Haircut Peter E. Huber: „Inflation lässt sich nicht so einfach erzeugen“

Peter E. Huber

Peter E. Huber

private banking magazin: Sie haben in Diskussionen und Interviews mehrfach betont, sich auf Unternehmensanleihen zu konzentrieren. Haben Sie gar keine Staatsanleihen mehr?

Peter E. Huber: Doch. Wir haben ein paar Bestände an kurzlaufenden Bundesanleihen als Liquiditätsreserve, falls es zu größeren Abflüssen aus unseren Fonds kommt. Bundesanleihen sind unschlagbar liquide, mehr aber auch nicht.

private banking magazin: Sie brachten 2011 als eine der wenigen Anlageklassen ordentlichen Gewinn.

Huber: Weil aus Angst viele dort rein gerannt sind und deshalb die Kurse stiegen. Ich halte es aber für absoluten Unsinn, langlaufende Bundesanleihen zu kaufen.

private banking magazin: Warum?

Huber: Es spricht alles dagegen. Sie bringen weniger als 2 Prozent Rendite. Und Deutschland ist genauso von der Schuldenkrise betroffen wie alle anderen Länder auch. Die aktuellen Schulden sind schon enorm. Hinzu kommen noch 1,3 Billionen Euro allein durch künftige Pensionsansprüche von Beamten. Eine Art Sparbewusstsein ist dagegen überhaupt nicht vorhanden. Keine Chance, dass das alles jemals zurückgezahlt wird.

private banking magazin: Aber so weitergehen kann es auch nicht.

Huber: Natürlich nicht. Die ganze Situation ist nicht mehr haltbar, weil die Schuldenlast jetzt unerträglich geworden ist. Ich könnte mir vorstellen, dass spätestens in zwei bis drei Jahren die Börsen einfach für zwei Wochen geschlossen bleiben. Und dann erklären die Staaten plötzlich einstimmig, dass sie ihre Schulden nicht mehr komplett zurückzahlen können. Haircut.

private banking magazin: Ein Staatsbankrott? Aber sie versuchen es doch mit Sparen und Weginflationieren.

Huber: Ich bezweifle, dass die Sparpläne tatsächlich umgesetzt werden. Sich über Wachstum zu entschulden, geht auch nicht mehr. Und Inflation lässt sich auch nicht so einfach erzeugen.

private banking magazin: Die Europäische Zentralbank kauft Staatsanleihen und gibt Kredite zu Minizinsen aus. Damit druckt sie quasi Geld. Reicht das nicht für eine ordentliche Inflation?

Huber: Wenn alle Welt damit beschäftigt ist, Kredite zurückzufahren, sich also zu entschulden, können Sie Geld drucken, soviel Sie wollen. Ich rechne mit einem kontraktiven Szenario. Und da wird es keine hohe Inflation geben.

private banking magazin: Das sehen andere anders und kaufen Sachwerte, wie etwa Immobilien oder Gold.

Huber: Ich glaube, dass solche Käufer bald ziemlich dumm aus der Wäsche schauen werden. Ganz besonders wenn sie Immobilien auf Kredit gekauft haben. Unternehmensanleihen werden dagegen nicht vom Haircut der Staaten betroffen sein. Da gibt es das Geld zurück.

private banking magazin: Ein lukratives Beispiel?

Huber: Die Anleihe von Heidelberg Cement läuft bis 2019 und bringt über 8 Prozent Rendite. Das finde ich sehr gut.

private banking magazin: Wenn sie denn zurückgezahlt wird.

Huber: Ich bin zuversichtlich. Würde das Unternehmen Pleite gehen, hätte es das 2008 in der Krise getan. Aber es hat die Kurve gekriegt und steht jetzt sehr gut da.
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