PBM-Kolumnist Norbert Paddags Können US-Finanzinstitute den deutschen Robo-Markt beflügeln?

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Warum die US-Unternehmen noch nicht da sind

Grundsätzlich erscheint es einleuchtend, dass analog zu den GAFAs - also Google, Apple, Facebook und Amazon – auch amerikanische Finanzinstitute ihre finanzielle Stärke und technologischen Vorsprung in Europa ausspielen. Auch auf den zweiten Blick scheinen die US-amerikanischen Anbieter extrem gut für einen deutschen Eintritt positioniert zu sein: Sie verfügen über nachgewiesene Kapitalmarktexpertise, Track Record, umfangreiche Erfahrungen aus dem weiter entwickelten US-Heimatmarkt und bringen die entscheidenden Skalenvorteile mit, die den heimischen Anbietern fehlen. Daher haben sie den Vorteil, dass die Grenzkosten im laufenden Betrieb (nach initialem Set-Up und Akquisition) aufgrund der Skaleneffekte fast gegen Null gehen. Auch die Größe und das relativ hohe Margenniveau des deutschen Marktes machen diesen grundsätzlich interessant. Also: Wenn der Fall so klar ist, warum sind die US-Amerikaner noch nicht da?

Gegen einen zeitnahen und massiven Eintritt in den deutschen Markt sprechen der Aufwand für den Aufbau US-amerikanischer Brands in Deutschland – Charles Schwab und Vanguard sind bekannte Marken in den USA aber in Deutschland in der Breite weitgehend unbekannt. Hinzukommen – wenn man von einem Stand-alone-Antritt ausgeht - die Akquisitionskosten, die unter anderem aufgrund der geringen Kapitalmarktaffinität deutscher Anleger und der Stärke der Verbünde von Sparkassen und Genossenschaftsbanken besonders hoch sein werden. Bekanntermaßen beruht der relative Erfolg von Scalable Capital auch auf der Kooperation mit ING DiBa und dem einfachen Neukundenzugang.

Heißt dies nun im anderen Extrem, dass die US-Amerikaner nie kommen werden? Auch wenn der Vergleich mit dem Private-Equity-Haus Cerberus und seinen Investitionen in Deutschland (Deutsche Bank, Commerzbank, HSH) ein etwas schiefer ist. Er zeigt, wie aggressiv ausländische Investoren auftreten können, wenn die Marktlage schlecht und die Gelegenheiten gut sind. Es bleibt dem deutschen Finanzplatz zu wünschen, dass dieser bezüglich der Weiterentwicklung und Digitalisierung des Wealth Managements in Deutschland nicht auf die Hilfe der US-Finanzinstitute angewiesen sein wird. Auszuschließen ist es jedoch nicht.



Über den Autor:
Dr. Norbert Paddags ist Geschäftsführer der Dr. Paddags Strategieberatung, die Banken und Dienstleister in Financial Services zu allen Fragestellungen des Digital Wealth Managements berät. 

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