Mehrere Zukäufe Private-Equity-Unternehmen will deutschen Wealthtech-Markt konsolidieren

Reinhard Tahedl, Geschäftsführer von Finconomy

Reinhard Tahedl, Geschäftsführer von Finconomy: Das Münchener Fintech-Unternehmen gibt eine Tochtergesellschaft an Pollen Street Capital ab, eine Private-Equity-Unternehmensgruppe aus London. Foto: Finconomy

Die Private-Equity-Unternehmensgruppe Pollen Street Capital ist derzeit auf Einkaufstour. Das Londoner Unternehmen will den Wealthtech-Markt in Deutschland konsolidieren. Wie Pollen Street Capital bekanntgegeben hat, sollen die Niiio Finance Group, Fundsaccess, Mifid-Recorder und Fundhero zu einer Gruppe zusammengeschlossen werden sollen. Weiteres Kapital für zusätzliche Übernahmen steht bereit.

Übernahme von Fundsaccess und Mifid-Recorder von Finconomy

Mit Fundsaccess, geht eine Tochtergesellschaft des Münchener Fintech-Unternehmens Finconomy, an Pollen Street Capital. Der Software-as-a-Service-Anbieter bietet White-Label-Technologie entlang des Beratungsprozesses und bedient Versicherungen, Vermögensverwalter, Finanzvertriebe und Maklerpools. Das Produktspektrum umfasst neben Anlageberatungs- und Portfoliooptimierungssystemen, Kunden- und Beraterportalen auch Produktdatenbanken sowie ein bankenübergreifendes Kundenverwaltungssystem.

Reinhard Tahedl, Geschäftsführer von Finconomy sagt zur Übernahme: „Angesichts der Fragmentierung des deutschen Wealthtech-Segments entstehen für Private-Equity-Unternehmen große Chancen, diesen Bereich zu konsolidieren und Mehrwerte für Kunden, Mitarbeiter und Investoren zu heben.“

Mit der Akquisition von Fundsaccess wechselt auch Mifid-Recorder zu Pollen Street Capital. Mifid-Recorder stellt Banken und Kreditinstituten eine Software zur Verfügung, um telefonische Beratungsgespräche gesetzeskonform aufzuzeichnen. „Wir freuen uns, mit der im Vorfeld erworbenen Mifid-Recorder und unserer Fundsaccess zwei profitable Unternehmen in die neue Unternehmensgruppe einzubringen“, sagt Tahedl. Die Konsolidierung im Wealthtech-Segment geht mit diesem Schritt voran.

 

Niiio Finance Group wird übernommen und von der Börse genommen

Pollen Street Capital übernimmt zeitgleich die Niiio Finance Group, einen börsennotierten Software-Anbieter aus Görlitz. In dem Zug wird das Unternehmen von der Börse genommen.

Verklausuliert schreiben die Gesellschafter in einer Pressemitteilung: „Der Erwerb erfolgt durch Einbringung der Niiio Aktien durch bestehende Aktionäre, darunter Deutsche Tech Ventures und Johann Horch, in die Neptune Topco im Tausch gegen neue Anteile an dieser Beteiligungsgesellschaft.“ Neptune Topco gehört indirekt zu Pollen Street Capital: Die Gesellschaft befindet sich im Besitz von Investmentfonds, die von Pollen Street Capital verwaltet werden und ist eine Konzernholding.

Dies erfolgt im Zuge eines Zeichnungs- und Einbringungsvertrages und einer Investoren- und Gesellschaftervereinbarung, welche beide jüngst mit aufschiebenden Bedingungen unterzeichnet haben. Dadurch wird die Mehrheit der Niiio-Aktien erworben. Zu Niiio gehören zusätzlich zwei weitere ehemals eigenständige Marktteilnehmer: die Freiburger Patronas Financial Systems der Order-Routing-Spezialisten Fixhub, ebenfalls aus dem Breisgau. Der Abschluss der Transaktion ist für Ende 2023 angesetzt – vorbehaltlich erforderlichen behördlichen Genehmigungen.

Fundaccess, Fundhero und Fintecc sollen Teil von Niiio werden 

Bevor die Aktien von den Börsen in Düsseldorf und Frankfurt genommen werden, sollen durch Neptune Topco sämtliche Anteile an Fundsaccess, Fundhero und Fintecc in Niiio eingebracht werden.

Der Investor soll unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre hierfür neue Niiio-Aktien erhalten. Angekündigt werden im Zusammenhang mit dem geplanten Delisting Aktienkäufe durch Pollen Street Capital, möglich sei hier ein außerbörslicher Erwerb sowie ein freiwilliges Übernahmeangebot.

Der Plan von Pollen Street Capital

Pollen Street Capaital will die neuen Akquisitionen aktuell alle Unternehmen in die Niiio-Gruppe einbringen. Dadurch soll der Markt, insbesondere in der Dach-Region konsolidiert werden. Das Unternehmen verfolgt damit eine sogenannte „Buy & Build“-Strategie, im Kontrast zur jüngst pleitegegangenen Elinvardie das Geschäft aus dem Boden stampfen wollte („From scratch“). 

Pollen Street wird laut eigener Aussage auch in Zukunft erhebliches zusätzliches Kapital bereitstellen, um weitere Akquisitionen zu unterstützen, da die Gruppe bestrebt sei, einen fragmentierten Markt von Softwareanbietern in der Dach-Region und in ganz Europa zu konsolidieren.

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