Politische Börsen Lasst euch nicht kirre machen

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Rebellion gegen das Establishment

Viele Kommentatoren beschrieben die Leave-Entscheidung der Briten als eine Rebellion gegen das Establishment. Ängste rund um das Thema Immigration und Globalisierung haben auch im US-Wahlkampf eine entscheidende Rolle gespielt. Außerdem ist die Spanne zwischen Lohneinkommen und Wertpapiereinkünften immer weiter gestiegen. Aus diesem Blickwinkel lässt sich die Motivation zur Protestwahl vielleicht erklären.

Doch anstatt sich vom ungewöhnlich starken Sentiment rund um Brexit-Referendum, US-Wahlen oder Zentralbankentscheidungen anstecken zu lassen, sollten Anleger bewusst einen Schritt zurückzutreten und sich auf einen längerfristigen Zeithorizont fokussieren. Die universell geltende Frage für ausnahmslos jeden Aktien-Investor sollte lauten: Was treibt die Märkte tatsächlich an? Mehr und mehr Anleger glauben vielleicht, dass Regierungen und Zentralbanken langfristig über die Wirtschaft und Aktienbewertungen, ja sogar über Fundamentaldaten bestimmen. Schuld daran trägt letztendlich die Finanzkrise 2008, oder vielmehr was daraufhin passierte. Bis dahin hatten wir effektiv sehr freie Märkte und so gut wie keine wirtschaftlichen Interventionen durch Regierungen.

Mit dem globalen Crash änderte sich das Verhältnis zwischen Politik und Märkten aber dramatisch. Die Zentralbanken wurden unabhängiger und beeinflussen seither tatsächlich zunehmend das wirtschaftliche Geschehen. Acht Jahre später ist dieser Status quo für viele Investoren zu einer Art neuen Normalität geworden. Nun wird sich der eine oder andere fragen, ob die Aktienmärkte nicht vom Niedrigzinsumfeld profitieren. Die Antwort: in der Praxis nicht. Vielmehr beobachten wir auf breiter Linie eine Flucht in sichere Häfen. Als Reaktion auf die Politik der globalen Notenbanken fließt mehr und mehr Kapital in defensivere Marktsegmente. Viele Marktteilnehmer ergreifen beim ersten Anzeichen von Volatilität die Flucht.

Erträge und Cashflow entscheiden

Ein fundamental orientierter Bottom-up-Investor beruft sich vor allem auf die Erkenntnis, dass es am Aktienmarkt besonders auf Erträge und Cashflow ankommt – und das zu vernünftigen Bewertungen. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen, die diese Bedingungen in den kommenden drei bis fünf Jahren erfüllen, lohnende Investments sein können. Und solche Titel sind am Markt noch immer vorhanden – wenn man genau hinschaut.