirken eines deflationären Katalysators, der die ansonsten gutartigen Treiber des modernen Wachstums (Smith/ Schumpeter) in schädliche verwandelt. In der Zwischenkriegszeit wirkte ein fehlgeleiteter Goldstandard als ein solch zersetzender Katalysator auf die Weltwirtschaft ein.

In den Jahren vor der Großen Depression gelang es Frankreich und den Vereinigten Staaten zusammen fast 60 Prozent des globalen Bestands an Gold anzuhäufen. So blieb dem Rest der Welt nichts anderes übrig als zu deflationieren, um den entstanden Goldmangel zu kompensieren. Es war diese verfehlte Geldpolitik, die die Techno-Globalisierung in eine inhärent deflationäre Ordnung verwandelte.

Das Währungssystem der Pax Britannica ermöglichte es der schöpferischen Zerstörung von einer nützlichen Begleiterscheinung zu einer schädigenden Konstante zu mutieren. Neue technologische Errungenschaften, ansteigende Insolvenzen und eine wachsende Überschuldung entwickelten sich von nun an Hand in Hand.

 Quelle: GAM, Bloomberg

Der Wendepunkt dieser Utopie der Zukunft kam erst mit dem desaströsen Börsencrash im Jahre 1929. Eine erneute, massive Deflationslawine zwang das bereits fragile Gebilde der liberalen Globalisierung durch Bankenpleiten und Währungskrisen endgültig in die Knie. Das kosmopolitische Wachstumsmodel der im Niedergang befindlichen Hegemonialmacht schien endgültig diskreditiert. Dazu kam, dass es Großbritannien selbst nun nahezu unmöglich war, der fatalen Deflation zu entkommen, ohne die ursprünglich selbstentworfene große, geopolitische Ordnung – inklusive Währungssystem – zu zerstören.

Letztendlich trat Großbritannien 1931 aus dem internationalen Goldstandard aus, stellte alle Schuldenzahlungen ein und wandte sich, wie so viele andere Länder, dem Merkantilismus zu. Die deflationäre Falle der mutierten Globalisierung hatte die Pax Britannica zur Selbstzerstörung gezwungen und die hobbessche Ideologie des Merkantilismus infizierte die Weltpolitik von neuem. Der brutale Anti-Internationalismus der 1930er Jahre fand schließlich im Zweiten Weltkrieg seine finale und entsetzliche Entsprechung.

Das Beispiel der Pax Britannica zeigt, dass die fragile Ordnung einer offenen, liberalen Weltwirtschaft durch einen deflationären Katalysator gestürzt werden kann. Alles was es dazu braucht ist ein asymmetrisches Währungssystem und irregeleitete Gläubigernationen.