PBM-Kolumnist Norbert Paddags Wo das Private Banking bei der Digitalisierung steht

Dr. Norbert Paddags ist Geschäftsführer der Dr. Paddags Strategieberatung.

Dr. Norbert Paddags ist Geschäftsführer der Dr. Paddags Strategieberatung. Foto: Dr. Paddags Strategieberatung

Mit ihrem jüngst erschienenen Sammelband „Digitalisierung im Private Banking“ (Frankfurt School Verlag) haben die Herausgeber Teodoro D. Cocca, Armin Lauer und Wolfgang J. Reittinger einen spannenden Überblick über eine Entwicklung vorgelegt, die das Geschäft der Branche bereits jetzt grundlegend verändert und in Zukunft noch drastisch verändern wird.

Inhaltlicher Ausgangspunkt des Bandes ist die notwendige Innovation von Leistungen für Private-Banking-Kunden – hier definiert als Kunden mit einem zu verwaltenden liquiden Vermögen ab einer halben Million Euro – und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.

Treiber dieses notwendigen Wandels sind unter anderem technologische Innovationen und deren zunehmende Verfügbarkeit, sich änderndes Kundenverhalten und die fortschreitende Regulatorik. Neben bekannten Themen wie der Erbengeneration und den Gefahren der Kannibalisierung analoger durch digitale Angebote, vermittelt die eingängige Einleitung ein ausgewogenes Bild der möglichen Marktentwicklungen.

Hierbei steht die Euphorie mancher Digitalisierungsvertreter in starkem Kontrast zum Beharrungsvermögen der Industrie, das sich aus Machtinteressen etablierter Marktteilnehmer, der Komplexität des Bankgeschäfts und hohen Eintrittshürden ableitet. Den regulatorischen Anforderungen, welche die Digitalisierung befördern, ist ein eigenes Kapitel gewidmet. In ihm wird deutlich, dass die Regulierung sich nicht auf Mifid II beschränkt, sondern dass diese umfassend, das heißt inklusive des Zusammenwirkens verschiedener Anforderungen wie Mifid II, DSGVO oder PSD 2 zu betrachten ist.

Kundenperspektive oder die Frage: Wieviel Digitalisierung darf´s denn sein

Die Frage, wie Banken und Finanzdienstleister den geschilderten Herausforderungen begegnen können, hängt natürlich entscheidend davon ab, wie sich Kundenerwartungen verändern und inwieweit Kunden bereit sind, sich auf eine „Digital Journey“ zu begeben. Hierzu liefert Teodoro Cocca unter anderem auf Basis der Erhebungen für die bekannte LGT-Banking-Studie wertvolle quantitative Einblicke. Diese konzentriert sich – wie der gesamte Band – auf die DACH-Region plus Luxemburg.

Neben interessanten Erkenntnissen hinsichtlich der Frequenz der Kundeninteraktion und der Bereitschaft digitale Kanäle zu nutzen, leistet die Analyse einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um Kunden mit hybriden Anforderungen, das heißt einer Kombination aus persönlicher Beratung und ergänzenden digitalen Angeboten. Laut Cocca macht diese Gruppe circa 80 Prozent der Kunden aus, während „Mostly Digital“ und „Fully Digital Clients“ zusammen nur circa 7 Prozent darstellen.