Jahresbilanz 2022 Kenfo verliert mehr als 3 Milliarden Euro

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Jahresbilanz 2022
Kenfo verliert mehr als 3 Milliarden Euro
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Anja Mikus leitet den Kenfo seit seiner Auflegung 2017

Anja Mikus leitet den Kenfo seit seiner Auflegung 2017: „In einem außerordentlich angespannten Marktumfeld haben wir Sorge dafür getragen, dass die Qualität der Anlagen weiterhin gewahrt und die Liquidität erhalten bleibt. Die Strategie einer ausgewogenen Vermögensstruktur bleibt auch nach einem schwierigen Anlagejahr wie 2022 langfristig richtig.“ Foto: Kenfo

Der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) musste im vergangenen Jahr einen Wertverlust von rund 3,1 Milliarden Euro hinnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von 12,2 Prozent. Das berichtet das ARD-Magazin „Report Mainz“ und beruft sich dabei auf die bislang noch unveröffentlichte Jahresbilanz, die dem Magazin bereits vorliegen soll. Das Management des Kenfo hat sich mittlerweile in einer Stellungnahme zu dem Bericht geäußert.

2021 konnte der Fonds seine Rendite auf Finanzanlagen noch um 2,1 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent steigern. Der Stiftungsgewinn verdoppelte sich mit 248 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Nun schrumpft das Gesamtvermögen des Fonds demnach zum Stichtag 31. Dezember 2022 von 24,8 Milliarden Euro auf 21,7 Milliarden Euro.

Der Fonds hat – bis zu dem aktuellen Verlust – seit Mitte 2017 – einen Wertzuwachs von 1,8 Milliarden Euro generiert. Am 3. Juli 2017 sind die Betreiber der 25 deutschen Kernkraftwerke ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen und haben insgesamt 24,1 Milliarden Euro auf die Konten der Stiftung eingezahlt. Seit Bestehen hat der Staatsfonds gut drei Milliarden Euro an das Bundesumweltministerium ausgezahlt, das unter anderem für die nukleare Entsorgungssicherheit zuständig ist.

Im vergangenen Jahr hat der Kenfo 648 Millionen Euro an das Ministerium ausgezahlt. 2021 waren es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. Diese Summe wird allerdings immer vom Ministerium, unabhängig vom Gewinn oder dem Verlust des Fonds, festgelegt. Laut Bilanz veräußerte der Kenfo 2022 zudem erstmals in seiner Geschichte Anteile aus seinem Fondsvermögen. Diese schmolzen demnach von rund 3,4 Milliarden Euro (Ende 2021) auf 51 Millionen Euro (Ende 2022). 

Laut Jahresbilanz 2022, so der Bericht von „Report Mainz“, hat der Fonds bei Staatsanleihen von Industrienationen 16,5 Prozent an Wert verloren, bei Aktien und sogenannten REITs (börsennotierten Immobilien-Investmentgesellschaften) 15,7 Prozent. Damit hat der Fonds bei seinen Aktien-Investments schlechter abgeschnitten als der Dax mit minus 12,3 Prozent und MSCI World mit 12,8 Prozent.

Das sagt das Management zum Minus 

Das Management des Kenfo gibt sich anlässlich des „Report-Mainz“-Berichts unbeirrt:  Dort verweist auf Nachfrage dess private banking magazins auf eine „historisch einmalige Negativ-Konstellation“ an den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten und betont gleichzeitig: Bei dem Rendite-Minus von 12,2 Prozent handele es sich um Marktschwankungen, nicht um realisierte Verluste.

Die Benchmark des Fonds (aggregiert  aus den Inidzes MSCI All Country World Investable Market, MSCI Europe Investable Market und ICE BofA Global Broad Market EUR hedged) habe im selben Zeitraum schlechter abgeschnitten – so dass der Kenfo demgegenüber sogar eine Outperformance erwirtschaftet habe.

Zudem erinnert das Management an die Grundausrichtung des Fonds: „In einem außerordentlich angespannten Marktumfeld haben wir Sorge dafür getragen, dass die Qualität der Anlagen weiterhin gewahrt und die Liquidität erhalten bleibt. Die Strategie einer ausgewogenen Vermögensstruktur bleibt auch nach einem schwierigen Anlagejahr wie 2022 langfristig richtig“, betonte Anja Mikus, Vorsitzende des Fonds.

„Die Anlagestrategie des Kenfo ist langfristig ausgerichtet und die richtige Strategie, um die Investitionsziele zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung innerhalb der oben erwähnten Risikotoleranzen zu erreichen“, sagt Immo Querner, Vorsitzender des Kenfo-Anlageauschusses. Über die Entwicklung des vergangenen Jahres sei man daher nicht besorgt.

Die Manager des Kenfo, legen das ihnen anvertraute Geld in einem breit gestreuten Portfolio an. In diesem sind in erster Linie Staats- und Unternehmensanleihen, Aktien sowie geldmarktnahe Anlagen vertreten. In mehr als 9000 Einzelwerten in über 90 Ländern weltweit ist der Fonds investiert.

 

 

 

Über den Kenfo

Der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung ist eine Verbrauchsstiftung und die größte öffentlich-rechtliche Stiftung in Deutschland. Die Stiftung untersteht der Kontrolle des Kuratoriums aus Bundestag und Bundesregierung sowie der Rechtsaufsicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Der Kenfo wurde 2017 als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Das Stiftungsvermögen speist sich aus den 24,1 Milliarden Euro, die die Betreiber der Atomkraftwerke in Deutschland damals überwiesen hatten. Mit dem Geld will der deutsche Staat über mehrere Jahrzehnte hinweg die sichere Entsorgung der radioaktiven Abfälle finanzieren. Nach den Plänen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) soll die Stiftung in Zukunft auch für die Verwaltung und Geldanlage der sogenannten Aktienrente zuständig sein. Geleitet wird der Fonds von Beginn an von Anja Mikus.

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