Deutschland rutscht weiter ab Globale Pensionsvermögen steigen erstmals auf 58,5 Billionen US-Dollar

Jessica Gao: „Pensionssysteme haben sich zunehmend Private Equity, Immobilien und Hedgefonds zugewandt.“

Jessica Gao: „Pensionssysteme haben sich zunehmend Private Equity, Immobilien und Hedgefonds zugewandt.“ Foto: TAI

Empfohlener redaktioneller Inhalt
Externe Inhalte anpassen

An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der unseren Artikel ergänzt. Sie können sich die externen Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen. Die eingebundene externe Seite setzt, wenn Sie den Inhalt einblenden, selbstständig Cookies, worauf wir keinen Einfluss haben.

Externen Inhalt einmal anzeigen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt und Cookies von diesen Drittplattformen gesetzt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die weltweiten Pensionsvermögen erreichten trotz geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten einen neuen Höchststand. Wie eine aktuelle Studie des Thinking Ahead Institute zeigt, kletterte das Gesamtvolumen Ende 2024 auf 58,5 Billionen US-Dollar – ein Plus von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die jährliche Untersuchung, die 22 der weltweit wichtigsten Pensionsmärkte analysiert, offenbart dabei auch eine wachsende Kluft zwischen Ländern mit stark kapitalgedeckter Altersvorsorge und solchen, die wie Deutschland primär auf das Umlageverfahren setzen.

Kapitalmarktabhängige Rentensysteme als Wachstumstreiber

Dies zeigt sich auch in den Wachstumsraten: Beitragsorientierte (Defined Contribution, DC) Systeme, bei denen die Rentenhöhe an der Entwicklung des Kapitalmarkts hängt, legten in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 6,7 Prozent pro Jahr zu. Leistungsorientierte (Defined Benefit, DB) Systeme kamen hingegen nur auf ein Plus von 2,1 Prozent. Der Anteil der DC-Systeme in den sieben größten Pensionsmärkten stieg dadurch von 40 Prozent im Jahr 2004 auf inzwischen 59 Prozent. 

„Der Aufstieg von beitragsorientierten Systemen wird mit jedem Jahr unserer Studie deutlicher ausgeprägt“, sagt Jessica Gao, Direktorin des Thinking Ahead Institute. „Während die globalen Pensionsvermögen weiterhin neue Rekordniveaus erreichen, sind es vor allem die Märkte mit größeren DC-Vermögenspools, die der Hauptmotor hinter diesem anhaltenden Wachstum sind.“ 

Die Pensionsvermögen konzentrieren sich stark auf wenige Länder. Die USA dominieren den globalen Markt mit einem Anteil von 64,9 Prozent. Zusammen mit den nächstgrößeren Märkten Japan, Kanada und Großbritannien vereinen sie bereits 82 Prozent der weltweiten Pensionsvermögen auf sich.

Deutsche Pensionsvermögen: Platz 9 im internationalen Ranking

Vor diesem Hintergrund zeigt sich die strukturelle Schwäche des deutschen Pensionsmarktes. Mit einem Gesamtvolumen von 556 Milliarden US-Dollar liegt Deutschland unter den 22 untersuchten Ländern auf Platz 9 – für die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt vergleichsweise schwache Position. Der relative Anteil Deutschlands an den globalen Pensionsvermögen sank in den vergangenen zehn Jahren sogar von 1,2 auf 0,9 Prozent.

Noch deutlicher scheint der Rückstand im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung: Während in der Schweiz die Pensionsvermögen 152 Prozent und in den Niederlanden 143 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, erreicht Deutschland gerade einmal 11,8 Prozent. Allerdings erfasst die Studie für Deutschland nur die betriebliche Altersvorsorge. Das Herzstück der deutschen Altersvorsorge – die gesetzliche Rentenversicherung mit ihrem Umlageverfahren wird in der Analyse nicht berücksichtigt.

Das moderate Wachstum der vergangenen Jahre – im Schnitt 2,1 Prozent pro Jahr seit 2014 – deutet dennoch darauf hin, dass Deutschland bei der Entwicklung kapitalgedeckter Altersvorsorge im internationalen Vergleich weiter zurückfällt. Angesichts der alternden Gesellschaft könnte dies zu einer der wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahre werden.

Alternative Anlagen gewinnen an Bedeutung

Bei den Anlagestrategien zeigen sich deutliche Verschiebungen im globalen Pensionsmarkt. „Ein wichtiger Trend, den wir in den letzten Jahrzehnten beobachtet haben, ist die Verlagerung von Aktien in alternative Anlagen“, erklärt Jessica Gao. „Pensionssysteme haben sich zunehmend Private Equity, Immobilien und Hedgefonds zugewandt, um ihre Portfolios zu diversifizieren und Renditen zu steigern.“

Die durchschnittliche Vermögensaufteilung in den sieben größten Märkten spiegelt diese Entwicklung wider: 45 Prozent sind in Aktien investiert, 33 Prozent in Anleihen und bereits 20 Prozent in alternative Anlagen – der Rest entfällt auf Cash. Gleichzeitig ist die traditionelle Bevorzugung heimischer Investments (Home Bias) deutlich zurückgegangen. Der Anteil inländischer Aktien am Aktienportfolio ist seit 2004 von durchschnittlich 57,1 Prozent auf 34,1 Prozent gesunken.

Parallel dazu hat der staatliche Einfluss auf die Pensionsfonds zugenommen. „Mit der wachsenden Größe dieser Vermögenspools sehen wir einen verstärkten Einfluss der Regierungen auf Pensionsfonds, hauptsächlich durch Regulierung“, beobachtet Gao. Dies zeige sich besonders deutlich in Ländern wie Kanada, Australien und Großbritannien.

 

Australien könnte zum zweitgrößten Pensionsmarkt aufsteigen 

Die dynamische Entwicklung des globalen Pensionsmarktes dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Besonders bemerkenswert ist der Aufstieg Australiens: Der Pensionsmarkt des Landes ist in den vergangenen 20 Jahren um fast 500 Prozent gewachsen. Bei Fortsetzung dieser Entwicklung könnte Australien bis 2030 zum zweitgrößten Pensionsmarkt weltweit aufsteigen.

Deutschland steht dagegen vor der Herausforderung, den wachsenden Abstand zu anderen entwickelten Märkten nicht noch größer werden zu lassen. Die Dominanz des Umlageverfahrens in der Altersvorsorge macht das Land anfällig für demografische Veränderungen. Der internationale Vergleich zeigt, dass erfolgreiche Pensionsmärkte verstärkt auf kapitalgedeckte und beitragsorientierte Systeme setzen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen