Pläne der Bundesregierung So komplex ist die erste grüne Bundesanleihe

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Zins von 2 Prozent ist eher unwahrscheinlich

Der Vorschlag der CSU-Bundestagsfraktion, die Klimaanleihe mit einem Zins von 2 Prozent per annum für zehn Jahre Laufzeit auszustatten, erscheint sowohl aus sozialer Sicht als auch aus der Kapitalmarktperspektive absurd. Aus sozialer Sicht, weil die höhere Verzinsung aus den Steuereinnahmen im Bundeshaushalt bezahlt werden würde. Das entspräche einer Vermögensumverteilung von der Allgemeinheit der Steuerzahler zu einzelnen Primärmarktinvestoren des Green Bonds.

Aus Kapitalmarktsicht ist der Vorschlag absurd, weil der höhere Kupon zwar von den Zeichnern am Primärmarkt vereinnahmt werden würde, aber der Kurs der Anleihe im Sekundärmarkthandel wegen der höheren Verzinsung unmittelbar steigen würde. Käufer im Sekundärmarkt erhielten damit nur die Rendite einer konventionellen Anleihe, während die zeichnenden Investoren einmalig einen Kursgewinn erzielt hätten. Das Ziel der Bundesregierung, gerade den privaten Sparern ein attraktives Anlagevehikel zu bieten, würde damit verfehlt werden.

Rendite dürfte sich an einer konventionellen Bundesanleihe orientieren

Am Markt zeichnen sich bei einzelnen Emittenten, die bereits eine Zinskurve aus grünen Anleihen etablieren konnten, Unterschiede in den Finanzierungskonditionen von grünen und konventionellen Anleihen ab – obwohl sich Bonität und Liquidität der Anleihen nicht unterscheiden (siehe Grafik 1). 

Beim langjährigen Green-Bond-Emittenten KfW und der Europäischen Investitionsbank (EIB) beträgt der Renditeunterschied im mittleren Laufzeitbereich circa 4 Basispunkte (siehe Grafik 2). 

Für diese Emittenten kompensiert dies die höheren Dokumentations- und Offenlegungspflichten gegenüber konventionellen Anleihen. Bei den ausstehenden Staatsanleihen der Länder Frankreich, Belgien, Irland und den Niederlanden erscheint die Differenz geringer, was womöglich der höheren Liquidität und dem Fehlen einer Green-Bond-Zinskurve der Emittenten geschuldet ist. Entsprechend wäre zu erwarten, dass sich die Höhe der Rendite für eine deutsche grüne Anleihe an den aktuell ausstehenden Bundesanleihen orientiert und der Green Bond das Potenzial für ein leicht tieferes Renditeniveau hat. 

Fazit: Grundsätzlich ist die Emission neuer grüner Anleihen eindeutig zu begrüßen. Bei der geplanten grünen Bundesanleihe führt die abweichende Emissionsstruktur jedoch zu ungewollten Problemen. Eine Emission im bewährten Format bereits emittierter grüner Staatsanleihen wäre die schlüssigste Vorgehensweise. Eine neue Struktur dürfte den Green-Bond-Markt zusätzlich fragmentieren und die Komplexität gerade für Privatanleger erhöhen.


Über den Autor:
Marcio da Costa ist Portfoliomanager für festverzinslichen Anlagen bei der auf institutionelle Anleger spezialisierten Fondsgesellschaft Bantleon. Im Tagesgeschäft analysiert er regelmäßig auch grüne Anleihen.  

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