Die Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung hat den Vorstand komplettiert. Die kaufmännische Leitung hat seit April 2025 Stefan Fritz inne. Damit ist er auch Stellvertreter von Isabel Pfeiffer-Poensgen – und der erste hauptamtliche kaufmännische Vorstand der Stiftung überhaupt. Er folgt auf Martin Reincke, Professor für Innere Medizin an der LMU München, der in der Übergangsphase die neu geschaffene Position noch ehrenamtlich ausfüllte.
Die Personalie ist der finale Schritt in der personellen und strukturellen Veränderung der Stiftung, die mit der Berufung Isabel Pfeiffer-Poensgens zur Geschäftsführerin begann. Unter der Leitung der früheren Kultur- und Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen wurde die Governance der Stiftung verändert. Pfeiffer-Poensgen wurde Vorsitzende des nun hauptamtlich ausgelegten zweiköpfigen Vorstands, die Geschäftsführungsebene entfiel.
Dieser Redaktion gegenüber teilte Fritz mit, dass er sich auf die neue Aufgabe sehr freue. Zudem wolle er den Weg der bereits eingeschlagenen Portfoliomodernisierung weiter gehen: „Zur Diversifikation werden wir uns unter anderem verstärkt mit dem Thema Spezialfonds beschäftigen.“
Der bisherige ehrenamtliche Vorstand beschloss die Veränderung nach einem internen Beratungsprozess im vergangenen Jahr. Die fünf langjährigen Mitglieder des Gremiums traten zurück. Die Umstrukturierungen sind auch die Folge von Kritik einiger Medien. Die Vorwürfe betrafen 2023 die Finanzstrukturen vor 2022 sowie Governance-Mängel.
Die Stiftung ist rund 600 Millionen Euro schwer
„Ich finde die Forderung nach Transparenz richtig. Stiftungen stehen unter dem besonderen Schutz des Staates. Wir zahlen keine Steuern, also müssen wir uns auch fragen lassen, was wir im Sinne der Gemeinnützigkeit tun“, sagte Isabel Pfeiffer-Poensgen in einem Interview mit dem Magazin Die Stiftung über die neuen, transparenteren Strukturen.
Die Carl Friedrich von Siemens Stiftung, die ein Vermögen über 600 Millionen Euro besitzen soll, ist eine unabhängige Einrichtung zur Förderung der Wissenschaften mit Sitz in München. Seit 1960 wendet sie sich mit ihrem Vortrags- und Publikationsprogramm sowie Gastveranstaltungen an Forschung und Öffentlichkeit, vergibt Stipendien an Wissenschaftler aus aller Welt und unterstützt Universitäts- und Forschungsbibliotheken in Deutschland.
Fritz will das Portfolio weiter modernisieren
Fritz begann seine berufliche Laufbahn 2000 bei der Hypovereinsbank, bei der er von 2011 bis 2016 das Stiftungsmanagement leitete. Berufsbegleitend promovierte er zu dem Thema „Stifterwille und Stiftungsvermögen“. Seit 2016 war er Geschäftsführer der Bischof-Arbeo-, St. Antonius- und der St. Korbinian-Stiftung der Erzdiözese München und Freising. Zugleich ist Fritz als Rechtsanwalt, Fachautor und Dozent sowie Beiratsmitglied und Rechnungsprüfer im Bundesverband Deutscher Stiftungen tätig und ist Mitinitiator von Fundatio, einer Initiative, die sich Fragen der Rechtssicherheit für Stifter und Stiftungen widmet.
Die parteilose Juristin Pfeiffer-Poensgen war von 2017 bis 2022 Ministerin für
Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zuvor leitete sie seit 2004 als
Generalsekretärin die Kulturstiftung der Länder in Berlin.