Peter Bofinger „Spitzensteuersatz von 56 Prozent wäre angemessen“

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert höhere Steuern für Vermögende

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert höhere Steuern für Vermögende Foto: Sachverständigenrat

Peter Bofinger, einer der fünf Wirtschaftsweisen des Sachverständigenrats der Bundesregierung, macht sich für eine Anhebung des Spitzensteuersatzes stark. Im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung" (kostenpflichtig) sagte Bofinger, geringe Lohnsteigerungen in den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten seien ein Grund für die wachsende Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft.

So sei zwar beispielsweise die Wirtschaftsleistung Deutschlands von 1991 bis 2013 um 29 Prozent gestiegen, die realen Nettoeinkommen seien aber nur um 8 Prozent gewachsen. „Die Globalisierung bringt den Volkswirtschaften insgesamt mehr Wohlstand, aber innerhalb der Länder gibt es Gewinner und Verlierer“, sagt Bofinger.

Um die gesellschaftliche Legitimation der Globalisierung zu erhalten, müsse man die Verlierer kompensieren. „Dazu braucht man höhere Steuern. Es wäre sicherlich angemessen, den Spitzensteuersatz wieder von 42 auf 56 Prozent erhöhen, wie zu Helmut Kohls Zeiten“, erklärt der 62-Jährige. Dieser soll bei einem höheren Einkommen als bisher einsetzen. Auch die Erbschaftssteuer sollte nach Bofingers Ansicht ohne Ausnahmen auf 15 Prozent angehoben werden.

Die Stagnation bei den Gehältern führt laut Bofinger zu einer Konsumschwäche, was wiederum eine Nachfrageschwäche verursacht und sich in geringeren Investitionen der Unternehmen niederschlägt. Der Anteil des privaten Verbrauchs an der Wirtschaftsleistung schrumpfte in Deutschland seit 2003 von 58 auf 53 Prozent. Auch in den USA sei das reale mittlere Einkommen seit den 70er-Jahren im Vergleich zur Wirtschaftsleistung nur halb so stark gestiegen. Solche Entwicklungen würden den Populismus befeuern und die jetzige Welt bedrohen.

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