Die Pensionskassenbranche fordert von der neuen Bundesregierung regulatorische Erleichterungen. Eine Umfrage unter 60 Teilnehmern des WTW Pensionskassentags zeigt: 38 Prozent der Befragten sehen die Schärfung des Proportionalitätsprinzips als dringendste Aufgabe. 29 Prozent fordern die vollständige Umsetzung der Verbesserungen aus dem zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG II), das unter anderem die Anlagevorschriften für Pensionskassen lockert und neue Investmentmöglichkeiten schafft.
„Pensionskassen brauchen mehr Flexibilität und weniger Komplexität“, sagt Hanne Borst, Leiterin des Bereichs Altersversorgung Deutschland bei WTW. Die Branche wünscht sich einen Regulierungsrahmen, der Neuerungen ermöglicht. Das Proportionalitätsprinzip soll sicherstellen, dass kleinere Pensionskassen nicht mit denselben regulatorischen Anforderungen belastet werden wie große Einrichtungen.
Neue Anlageoptionen zeigen erste Wirkung
Die im BRSG II enthaltene Infrastruktur-Mischungsquote von fünf Prozent stößt auf unterschiedliche Resonanz: Neun Einrichtungen setzen die neuen Anlageoptionen bereits um, acht planen keine Anwendung. Weitere zehn Pensionskassen prüfen oder planen mittelfristig die Nutzung. Das Gesetz erlaubt Pensionskassen erstmals, bis zu fünf Prozent ihres Vermögens in Infrastrukturprojekte zu investieren – eine Erweiterung des bisher regulierten Anlageuniversums.
Der seit Januar geltende Digital Operational Resilience Act (Dora) erhöht den Anpassungsdruck auf die Einrichtungen. Die EU-Verordnung verpflichtet Pensionskassen zu umfangreichen Maßnahmen zur digitalen Betriebsstabilität und IT-Sicherheit. Die Kapitalanlagestrategie bleibt ein Thema – die Diversifikation durch alternative Anlagen wie Immobilien, Privatmarktanlagen und Privatkredit-Fonds rückt in den Fokus.