Pooling von Stiftungsvermögen „Ein Spezialfonds macht vieles effizienter“

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Sollte jede Stiftung definieren, was für sie nachhaltig ist?

Güldner: Ja, und zwar in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Es geht mir zum Beispiel um den Umgang mit Mitarbeitern und Förderern unserer Arbeit. Es geht um faire Löhne für die Projektpartner, mit denen wir zusammenarbeiten, sowie um den Umgang mit Ressourcen generell. Auch die ökonomische Nachhaltigkeit darf nicht zu kurz kommen.

Erläutern Sie das bitte.

Güldner: Ich habe den Eindruck, dass es in der öffentlichen Debatte um mehr Nachhaltigkeit in der institutionellen Kapitalanlage vor allem um ökologische Aspekte geht. Wir dürfen aber die ökonomische Seite nicht aus den Augen verlieren. Wenn einer Stiftung das Geld ausgeht, weil sie sich zu sehr auf einzelne Nachhaltigkeitsprojekte versteift hat, die durchaus auch scheitern können, dann ist das ein großes Problem. Das schadet einzelnen Stiftungen und dem Ruf des gesamten Sektors. Damit will ich sagen, dass wir als Anleger unsere ökonomische Grundlage des Wirtschaftens nicht zerstören sollten. Unsere Anlagen müssen ethisch-nachhaltig sein – und wir müssen sie mit ökonomischem Augenmaß streuen.

Vergessen das manche Anleger heute?

Güldner: Eine ökonomische Grundlage zu zerstören, geht schneller als man denkt.

Die Bundesregierung will das Stiftungsrecht reformieren. Bestandteil der Reform ist unter anderem die Einführung einer Regelung, mit der Stiftungsvorstände bei finanziellen Problemen nicht zur Haftung herangezogen werden dürfen, wenn sie bei ihrer Geschäftsführung die Sorgfalt einer ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleitung angewandt haben. Hilft Ihnen das weiter?

Güldner: Für mich ändert sich dadurch nichts, schon gar nicht beim Thema Verantwortung. Ich arbeite nicht nur für die Johannesstift Diakonie und das Evangelische Johannesstift, sondern bin auch Vorsitzender des Vorstands der Werner-und-Maren-Otto-Stiftung. Die Stiftungsrechtsreform sollte nichts daran ändern, wie ich persönlich mit meiner Verantwortung umgehe. Schon heute habe ich entsprechende Richtlinien. Ich habe kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Und ich dokumentiere, wo wir mit unserer Kapitalanlage gerade stehen. Die Ergebnisse stellen wir vor und diskutieren sie mit unseren Gremien und unserem Wirtschaftsprüfer.

Kleine Stiftungen handhaben das möglicherweise nicht ganz so professionell. 

Güldner: Ich rate jedem Verantwortlichen in Stiftungen, präzise Anlagerichtlinien zu entwickeln und diese als Leitfaden schriftlich festzuhalten. Grundsätzlich sollte jede finanzielle Entscheidung dokumentiert werden.


Über den Interviewten:
Jens Güldner ist Leiter der Abteilung Vermögens- und Stiftungsmanagement der Johannesstift Diakonie in Berlin. Des Weiteren ist er Vorsitzender des Vorstands der Werner-und-Maren-Otto-Stiftung.

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