Insight Index, Teil 2 Plus 2 Prozent dank Multi-Faktor-Modell

Apple-Store in New York

Apple-Store in New York: Das Unternehmen aus Cupertino dominiert zusammen mit den anderen FAAAM-Titel seit Jahren die Märkte und bringt Multi-Faktor-Indizes in Erklärungsnöte Foto: Unsplash.com

Mit dem steilen Aufstieg der börsengehandelten Indexfonds (ETF) wurden in den vergangenen Jahren auch ETFs mit sogenannten Smart-Beta-Strategien immer populärer. Der Begriff ist zwar aus der Mode gekommen, heute spricht man eher von Faktor-Investments, doch dem Erfolg der regelbasierten Investmentstrategien hat dies keinen Abbruch getan. Die 275 in Europa beheimateten Faktor-ETFs kommen trotz eines eher schwierigen Jahres mit Rückgaben von über 6 Milliarden Euro immer noch auf ein Anlagevolumen von rund 43 Milliarden Euro.

Der Grund dafür, dass ETF-Emittenten ein breites Spektrum an Faktor-ETFs anbieten, liegt auf der Hand. Während die Kosten für einfache Indexfonds häufig nur noch wenige Basispunkte betragen, können für Faktor-ETFs je nach Ausgestaltung und Anbieter Gebühren zwischen 0,14 Prozent und 0,80 Prozent pro Jahr verlangt werden. Da sich mit Faktor-Indizes gegenüber der Benchmark eine Risikoprämie und somit ein Mehrertrag erzielen lässt, ist es nur fair, wenn der Faktor-ETF entsprechend mehr kostet als das Standardprodukt.

Michael Winker
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Die kapitalgewichteten Standard-Indizes, wie etwa die bekannten Aktien-Benchmarks MSCI World, S&P 500 oder Dax 30 richten sich nach der Marktkapitalisierung der im jeweiligen Index vertretenden Aktiengesellschaften. Diese Konzeption hat für den passiven Anleger den entscheidenden Nachteil, dass er ein Großteil seines Kapitals in Aktien investiert, die aufgrund einer historisch guten Performance bereits eine hohe Marktkapitalisierung erreicht haben.

Auch durch sein eigenes Investment treibt er den Aktienkurs dieser Unternehmen weiter nach oben. Dadurch investiert man zwar in ein recht gutes Abbild des Kapitalmarktes, jedoch immer mit dem Hang zur Überbewertung einiger weniger Aktiengesellschaften. Auch der Vorteil von geringeren Rebalancing-Kosten gegenüber Faktor-Indizes kann diesen Nachteil nicht in Gänze ausgleichen.

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Value ist nicht gleich Value

Die bekanntesten Faktoren, die den modernen Indexkonzepten zugrunde liegen, sind Value, Risk, Size, Quality und Momentum. Allerdings ist die Klassifizierung der Faktor-Indizes so vielschichtig wie die Indexwelt selbst. Das liegt daran, dass viele der Faktoren bereits in den 1970er bis 1990er Jahren wissenschaftlich nachgewiesen wurden und seither immer weitergeforscht wurde.

So beruht die einfachste Value-Klassifizierung nach dem Kurs-Buchwert-Verhältnis auf einer Studie von Fama und French, die das „Journal of Finance“ im Jahr 1992 veröffentlichte. Auch der Small-Cap-Effekt, der heute oft als Size-Faktor bezeichnet wird, beruht auf diesen Forschungsergebnissen. Mittlerweile gibt es jedoch allein beim führenden amerikanischen Indexanbieter MSCI fünf verschiedene Value-Ansätze. Dies zeigt den außerordentlichen Spezialisierungsgrad auf diesem Gebiet.

Beim Faktor Risk wird es leider noch unübersichtlicher. Unter Begriffen wie „Min-Risk“, „Min-Vol“, „Minimum Varianz“ oder „Low-Beta“ werden teilweise ähnliche, im Detail aber dann doch sehr unterschiedliche Ansätze verpackt. Auch das einfachste aller Gewichtungskonzepte, die Gleichgewichtung aller Indextitel, besitzt einen Small-Cap-Bias und kann damit der Size-Prämie zugeordnet werden.

In den Faktor-Indizes Value und Quality verstecken sich letztlich häufig die gleichen Schwergewichte, die Jahre zuvor schon in den Dividenden-Indizes allokiert wurden, als es die Terminologie Smart Beta oder Faktor-Indizes noch gar nicht gab. Auch die Buy-Back-Strategien sind der Logik nach Dividenden-Strategien.

In der Herangehensweise unterscheiden sich die meisten Faktoransätze vom reinen Momentum-Ansatz. Während letzterer auf der puren Preisbewegung der zugrunde liegenden Aktien basiert, werden bei anderen Faktoren, insbesondere bei Quality-Indizes, klassische fundamentale Kriterien oder eben Bilanzkennzahlen zugrunde gelegt.

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  Quelle: Feri