Die Folgen des Klimawandels werden im letzten Global Risks Report des World Economic Forum als das Risiko mit den massivsten Auswirkungen bewertet. Wie gehen Fondsinvestoren mit diesen und weiteren nicht-finanziellen Risiken um? Einen möglichen Ansatz bietet das ESG-Risikomanagement als integraler Bestandteil eines aktiven Investment-Managements.
Doch wie können institutionellen Investoren ESG-Risiken auf Asset-, Portfolio- und Manager-Ebene bestmöglich abbilden? Anhand eines Buyout-Multi-Managerfonds wird ein ESG-Verfahren aufgezeigt, das durch Vergleiche zwischen Managern und im Zeitablauf ein systematischen Vergleichsmaßstab und Berichtswesen ermöglicht und damit ein laufendes Monitoring von (Zielfonds-)Managern sichert.
ESG ist mehr als klimabezogenes Investieren (Environment). ESG umfasst zusätzlich soziale Aspekte (Social), wie Mitarbeiterrechte sowie Unternehmensführungsaspekte (Governance), wie nachhaltige Unternehmensführung. Es ist grundlegend, ESG als Nachhaltigkeitsrisiko und Teil des Marktrisikos zu verstehen. Damit stehen finanzielle ESG-Risiken im Fokus. Das heißt, es ist zu bewerten, wie sich der Marktwert eines Assets nach einem ESG-relevanten Ereignis als ESG-Risiko (negativ) verändern kann.
Regulatorisch sind ESG-Risiken explizit im Fonds-Investmentprozess zu integrieren und vollziehen sich auf drei Wirkungsebenen:
Auf Asset-Ebene vollzieht sich ESG-Risikomanagement bei Buyout-Fonds im Rahmen der Selektion von Zielgesellschaften. Dies erfolgt beispielsweise anhand von Positiv- und Ausschlusskriterien (White/Black Lists), quantitativen Limits (beispielsweise Carbon Footprint) oder ESG-Due-Diligence-Verfahren. Auf der Portfolioebene erfolgt die ESG-Marktrisikomessung anhand von Kennzahlen, mit denen die Leistung von Aktivitäten in Unternehmen ermittelt werden kann (KPIs), Stresstests oder Szenarien im Rahmen der ESG-Fonds-Due-Diligence. Ergänzend vollzieht sich auf dieser Ebene das ESG-Rating.
Die dritte Ebene betrachtet im Rahmen einer ESG-Due-Diligence die Fondsmanager. Ein ESG-Manager-Rating bewertet die organisatorische ESG-Integration (ESG-Policies), determiniert Zuständigkeiten (ESG Committee) und prüft die Teilnahme bei ESG-Initiativen (UN-PRI). Ein ESG-Managerrisiko ist folglich, im Gegensatz zum ESG-Fondsrisiko, prozessual und insbesondere qualitativ zu fassen. In bisherigen ESG-Fund-Ratings ist oftmals das ESG-Rating des Managers nicht enthalten, was auf fehlende Datengrundlage schließen lässt.
Bei großen Investoren werden in der Praxis eigene ESG-Scoring-Verfahren auf Asset-Owner-Ebene abgebildet, jedoch ohne Standardisierung. Ebenso werden bei alternativen Assets bereits selbst entworfene ESG-Due-Dilligence-Prüfungen verwendet. Oft gelten Ausschlusslisten, nicht Scorings, als „schärfstes Schwert“ in der Praxis. Es bleibt festzuhalten, dass eine Standardisierung als Voraussetzung für eine Etablierung von ESG-Scorings anzusehen ist.
Ein standardisiertes ESG-Manager-Scoring ermöglicht den Vergleich zwischen verschiedenen Managern durch einheitliche Auswertung und dient als Grundlage für laufendes Monitoring der Manager. Ein standardisiertes ESG-Scoring sollte bei der ESG-Manager-Due-Diligence drei Beurteilungsbereiche umfassen.
Organisation:
- Ein Masterfonds-Manager beantwortet beispielsweise folgende Fragen: Verfügt die die Organisation über ESG-Richtlinien? Welche internationalen ESG-Standards werden befolgt? Wie beeinflussen ESG-Faktoren die Organisation?
Pre-/ Post-Investment Due Diligence
- Welche ESG-Risiken werden bei der Fondsmanager-Auswahl berücksichtigt?
- Wie werden ESG-Risiken vor Investments identifiziert?
- Wie erfolgt die laufende Überwachung von ESG-bezogenen Risiken und Chancen?
- Wie wird sichergestellt, dass ein Zielfonds konsequent mit vereinbarten ESG-bezogenen Richtlinien arbeitet?