Pictet-Deutschlandchef Armin Eiche „Wir bieten alles aus einer Hand“

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Pictet bildet die individuellen Vorlieben einzelner Familienmitglieder über eigene Spezialfonds ab. Ließe sich das nicht auch mit bereits existierenden Spezialfonds externer Anbieter darstellen?

Eiche: Schon um die unterschiedlichen Vorstellungen der Familienmitglieder von Risiko und Chance abzubilden, braucht man bei der Fondsadministration viel Raum für Individualität, der Produkten von der Stange fehlt. Hinzu kommt die Verbriefung illiquider Vermögenswerte, die nicht klassisches Bankgeschäft sind, wie Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen. Letztere bringen zudem noch einmal strengere regulatorische Bedingungen mit sich, auf die man reagieren muss. Nicht vergessen sollte man auch den entscheidenden Größenvorteil, wenn sich die Familie zusammenschließt und alles bündelt. Nehmen wir eine Familie mit zusammen 100 Millionen Euro, die im Segment Private Equity eine Allokation von 30 Prozent aufbauen möchte. Das Teilvermögen des Neffen von einer Million allein genommen erlaubt keine effiziente Private-Equity-Strategie, aber mit 30 Millionen Euro lässt sich ziemlich viel erreichen.

Wie sind Ihre Spezialfonds konkret strukturiert, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorlieben der Familienmitglieder zu bedienen?

Eiche: Im Prinzip handelt es sich um eine Depotplattform mit verschiedenen Unterdepots, darunter etwa eines nur für Private Equity, um beim Beispiel zu bleiben, aber auch Aktien, Anleihen und so weiter. Jedem Individuum der Familie steht es frei, sich an einzelnen oder allen Teilfonds zu beteiligen oder nicht. Ein Familienmitglied könnte sich rein hypothetisch zu 100 Prozent und ausschließlich am Private-Equity- Teilfonds beteiligen, ein anderes vielleicht zu 30, wiederum ein anderes nur zu 20 Prozent. Über die Teilfondslogik kann man also unterschiedliche Risikoallokationen zusammenstellen für einzelne Individuen der Familie. Denn das ist am Ende die Kunst: Über alle drei Governance-Bereiche eine Lösung zu schaffen, die für die Familie optimal ist, indem sie jedem Einzelnen gerecht wird. Das können in dieser Kombination nur die wenigsten.

Ab welcher Vermögenshöhe kommt das Pictet Investment Office zum Einsatz?

Eiche: Die Dienstleistungen des Investment Office greifen ab 100 Millionen Euro aufwärts. Das eröffnet weitere Möglichkeiten, denn je größer ein Vermögen, desto eher benötigt die Familie einen zunehmenden Prozentsatz davon nicht. Dann kann man sehr nachhaltig, sehr langfristig und mit hohen illiquiden Anteilen investieren. Dabei greifen wir nicht auf externe Manager zurück, sondern machen alles selber. Vorbild sind die Endowment-Fonds von Harvard oder Yale, die alle mit alternativen Anlagen in der Größenordnung von 30 bis 40 Prozent bestückt sind, was für den Durchschnitt der deutschen Investoren eine sehr hohe Quote ist. Die Renditen sind mit jenen von Harvard oder Yale vergleichbar, also wirklich sehr überzeugend, teils liegen wir sogar darüber.

Wo sieht sich Pictet im Konzert der europäischen Anbieter?

Eiche: Es gibt mit Ausnahme von Concierge-Services kein Element im Family-Office-Baukasten, für das wir keinen Service bereithalten, und das überall, egal ob in Stuttgart, München, Hongkong, Tokio, Genf oder London. Wir können alle Themen überall bedienen, benötigt ein Kunde zusätzliche Expertise, holen wir den entsprechenden Spezialisten persönlich oder per Videokonferenz hinzu. Zugleich legen wir großen Wert auf persönlichen Kontakt zwischen unseren Teams. Wir sind also nicht so unpersönlich wie Großbanken, aber viel internationaler als die meisten kleineren Häuser. Über 500 Milliarden an Assets der Pictet-Gruppe sorgen zudem für eine gewisse Marktdominanz, die ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Hinzu kommen hohe Beträge, die wir in Neuerungen und Entwicklungen stecken. All das kann etwa ein Multi Family Office mit einer Milliarde Euro Volumen niemals leisten. Das macht uns vergleichsweise einzigartig.


Über den Interviewten:

Armin Eiche ist Chef von Pictet Wealth Management in Deutschland und verantwortet das hiesige Geschäft mit vermögenden Privatkunden für die Pictet-Gruppe bereits im neunten Jahr. Vor seinem Wechsel zu dem Schweizer Vermögensverwalter im Juli 2011 war er in der erweiterten Geschäftsleitung des Deutsche Bank Wealth Management Deutschland tätig.

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