Insight Index, Teil 2 Plus 2 Prozent dank Multi-Faktor-Modell

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Allen Faktor-Indizes ist gemeinsam, dass sie im langfristigen Performance-Vergleich mit der kapitalgewichteten Benchmark je nach Anlageuniversum jährlich zwischen 1 bis 2 Prozentpunkten besser abschneiden. Diese Regel gilt umso mehr, je länger man in der Historie zurückgeht. Nach einer Studie von Research Affiliates für die Jahre von 1967 bis 2011 konnten die fünf untersuchten Faktor-Indizes den gleichnamigen Standardindex S&P 500 um 1,53 Prozent bis 2,42 Prozent pro Jahr schlagen.

  Quelle: Feri

Geduld ist gefragt

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie von Feri, nach der fünf Faktor-Indizes aus dem MSCI-World-Universum zwischen 1999 und 2020 die Benchmark um jährlich 1,5 bis 2,9 Prozentpunte outperformt haben. Allerdings ist diese Outperformance nicht linear. Natürlich sind auch länger andauernde Durststrecken mit einer Underperformance der einzelnen Faktoren gegenüber der Benchmark möglich.

Aktuell liegt beispielsweise der Value-Faktor seit nunmehr über 94 Monaten hinter dem MSCI-World-Standard-Index, und eine Besserung ist derzeit noch nicht abzusehen. Neben der Dauer einer Underperformance muss dem Investor darüber hinaus bewusst sein, dass auch der zwischenzeitliche Maximalverlust eines Faktors höher sein kann als bei der Benchmark. Insbesondere beim Momentum-Index ist eine Underperformance mit zweistelligen Prozentpunkten möglich.

Um derartige Performance-Schwankungen einzuschränken, die bei einzelnen Faktorstrategien auftreten können, wurde schließlich der Multi-Faktor-Ansatz entwickelt. Der Investor setzt hier nicht auf einen speziellen Faktor-Index, sondern auf eine Mischung verschiedener Faktoren.

Bei der Gewichtungsverteilung kann man sich an der Verteilung nach Risikobeiträgen orientieren oder eine Gleichgewichtung mit monatlichem oder quartalsweisem Rebalancing verwenden. Berechnungen von Feri dazu zeigen, dass sich mit dem Multi-Faktor-Modell gegenüber dem Standard-Index ein langfristiger Mehrertrag von etwa 2 Prozentpunkten erzielen lässt. Während der Anlagezeit ist das Risiko einer Underperformance gering und rechnerisch nach weniger als zwei Jahren wieder aufgeholt (siehe Tabelle unten).

Trotz des optimierten Rendite-Risiko-Profils eines Multi-Faktor-Index werden in der Literatur zwei Kritikpunkte genannt, die von Anbietern bei der Indexkonstruktion berücksichtigt werden sollten. Erstens muss vermieden werden, dass im Zuge eines Scoring-Verfahrens ein Indexportfolio entsteht, in dem ausschließlich Aktien vertreten sind, deren Charaktereigenschaften sich auf mehrere Faktoren verteilen.

In einem solchen „Grey Stocks Portfolio“ besteht die Gefahr, dass die Best-in-Class-Aktien, also die wichtigsten Vertreter eines Faktors, im Index nicht vertreten sind, weil sie im Scoring nicht berücksichtigt werden. So weisen etwa die besten Value-Aktien der Welt aktuell kein Momentum auf.

Zweitens sollte verhindert werden, dass durch die Diversifikation der einzelnen Indexbestandteile sowohl auf Einzeltitelebene als auch auf Ebene der Faktor-Allokation kein „Durchschnitt der Durchschnitte“ erzeugt wird. Mit anderen Worten: Durch die Diversifikation würde ein Portfolio ohne Mehrwert entstehen, da sich die positiven Eigenschaften eines Faktors durch negative Eigenschaften eines anderen Faktors bei ein und derselben Aktie neutralisieren.